Die moderne Knieschule – Hilfe bei Schmerzen und Beschwerden

Über 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden regelmäßig unter Knieschmerzen. Auslöser können Verletzungen, Unfälle oder Entzündungen im Gelenk sein, aber auch Fehl- oder Überbelastungen.
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Was steckt hinter den Schmerzen? Welche Therapien gibt es? Wie kann man sich selbst helfen, und wann sollte man besser professionelle Hilfe in Anspruch nehmen? Professor Joachim Grifka beantwortet all diese Fragen in seinem neuen Patientenratgeber „Die moderne Knieschule“. Dabei erklärt er die verschiedenen Beschwerde- und Krankheitsbilder am Knie; zeigt, was man selbst tun kann, und wann man besser einen Arzt aufsucht.

Herr Professor Grifka, wieso haben Sie mit Ihrem Patientenratgeber das Thema Knie aufgegriffen?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Die Knieschule habe ich 1990 zusammengestellt. 1992 ist dann die erste Auflage erschienen, also vor fast 30 Jahren. Damals gab es die Rückenschule, aber keine weiteren orthopädischen Patienteninformationen für andere Problembereiche. Entsprechend habe ich die Knieschule analog zur Rückenschule aufgebaut, mit Erläuterung von Krankheitsbildern, Verhaltensmaßnahmen und Trainingstherapie.

Das Schulungskonzept und die Übungsmaßnahmen habe ich gemeinsam mit einer Doktorandin mit den Vinzentinerinnen, die in Bochum im Josef-Hospital unermüdlich im Einsatz waren, entwickelt und evaluiert.

Wieso gerade mit Nonnen?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Die Schwestern waren über die übliche Altersgrenze hinaus mit großem persönlichem Einsatz im Krankenhaus aktiv. Viele von Ihnen litten unter einer Arthrose des Kniegelenkes. Zum Teil hatten sie schon selbst Tricks und Verhaltensmaßnahmen entwickelt, um mit der Arthrose besser zurechtzukommen. Außerdem sind die Vinzentinerinnen außerordentlich diszipliniert, befolgen also exakt ein ausgearbeitetes Übungsprogramm und trainieren ganz nach den Vorgaben.

Ist Ihre Knieschule dann ganz auf Arthrose ausgerichtet?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Nein. Dieser Patientenratgeber richtet sich an jeden, der Kniebeschwerden hat. Zu den Schwerpunkten gehören neben Arthrose Kniescheibenprobleme und ligamentäre Beschwerden. Natürlich werden auch andere Probleme angesprochen wie Achsfehlstellungen, Traumata, rheumatische Veränderungen, Knorpeltherapien, Knieendoprothetik.

Wo sehen Sie die Funktion Ihres Buches? Heute finden wir doch alles im Netz?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Das ist genau das Problem: Im Netz finden Betroffene unterschiedliche Aussagen, zum Teil Wirkversprechen bei fraglichen Verfahren und es fehlt in der Regel eine ärztliche Bewertung. Mir ist wichtig, dass der Patient mit soliden Informationen, Vorstellungen von seiner Erkrankung und den Notwendigkeiten der Therapie auf gesicherter Grundlage bekommt und damit die Erläuterungen und Empfehlungen des behandelnden Arztes verstehen kann. Ich möchte die Adhärenz des Patienten für die vorgeschlagene Therapiemaßnahme stärken.

Wodurch hebt sich Ihr Buch von anderen Informationsschriften ab?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Bei meinem Patientenratgeber war mir von Anfang an wichtig, dass ich mich auf evaluierte Verfahren stütze. So ist die Knieschule als solche schon im Rahmen einer Doktorarbeit mit ihrem Übungsprogramm geprüft worden.

Sie betonen immer, dass der Patient selbst vieles tun muss.

Prof. Dr. Joachim Grifka: Das ist ein wichtiger Punkt. Es ist zu kurz gesprungen, wenn wir einem Patienten Physiotherapie 6 x oder auch mehr verordnen. Wichtig ist, dass der Patient selbst ein Trainingsprogramm hat. Das ist in meinem Ratgeber nach Krankheitsgruppen gegliedert, so dass Betroffene einfache Übungen machen können, die gefahrlos eigenständig durchgeführt werden können und auch entsprechend effektiv sind. Insofern empfehle ich den Patienten, neben der Physiotherapie für das tägliche Training Übungen aus diesem Ratgeber.

Damit das Übungsprogramm richtig durchgeführt werden kann, gibt es ausführliche Beschreibungen und in der neuen Auflage nun zu jeder Übung ein Video.

Kann man generell Sportarten bei Knieproblemen empfehlen?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Gerade am Kniegelenk ist es wichtig, die Muskulatur ausgewogen zu trainieren und Dysbalancen, beispielsweise im Quadricept mit Hypotrophie des Vastus medialis, anzugehen, um die Patellaführung zu verbessern. So gibt es entsprechend einer Beschwerdesymptomatik gezielte Übungen, die ohne Hilfsmittel, sondern nur mit Alltagsgegenständen durchgeführt werden können. Es ist wichtig, dass der Patient ohne Gefahren trainieren kann, also beispielsweise ohne Überlastungen durch die Hebelwirkung des Unterschenkels auf das Kniegelenk. Einen besonderen Stellenwert haben Koordinationsübungen.

Welche Sportarten empfehlen Sie Patienten mit Knieproblemen und welche sollte man eher meiden?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Meiden sollte man die Beanspruchung, die mit Sprungbelastung oder stop and go einhergehen, also beispielsweise Ballsportarten, wie Handball, Volleyball und stop and go, wie Tennis oder Squash. Besonders zu empfehlen sind gleichförmige Bewegungen, die auch dosiert eingesetzt werden können, also klassisch orthopädisch sind Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen. Aber genauso kann auch bei sportlich ambitionierten Jüngeren mit Inlineskaten und anspruchsvollen Koordinationsübungen trainiert werden.

Erklären Sie den Patienten auch künstliche Gelenke?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Selbstverständlich. Es ist ganz wichtig zu wissen, wann die Indikation zu stellen ist. Das soll nicht leichtfertig frühzeitig sein, aber auch nicht zu spät, mit groben Fehlstellungen und langen Phasen, in denen man sich quält. Deswegen lege ich Wert darauf, Patienten die Möglichkeiten der modernen Medizin, einschließlich Knieendoprothetik zu erklären.

Ganz wichtig ist auch, dass der Patient weiß, wie er sich mit einer Knieprothese verhält, also wie die frühpostoperative Nachbehandlung ist und was er im weiteren Verlauf machen kann.

Gibt es eine bestimmte Altersgruppe, für die dieser Patientenratgeber geschrieben ist?

Prof. Dr. Joachim Grifka: Von 9 bis 99. Mir ist daran gelegen, dass die Patientenratgeber so geschrieben und mit Bildern hinterleget sind, dass wirklich jeder, vom Jugendlichen bis zum Hochbetagten, die Erklärungen einfach verstehen kann.

Herr Prof. Dr. Grifka, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno, Pressearbeit BVOU.

Patientenratgeber „Die moderne Knieschule - Hilfe bei Schmerzen und Beschwerden"

  • Verlag: Rowohlt Taschenbuch
  • ISBN: 978-3-499-00618-0
  • Erscheinungstermin: 15.06.2021
  • 240 Seiten
  • Autor: Prof. Dr. Joachim Grifka

Ärzte mit Spezialisierung auf Kniegelenk und Unterschenkel, Achsfehlstellungen, Kniearthrose, Kniebinnenschaden und Arthrose in der Umgebung von Ashburn

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