Rückenschmerzen: Faszinierende Faszien

Ein gesunder Rücken benötigt verschiedene Dinge wie eine Menge Bewegung, aber auch Entspannung sowie die richtige Benutzung von Alltagsprodukten. Ulrich Kuhnt (Sportpädagoge und Buchautor) möchte Ihnen aufzeigen, wie Sie dem Auftreten von Rückenschmerzen wirksam vorbeugen und die Dauerhaftigkeit dieses Zustands vermeiden können.

Wie lindert ein zielgerichtetes Faszientraining Ihre Rückenschmerzen? Kann ich das im Alltag überhaupt machen? Und was steht wirklich hinter diesem Modewort?

Faszien umfassen das gesamte Bindegewebe des menschlichen Bewegungssystems. Sie durchziehen den ganzen Körper, umhüllen alle Muskeln, Sehnen, Knochen und Organe. Man spricht deswegen auch von einem "Ganzkörperfaszienanzug".

Früher betrachtete man das Bindegewebe wie ein bloßes Verpackungsmaterial. Neue Forschungsergebnisse beweisen, dass Faszien ein wichtiges Sinnesorgan darstellen und daher einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit des Muskel-Skelett-Systems haben. Rücken-, Muskel und Gelenkbeschwerden können durch unelastische Faszien ausgelöst werden. Zahlreiche verschiedene Rezeptoren in den Faszien beeinflussen unsere Körperhaltung, unsere Bewegungsabläufe und unser Schmerzempfinden. Elastische Faszien unterstützen die Muskulatur bei der Kraft entwicklung, da sie Bewegungsenergie speichern können. Der Zustand der Faszien spiegelt interessanterweise auch die psychische Balance eines Menschen wider. Chronischer Stress mindert die Gleitfähigkeit dieser Strukturen. Und die wichtigste Erkenntnis lautet: Faszien sind trainierbar.

Faszienpflege im Alltag

Faszien lieben es gedrückt, geschoben, gezogen, verdreht und bewegt zu werden. Somit sind alle Dehnbewegungen und jeder Haltungswechsel grundsätzlich auch gut für die Faszien. Wichtig für die Faszien sind variationsreiche und wechselnde Bewegungen. Spüren Sie beim Gehen die Abrollbewegung der Füße, beim Nach-vorn-Beugen des Oberkörpers die Dehnung in der Rückenmuskulatur oder beim Heben der Getränkekiste die Spannung im Oberschenkel.

Massage mit einem kleinen Ball

Mit dem Faszienball (das kann auch ein Tennisball sein) können Sie effektiv wichtige Faszien im Rücken, im Nacken, in den Beinen und Armen mit einer Eigenmassage individuell dosiert behandeln. Die Größe und Form des Massageballes ist besonders gut dafür geeignet, auffällige Schmerzregionen und Verhärtungen in der Muskulatur aufzuspüren und diese Stellen 1–2 Minuten lang sanft zu massieren. Die Massage kann mit kleinen Mini-Kreisbewegungen oder punktuellem Druck ausgeführt werden. Achten Sie auf ihr eigenes Muskelgefühl und atmen Sie normal weiter. Am Anfang darf es etwas schmerzhaft sein, dieser Schmerz sollte im Laufe der Massage langsam verschwinden.

Übung 1: Rollen Sie den Ball an einer Wand über Ihre Rückenmuskeln, links und rechts neben der Wirbelsäule.

Übung 2: Rollen Sie den Ball an einer Wand über Ihre Schultermuskeln oberhalb des rechten und linken Schulterblattes.

Übung 3: Rollen Sie den Ball an einer Wand über Ihre rechte und linke Gesäßmuskulatur.

Übungen auf der Faszienrolle

Bei folgenden Kontraindikationen dürfen Sie die Faszienrolle nicht benutzen:

• starken Krampfadern

• fortgeschrittener Osteoporose

• Einnahme von Blutverdünnern oder wenn Sie an einer Bluterkrankheit leiden

• Gefäßerkrankung

• frischer Wunde oder frischer Operation

• Tumorerkrankung

• Bandscheibenvorfall

• Neuropathie

Beginnen Sie die Übungen mit der Rolle besonders behutsam. Üben Sie am Anfang an einer Wand und versuchen Sie, sich auf dem Boden abzustützen. Verweilen Sie an Schmerzregionen etwas länger. Bei starken Schmerzen beenden Sie die Übung. Rollen Sie bei den einzelnen Übungen jeweils circa 10-mal langsam vor und zurück.

Übung 1: Rollen Sie über die Rückseite Ihrer Unter- und Oberschenkel.

Übung 2: Rollen Sie über die Vorderseite Ihrer Unter- und Oberschenkel.

Übung 3: Rollen Sie über die Außenseite der Oberschenkel.