Fußsprechstunde: Knick-Plattfuß
In der Orthinform-Serie „Fußsprechstunde“ klärt Dr. Stefan Feiler (Orthopäde und Buchautor) spannende Fragen rund um das Thema Füße und gibt Patienten wertvolle Hinweise.
Knick-Plattfuß beim Erwachsenen
Wie der Name schon nahelegt, hat die Erkrankung des Knick-Plattfußes zwei grundlegende Komponenten: zum einen umfasst sie den Knickfuß, bei dem die Ferse im Verhältnis zur Unterschenkelachse nach außen „wegknickt“, und zum anderen den Plattfuß, die meist deutlich sichtbare Abflachung des Längsgewölbes.
Im Medizinerlatein heißt der Plattfuß Pes planus und der Knickfuß Pes valgus. In der Kombination nennen wir den Knick-Plattfuß dann folglich Pes planovalgus.
In manchen Fällen kommt eine dritte optisch auffällige Erscheinung hinzu, nämlich die Abweichung des Vor- und Mittelfußes gegenüber dem Rückfuß nach außen (Abduktion).
Ursachen
Die Ursache des Knick-Plattfußes ist die zunehmende Schwäche der hinteren Schienbeinsehne (Tibialis posterior Sehne). Fußexperten bezeichnen dieses Problem als Tibialis posterior Insuffizienz. Beim Erwachsenen ist hierfür in der Regel ein Verschleißprozess verantwortlich, der das Sehnengewebe schwächt. Chronische Überlastungen in Beruf oder Sport sowie Übergewicht können diese Entwicklung auslösen oder unterstützen. Weitere Faktoren sind Veranlagung und der ausgeprägte kindliche Knick-Plattfuß als Vorstufe. Am gesunden Fuß bildet die hintere Schienbeinsehne mit ihrem Gegenspieler, der langen Wadenbeinsehne (lange Peroneussehne), eine Art Steigbügel für die Ferse.
Lässt nun die Kraft der hinteren Schienbeinsehne aufgrund von Verschleiß nach, verliert die Ferse dort ihren Halt und kippt nach außen weg. Durch den oben beschriebenen Dreh-Kipp-Mechanismus kommt es nun zum Absacken des Fußlängsgewölbes. Verbleiben die Ferse und der hintere Anteil des Fußes in dieser Position, verkürzt sich nach und nach die Achillessehne, was dann wiederum die Fehlstellung der Ferse festigt – ein Teufelskreis. Die Weichteile zwischen Fersenbein und Außenknöchel können nun eingeklemmt werden, sodass es zu Schmerzen unterhalb des Außenknöchels kommt.
Die Einzelkomponenten des Dreh-Kipp-Mechanismus beim Knick-Plattfuß
Die Dreh-Kipp-Bewegung erfolgt in allererster Linie im so genannten unteren Sprunggelenk. Es setzt sich aus der Gelenkverbindung zwischen dem Sprungbein und dem Fersenbein (Subtalargelenk) sowie dem Gelenk zwischen dem Sprungbein und dem Kahnbein (Talonavicular-Gelenk) im Bereich der Fußwurzel zusammen. Das Wegknicken der Ferse nach außen und das Eindrehen des Sprungbeines nach innen bei gleichzeitiger Absenkung zum Boden ist eine gegenläufige Kombinationsbewegung. Dabei verliert der Kopf des Talus seinen Halt in der „Hängematte“ des Pfannenbandes. Dieses spannt sich zwischen dem Fersenbein und dem Kahnbein und ist im Bereich seines Lagers für den Taluskopf als Komponente des unteren Sprunggelenks sogar mit Knorpel überzogen. Bleibt der Knick-Plattfuß unbehandelt oder wird je nach Stadium nicht ausreichend therapiert, ist ein Gelenkverschleiß (Arthrose) in den genannten Gelenken die Folge. Das obere Sprunggelenk zwischen dem Sprungbein und der Knöchelgabel kann diese Problematik eine ganze Weile kompensieren. Langfristig droht aber auch hier die Arthrose.
Seltenere Ursachen für einen Knick-Plattfuß sind:
- neurologische Erkrankungen (z. B. Lähmung oder Spastik)
- angeborene Verwachsungen oder Knochenbrücken zwischen Knochen der Fußwurzel
- Defektzustände nach vorangegangenen Verletzungen (z. B. Fersenbeinbruch)
Diese Knick-Plattfußfehlstellungen lassen sich in der Regel aber nicht mehr gelenkerhaltend operieren, sondern langfristig nur mit versteifenden Eingriffen korrigieren.
Behandlung
Die Behandlung des Knick-Plattfußes des Erwachsenen richtet sich nach dem jeweiligen Schweregrad der Grunderkrankung.
Knick-Plattfuß beim Kind
Inwieweit beim Kind ein Knick-Senkfuß oder Knick-Plattfuß als krankhaft und behandlungsbedürftig eingestuft wird, hängt neben dem Alter auch noch von anderen Faktoren ab. Die Ursachen sind nicht vordergründig verschleißbedingt, wie das bei der zunehmenden Schwäche der Tibialis posterior Sehne im Erwachsenenalter ist. Bei Kindern wird ein kleiner Eingriff durchgeführt, um das Einknicken zwischen dem Sprungbein und dem Fersenbein (Subtalargelenk) aufzurichten und zu stabilisieren. Auch bei Erwachsenen kommt die OP zum Einsatz. Das Operationsverfahren wird Arthrorise („Gelenkblockierung“) genannt.
Eine ausführliche Erklärung der Ursachen, der verschiedenen Schweregrade und deren Behandlung sowie Nachbehandlung finden Sie in dem Buch "Füße - Beschwerden wirksam behandeln: Untersuchung - Diagnose - Therapie" von Dr. Stefan Feiler:
Informationen zum Buch
Zuckerschwerdt-Verlag: Füße - Beschwerden wirksam behandeln: Untersuchung - Diagnose - Therapie, ISBN: 978-3-86371-264-8, Autor: Dr. Stefan Feiler, 246 Seiten, Preis: 20,00 € (D) / 20,60 € (A),
Nächste Woche wird Ihnen Dr. Feiler hier Informationen zu der Fehlstellung Schneiderballen geben.