Rückenschmerzen – verstehen & vermeiden
In den meisten Fällen haben Ihre Rückenschmerzen harmlose Ursachen. In 98 Prozent der Fälle liegen keine schwerwiegenden Erkrankungen des Rückens vor. Neunzig Prozent der Rückenschmerzen kommen recht plötzlich, also akut, und sie lassen meistens schon nach einigen Tagen wieder nach und dauern nicht länger als sechs Wochen. Akute Beschwerden sind wie ein Schnupfen, sie gehören zum Leben oft dazu. Zehn Prozent der Rückenschmerzen kommen jedoch wieder oder sind unser ständiger Begleiter. Dann ist der akute Schmerz chronisch geworden. Chronische Rückenschmerzen beeinträchtigen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ganz erheblich. So weit dürfen wir es nicht kommen lassen.
Rückenschmerzen verstehen und vermeiden
Rückenschmerzen sind ein vielfältiges Leiden. Nicht immer sind die Ursachen eines Rückenleidens klar erkennbar. Dann gilt es nachzuforschen, welche Auslöser dafür in Frage kommen könnten. Rückenschmerzen sind der häufigste Grund für Krankschreibungen und Frühberentungen.
Akute oder chronische Rückenschmerzen
Plötzlich ist er da: der Schmerz im Rücken. Vielleicht haben Sie schwere Möbelstücke getragen, viele Stunden angespannt vor dem PC verbracht, ungewöhnlich lange im Garten gearbeitet oder seit langer Zeit wieder einmal Fußball gespielt. Schmerzen werden akut genannt, wenn sie mit einem konkreten Ereignis oder Erlebnis oder auch mit einer akuten Erkrankung verknüpft sind. Ihre Dauer reicht von wenigen Sekunden bis zu einigen Tagen. Meistens entstehen diese akuten Schmerzen nicht aufgrund schwerwiegender Schädigungen der Wirbelsäule. Natürlich kann der Schmerz sehr unangenehm und beängstigend sein, aber die Erfahrungen zeigen, dass der Auslöser der Schmerzen oft harmlos ist. Der akute Schmerz hat eine wichtige Warn- und Schutzfunktion. Er will Ihnen anzeigen, dass Sie mit Ihrem Rücken nicht sorgsam genug umgegangen sind. Bei rückenfreundlichen Verhaltensweisen verschwindet der akute Schmerz wieder nach einigen Tagen oder spätestens nach wenigen Wochen.
Als chronisch bezeichnet man Schmerzen, wenn sie monate- oder jahrelang andauern. Während der akute Rückenschmerz für uns ein Alarmsignal ist, besitzt der chronische Rückenschmerz diese Schutz- und Warnfunktion nicht mehr. Er ist dann kein Hinweis auf Probleme des Rückens. Natürlich gibt es auch körperliche Erkrankungen, die immer wiederkehrende Schmerzen auslösen und somit zu chronischen Rückenschmerzen führen. Zu diesen Erkrankungen gehören beispielsweise Rheuma, Osteoporose, Einengung des Rückenmarkkanals. Der chronische Schmerz kann im Gehirn zu einem Schmerzgedächtnis führen und sich verselbstständigen. Das bedeutet, der Schmerz existiert eigentlich nur noch im Gehirn, wie ein Phantomschmerz.
Spezifische Rückenschmerzen
Rückenschmerz wird »spezifisch« genannt, wenn er durch eine Störung am »Komplex Wirbelsäule« verursacht ist.
Dazu zählen:
• eine Fehlstellung zweier oder mehrerer benachbarter Wirbelkörper, die durch Verklemmung oder Bewegungshemmung zu einer Blockierung führen,
• eine Fehlhaltung oder Überbelastung, durch die sich die Muskulatur verhärtet oder schmerzhaft wird,
• ein Unfall oder Sturz, der zu Wirbelsäulenverletzungen führt – mit Zerreißen der Bänder, Wirbelkörperbrüchen und Blutergüssen in der Rückenmuskulatur.
Spezifische Rückenschmerzen sind durch eine ärztliche Untersuchung erkennbar und beschreibbar. Auf der Grundlage einer präzisen Diagnose sind sie auch gezielt und in der Regel erfolgreich behandelbar.
Unspezifische Rückenschmerzen
Bei diesen Schmerzen lassen sich an der Wirbelsäule keine krankhaften Veränderungen feststellen. Die Bandscheiben drücken vermutlich nicht auf die Nervenwurzeln, die Wirbelgelenke sind nicht entzündet und auch der Rückenmarkkanal ist nicht eingeengt. Der Anteil der unspezifischen Rückenschmerzen an Rückenbeschwerden ist sehr hoch. Internationale Studien gehen davon aus, dass Rückenschmerzen in über 80 Prozent unspezifisch sind. In diesen Fällen ist die Wirbelsäule nicht der Auslöser für die Schmerzen. Mögliche Ursachen unspezifischer Schmerzen können auch andere Organerkrankungen oder Erkrankungen von Organsystemen sein.
Rückenschmerzen vermeiden – die Basics
Wenn Sie die vier folgenden Verhaltensempfehlungen befolgen, stärken Sie Ihren Rücken und verringern die Gefahr, dass die Rückenschmerzen chronisch werden:
• Achten Sie auf Ihre Körperhaltung.
• Bleiben Sie in Bewegung.
• Pflegen Sie Ihre Muskeln täglich.
• Bewahren Sie Ihre psychische Balance.
Die zehn wichtigsten Tipps, um Rückenschmerzen zu vermeiden:
- Achten Sie auf eine gute Körperhaltung – aufrecht geht es besser.
- Wechseln Sie möglichst oft Ihre Körperhaltung – die nächste Haltung ist die beste.
- Vermeiden Sie langes Sitzen – wechseln Sie möglichst oft zwischen Sitzen, Stehen und Gehen.
- Heben und Tragen Sie rückenfreundlich – setzen Sie dabei Ihre Rumpf- und Beinmuskeln ein.
- Halten Sie Balance zwischen Belastung und Erholung – Dauerbelastung führt zu mehr Verschleiß.
- Vermeiden Sie Dauerstress – zu viel Stress verursacht Rückenschmerzen.
- Lernen Sie, sich zu entspannen und zu genießen – Balance zwischen An und Entspannung.
- Gestalten Sie Ihr Umfeld ergonomisch – Ergonomie fördert Bewegung und reduziert Fehlbelastungen.
- Bleiben Sie bei Rückenbeschwerden locker – Schmerzen entstehen auch im Kopf.
- Pflegen Sie einen aktiven Lebensstil – Ihr Körper und Ihr Geist brauchen Bewegung.
Viele weitere Erklärungen und Tipps zum Thema Rückenschmerz sowie ausführliche Verhaltensempfehlungen finden Sie in dem Buch „Das Rückenbuch für Faule“ von Herrn Ulrich Kuhnt.
Informationen zum Buch
Das Rückenbuch für Faule, Herausgeber: TRIAS, ISBN: 978-3-432-11476-7, Autor: Ulrich Kuhnt, 120 Seiten, Preis: 12,99 €
Die nächsten Teile der Serie:
- Faszinierende Faszien
- Sitzen – ja aber bitte dynamisch
- Gesunde Füße – Die Basis für gute Körperhaltung
- Stehen – damit beginnt die Aktivität
- Tragen/Heben
- Gesunder Rücken im Homeoffice