Arthrose

Arthrose ist eine degenerative Erkrankung der Gelenke, die zu einem zunehmenden Abbau des Knorpels und zur Schädigung des gelenknahen Knochens und der Gelenkkapsel führt. In der Folge kommt es zu belastungsabhängigen Schmerzen sowie zu Steifheit, Blockierungsphänomenen und zunehmenden funktionellen Einschränkungen im Gelenk. Die Behandlung erfolgt in der Regel als Kombinationstherapie aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen.

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Häufigkeit

Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung und zählt in Deutschland zu den am häufigsten auftretenden chronischen Gesundheitsproblemen. Rund 17 Prozent aller Männer und 27 Prozent aller Frauen erkranken im Lauf ihres Lebens an Arthrose, vorwiegend in den Hüftgelenken und in den Kniegelenken. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter: etwa ein Drittel der über 60-Jährigen sind von Arthrose betroffen.

Ursachen und Risikofaktoren

Mit dem Begriff der „Arthrose“ wird eine Gruppe von Erkrankungen bezeichnet, die sich zwar durch unterschiedliche Ursachen entwickeln, aber mit einem ähnlichen biologischen und klinischen Krankheitsbild einhergehen. Das Auftreten einer Arthrose steht in Zusammenhang mit dem Alter und dem Geschlecht. Weitere zentrale Risikofaktoren sind außerdem Übergewicht (Adipositas) und vorangegangene Gelenkverletzungen.

Symptome und Verlauf

Die Arthrose ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, die durch ein zunehmendes Gelenkversagen gekennzeichnet ist. Charakteristisch ist dabei ein fortschreitender Knorpelverlust, eine Versteifung des Knochens direkt unterhalb des Gelenks (sogenannte subchondrale Sklerosierung) und die Bildung von knorpeligen und knöchernen Anbauten (Osteophyten) am Ansatz der Gelenkinnenhaut. Verbunden mit den Veränderungen der Gelenkstruktur sind Schmerzen und eine verminderte Beweglichkeit. Für die Betroffenen kann dies die Aktivitäten des täglichen Lebens erheblich einschränken und die Lebensqualität mindern.

Abb. 1: Schwere Hüftgelenksarthrose als Folge einer unbehandelten Hüftgelenksluxation bei einer Dysplasie (eine Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne, bei der es in schweren Fällen zu einer Luxation, also einem Herausrutschen des Gelenkkopfes des Oberschenkelknochens aus der Gelenkpfanne kommt) (Quelle: Dr. Johannes Flechtenmacher)

Diagnose

Drei Faktoren werden von Patienten in der Regel als störend empfunden und weisen auf eine mögliche Arthrose hin: Schmerzen, Bewegungseinschränkung und Blockierungsphänomene.

Erst die Kombination der Informationen aus Patientenbefragung (Anamnese), körperlicher Untersuchung, Bildgebung (Röntgen) und Labor ermöglicht es in der Regel, die exakte Diagnose zu stellen.

Anamnese (Patientenbefragung)

Die Patientenbefragung steht bei der Diagnostik von Gelenkerkrankungen an zentraler Stelle. Dafür erfasst der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin verschiedenste Faktoren:

  • Körperliche Symptome
  • Dauer der aktuellen Beschwerden und Schmerzen, inklusive des tageszeitlichen Auftretens, der Lokalisation, des genauen Hergangs und Charakters (zum Beispiel brennender oder stechender Schmerz, allmählich oder plötzlich auftretende Beschwerden, Veränderungen durch Wärme oder Kälte, in Ruhe oder nach Bewegung etc.)
  • Zusätzliche Erkrankungen (Komorbiditäten), Unfälle, Vorerkrankungen usw.
  • Risikofaktoren, Lebensstil (Aktivitäten im Alltag, Sportarten), Lebensweise (Adipositas, Ernährung, Bewegung)
  • Familiäre Anamnese
  • Medikamentenanamnese (Herz, Magen-Darm, Diabetes, Schmerzmittel) und Wechselwirkungen
  • Berücksichtigung der sozialen Konstellationen (Beruf, Familie)
  • Berücksichtigung der psychischen Befindlichkeit (psychische Komorbiditäten wie zum Beispiel Depressionen)
  • Sonstiges, wie zum Beispiel Arztwechsel, schmerzbedingte Krankenhausaufenthalte, Operationen, Rehabilitationsmaßnahmen

Klinische Untersuchung

Im Rahmen der klinischen Untersuchung beurteilt der behandelnde Arzt den körperlichen Zustand des Patienten und erfasst dabei verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel bestehende Achsfehlstellungen (X- oder O-Beine), eine Beinlängendifferenz, das Gangbild sowie Gelenkschwellungen, Hautveränderungen oder Rötungen. Zudem werden durch Ertasten und spezifische Funktions- und Schmerztests weitere Aspekte erfasst, unter anderem die Mobilität der Kniescheibe, bestehende Druck- und Bewegungsschmerzen, der Bewegungsumfang, die Bandstabilität und der Zustand der Menisken.

Zudem muss diagnostisch beachtet werden, dass eine Vielzahl von extraartikulären (außerhalb des Gelenks liegenden) Erkrankungen Schmerzen im Gelenkbereich, zum Beispiel in der Hüfte, verursachen kann. Diese müssen durch eine ausgiebige klinische Untersuchung und eventuell durch das Heranziehen bildgebender Verfahren ausgeschlossen werden.

Bildgebende Verfahren

Neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung ist die Röntgenuntersuchung fester Teil der Diagnostik bei einem Verdacht auf Arthrose. Patientinnen und Patienten sollten dabei nach Möglichkeit im Stehen geröntgt werden.

Die endgültige Diagnose sollte immer nur unter Einbeziehung beider Befunde, des klinischen und des radiologischen, gestellt werden. Denn oft kann es zu Abweichungen zwischen dem Röntgenbefund und dem Ergebnis der Befragung und körperlichen Untersuchung kommen. Patienten mit fortgeschrittenen radiologischen Veränderungen können nur milde oder gar keine Symptome haben, wohingegen Patienten mit unauffälligen Befunden oft über starke Schmerzen klagen.

Abb. 2: Fortschreitende Kniearthrose im Röntgenbild: Im Laufe der Erkrankung wird der Knorpel immer weiter abgebaut, der Gelenkspalt verschmälert sich bis die Knochen schließlich direkt aufeinandertreffen. Zudem bilden sich knöcherne Anbauten (Osteophyten). (Quelle: Dr. Johannes Flechtenmacher)

Die Kernspintomographie (MRT) kommt zur Diagnose einer Arthrose in der Regel nicht zum Einsatz. In einigen Fällen kann sie allerdings hilfreich sein, um den Gelenkknorpel genauer beurteilen oder Begleiterkrankungen, zum Beispiel am Bandapparat, an den Menisken oder der Gelenkflüssigkeit, feststellen zu können. Auch gelenknahe Durchblutungsstörungen können im MRT gut nachgewiesen werden.

Abb. 3: Das Bild zeigt ein normales Röntgenbild des Kniegelenks ohne Auffälligkeiten (links) und auf der rechten Seite ein kernspintomographisches Bild mit einer deutlichen Perfusionsstörung (Durchblutungsstörung) in den äußeren Teilen des gelenknahen Oberschenkelknochens.

Therapie / Was können Patienten selbst tun?

Im Rahmen der Arthrosebehandlung ist vor allem die Kommunikation zwischen Arzt und Patient von großer Bedeutung, um die Ursachen der Erkrankung zu erkennen und gemeinsam die passenden Therapiemaßnahmen zu finden. Dabei beraten Orthopäden und Unfallchirurgen nicht nur bezüglich des Krankheitsverlaufs und geeigneter Medikamente und Maßnahmen, sondern klären auch über die Möglichkeiten auf, mit denen Patienten selbst Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen können.

Gerade Übergewicht kann das Risiko deutlich erhöhen, bereits im mittleren Alter an einer Arthrose zu erkranken. Das hohe Körpergewicht führt zu einer mechanischen Überlastung der Gelenke. Darüber hinaus produziert das Körperfett hormonähnliche Stoffe, die das Gelenk zusätzlich schädigen, indem sie Entzündungen verursachen. Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Fahrradfahren können dabei helfen, Übergewicht abzubauen und das Fortschreiten der Arthrose aufzuhalten.

Die Therapie der Arthrose ist in der Regel immer eine Kombinationstherapie aus medikamentösen und nicht-nichtmedikamentösen Maßnahmen.

Medikamentöse Therapie

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie zum Beispiel Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Somit sind sie besonders wirksam bei entzündungsbedingten Arthroseschmerzen.

NSAR sollten nicht zur Dauerbehandlung eingesetzt werden, sondern nur befristet während der Schmerzperioden und bis zum Abklingen der Entzündung. Bevorzugt können sie in Form von Salben eingesetzt werden. Daneben ist auch eine orale Anwendung in Form von Tabletten möglich. Vor allem bei älteren Patienten sollten weitere bestehende Erkrankungen vor der Einnahme geprüft und berücksichtigt werden.

Bei Arthrosepatienten mit starken Schmerzen, die von Entzündungszeichen und einem Erguss (einer krankhaften Ansammlung von Flüssigkeit im Gelenk) begleitet werden, kann die Injektion von Kortikosteroiden in das Gelenk Linderung verschaffen.

Hyaluronsäure-Therapie

Um die Gelenkmechanik zu verbessern und Schmerzen zu lindern setzen Orthopäden und Unfallchirurgen bei Arthrose außerdem auch Hyaluronsäure-Präparate ein, die in regelmäßigen Abständen in das Gelenk gespritzt werden. Am häufigsten wird diese Therapieform am Kniegelenk eingesetzt. Die Wirksamkeit der Hyaluronsäure-Therapie ist in wissenschaftlichen Studien noch nicht eindeutig belegt.

Orthopädie-Technik

Auch verschiedene orthopädietechnische Hilfsmittel können Arthrosepatienten im Alltag unterstützen und Schmerzen lindern helfen. Dazu gehören unter anderem Bandagen zur Gelenkstabilisierung oder auch Schuhzurichtungen wie Pufferabsatz, Absatzverbreiterungen, Fußbettungen oder Abrollhilfen, die bei schmerzhaft eingeschränkter Beweglichkeit im Fuß- und Sprunggelenkbereich eingesetzt werden können. Zur Entlastung schmerzhafter Gelenke können außerdem auch Hilfsmittel wie Unterarmgehstützen, Gehstock oder Rollator verordnet werden.

Alternative Verfahren

Weitere, alternative Verfahren zur Behandlung von Arthrose sind die Magnetfeldtherapie und die Laserbehandlung. Diese Methoden sollen Schmerzen lindern, den Zellstoffwechsel anregen und damit die Regeneration des Knorpels unterstützen. Einen wissenschaftlichen Nachweis für ihre Wirksamkeit gibt es bislang nicht.

Operative Therapie

Als chronische Erkrankung erfordert die Arthrose ein langfristiges Therapiekonzept. Schreitet der Gelenkverschleiß zunehmend voran und reichen konservative Therapiemaßnahmen nicht länger aus, kann schließlich eine operative Therapie notwendig werden. Ob und wann dies der Fall ist und welches OP-Verfahren für einen Patienten geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu gehören neben der Art und dem Ausmaß der degenerativen Gelenkveränderungen auch der Funktionszustand benachbarter Gelenke sowie ein zu erwartendes Fortschreiten der Arthrose. Weitere individuelle Faktoren, wie das Alter des Patienten, der Leidensdruck, die Motivation, die zu erwartende Mitarbeit in der postoperativen Rehabilitation und das allgemeine Operationsrisiko – insbesondere bei älteren Menschen – haben ebenfalls eine große Bedeutung.

Als Indikatoren für die Erwägung eines operativen Eingriffs gelten:

  • Nachtschmerz bei Versagen von adäquater konservativer Behandlung
  • Nicht konservativ zu kontrollierender Schmerz, starke Funktionseinschränkung des Gelenks und starke Einschränkung der Lebensqualität
  • Kniegelenknahe Beinachsenfehlstellung im Erwachsenenalter, die konservativ nicht korrigiert werden konnte und mit Schmerzen einhergeht

Bei lokalen, abgegrenzten Knorpelschäden stehen verschiedene Operationsverfahren zur Knorpelrekonstruktion zur Verfügung. Bei großflächigen Schäden und fortgeschrittenem Gelenkverschleiß ist daneben der Einsatz eines künstlichen Gelenks (Endoprothese) möglich. Die Implantation von Endoprothesen im Hüft- und Kniegelenk wird seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt und kann schmerzgeplagten Patienten ihre Mobilität und Lebensqualität zurückgeben.

Literatur und weiterführende Links

Psczolla, Matthias / Kladny, Bernd / Flechtenmacher, Johannes / Hoffmann, Reinhard / Dreinhöfer, Karsten (Hrsg.): Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie. Berlin: De Gruyter, 2017. Verfügbar unter: https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/485172 (Open Access)

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
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