Fußsprechstunde: Hallux rigidus – die Steifzehe
In der Orthinform-Serie „Fußsprechstunde“ klärt Dr. Stefan Feiler (Orthopäde und Buchautor) spannende Fragen rund um das Thema Füße und gibt Patienten wertvolle Hinweise. Heute: Hallux rigidus – die Steifzehe.
Hallux rigidus
Krankheitsbild
Den Begriff „rigide“ verwenden wir hin und wieder in unserem täglichen Sprachgebrauch, um etwas als steif beziehungsweise unbeweglich zu beschreiben. Die Diagnose Hallux rigidus bedeutet daher in der Übersetzung aus dem Medizinerlatein ins Deutsche nichts anderes als „steife Großzehe“. Leitbild dieser Erkrankung des Gro0zehenballengelenks ist die kontinuierlich abnehmende Beweglichkeit in Folge einer Arthrose (Gelenk- oder Knorpelverschleiß). Diese Diagnose ist nach dem Hallux valgus die zweithäufigste Erkrankung der Großzehe. Das Geschlechterverhältnis ist hier etwas ausgeglichener als beim Hallux valgus, von dem Frauen deutlich häufiger betroffen sind. Den behandlungsbedürftigen Hallux rigidus sehe ich in meiner Fußsprechstunde bei Frauen und Männern etwa gleich häufig.
Das Hauptsymptom beim Hallux rigidus ist zunächst eine zunehmende Steifheit. Im weiteren Krankheitsverlauf kommen Schmerzen und eine Schwellung des Grundgelenks der großen Zehe hinzu. Eine wesentliche Fehlstellung der Großzehe, wie beim schräg stehenden Hallux valgus, ist beim Hallux rigidus eher die Ausnahme. Die im Gelenkbereich oft schon sichtbare Vorwölbung und Schwellung ist auf der Fußrückenseite stärker ausgeprägt, und nicht, wie beim Hallux valgus, am Fußinnenrand.
Je nachdem, wie weit die Gelenkzerstörung fortgeschritten ist, wird die Erkrankung in verschiedene Stadien beziehungsweise Schweregrade unterteilt. Je früher eine Behandlung beginnt, desto aussichtsreicher sind anfangs noch konservative Therapieversuche. Der zugrundeliegende Knorpelverschleiß kann hierdurch bestenfalls verlangsamt, aber nicht gänzlich gestoppt werden. So liegt es in der Natur der Erkrankung, stetig fortzuschreiten. Bleiben trotz aller konservativen Behandlungsoptionen Schmerzen und deutliche Funktionseinbußen bestehen, gibt es je nach Schweregrad des Hallux rigidus verschiedene Operationsverfahren.
Behandlung
Konservative Therapie
Im Anfangsstadium und bei mittelschweren Fällen kann eine konservative Therapie durchaus gute Linderung bringen. Zunächst sollten Sie natürlich auf bequemes Schuhwerk mit ausreichend Platz im Ballenbereich achten.
Spüren Sie schon eine Beweglichkeitseinschränkung, können manualtherapeutische Mobilisierungen und Gymnastik durch Physiotherapeuten helfen, insbesondere beim Hallux limitus. Allerdings wird das immer schwieriger, je stärker der Zeh im Ballengelenk durch den Knorpelverschleiß mechanisch einsteift.
Ich habe persönlich bei meinen Patienten die Erfahrung gemacht, dass ein sehr einfaches Training der Peroneusmuskulatur im Frühstadium Verbesserungen bringt. Diese Übung können Sie selbständig ausführen.
Sie müssen dazu bei Neutralstellung des Sprunggelenks (Fuß im rechten Winkel zum Unterschenkel) den Fußaußenrand so kräftig wie möglich hochziehen. Halten Sie die Spannung sieben bis zehn Sekunden. Dann lassen Sie locker. Wiederholen Sie die Anspannung fünf bis sieben Mal. Durch diese isometrische Anspannungsübung wird die Peroneusmuskulatur trainiert. Ihr langer Sehnenausläufer zieht den ersten Mittelfußknochen in Richtung Fußsohle. Und je tiefer der erste Mittelfußknochen eingestellt ist, desto besser wird die Beweglichkeit im Großzehenballengelenk. Das klappt aber nur, wenn es noch kein mechanisches Hindernis durch Knochensporne gibt. In weiter fortgeschrittenen Stadien mit vorwiegend belastungsabhängigen Schmerzen und bereits vorhandenen mechanischen „Bremsklötzen“ (gemeint sind hier die Osteophyten oder Exostosen) können spezielle Einlagen und orthopädische Schuhzurichtungen die Schmerzsituation positiv beeinflussen. Dabei wird die Einlage im Bereich des Großzehengrundgelenks versteifend verstärkt (Rigidusfeder), um die schmerzhaften Bewegungsausschläge im Großzehen-Ballengelenk ruhig zu stellen beziehungsweise zu schienen. An den Schuhen angebrachte Abrollhilfen (sogenannte mittlere Rollen) übernehmen nun die Funktion der Ballengelenke in der mittleren Standphase des Gangzyklus und beim Abdruck.
Bitte beachten Sie, dass diese beiden orthopädietechnischen Maßnahmen nur zusammen richtig wirken können. Insbesondere eine alleinige Einlagenversorgung mit Rigidusfeder ist nicht immer ausreichend, da Sie dann unter Umständen mehr über den Außenrand des Fußes abrollen. Sie provozieren damit gegebenenfalls Schmerzen auf der Außenseite des Fußes.
Eine ausführliche Erklärung der Krankheit Hallux rigidus, deren Ursachen, der konservativen und operativen Behaldlungsmöglichkeiten finden Sie in dem Buch "Füße - Beschwerden wirksam behandeln: Untersuchung - Diagnose - Therapie" von Herrn Dr. Stefan Feiler:
Informationen zum Buch
Zuckerschwerdt-Verlag: Füße - Beschwerden wirksam behandeln: Untersuchung - Diagnose - Therapie, ISBN: 978-3-86371-264-8, Autor: Dr. Stefan Feiler, 246 Seiten, Preis: 20,00 € (D) / 20,60 € (A),
Nächste Woche wird Ihnen Dr. Feiler hier Informationen zu der Erkrankung Hammer- und Krallenzehen geben.