Kinderorthopädie
Die Kinderorthopädie ist ein Spezialgebiet der Orthopädie, das sich mit angeborenen und erworbenen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates bei Kindern und Jugendlichen befasst.
Geschichte der Kinderorthopädie
Nicolas Andry hat 1741 im Titel seines Elternratgebers „L'Orthopédie ou l'art de prévenir et de corriger dans les enfants les difformités du corps“ (erschien 1744 auf Deutsch als „Orthopädie, oder die Kunst bey den Kindern die Ungestalt des Lebens zu verhüten und zu verbessern“) dem großen Fach der Orthopädie seinen Namen gegeben und dabei insbesondere die kinderorthopädische Wurzel des Fachgebietes gelegt.
Kinderorthopädische Behandlungen sind schon in der Antike durchgeführt worden, die Prinzipien der Behandlung des Klumpfußes wurden schon von Hippokrates beschrieben.
Spezialisierung Kinderorthopädie
Ab dem Jahr 2005 wurde in Deutschland die Weiterbildung und Zusatzbezeichnung „Kinderorthopädie“ eingeführt, die nach der Facharztausbildung von Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie und von Fachärzten für Kinderchirurgie erlangt werden kann. In einer achtzehnmonatigen Zusatzweiterbildung erlangen die Ärzte dabei die notwendigen Kompetenzen zur Beurteilung und Behandlung kinderorthopädischer Erkrankungen und lernen außerdem, kinderorthopädische operative Eingriffe durchzuführen.
Im deutschsprachigen Raum haben sich die Kinderorthopäden in der „Vereinigung für Kinderorthopädie“ zusammengeschlossen, die sich jährlich zu einem großen wissenschaftlichen Kongress in Deutschland, Österreich und der Schweiz trifft und die regelmäßig Weiterbildungskurse mit kinderorthopädischen Themen durchführt.
Die Spezialisierung zum Kinderorthopäden hat zur Gründung eigenständiger Kinderorthopädischer Abteilungen an Universitätskliniken und an Kinderkrankenhäusern geführt. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, daher sollten insbesondere junge Patienten mit kinderorthopädischen Erkrankungen an einem Kinderkrankenhaus betreut werden. Viele kinderorthopädische Erkrankungen erfordern einen interdisziplinären Therapieansatz, der unter dem Motto „der Spezialist kommt zum Kind“ mit den ärztlichen und nicht-ärztlichen Fachkräften in einem Kinderkrankenhaus diskutiert werden kann.
Kinderorthopädische Krankheitsbilder
Kinderorthopädische Erkrankungen werden dabei als nicht-organbezogene, systemische Krankheitsbilder oder als organbezogene, lokale Krankheitsbilder betrachtet. Beispiele für die lokalen Krankheitsbilder sind die Skoliose, die Hüftdysplasie, die angeborene Knieluxation, der Klumpfuß, die angeborene Klavikulapseudarthrose, die radio-ulnare Synostose oder die Madelung-Deformität.
Zu den systemischen Krankheitsbildern zählen die neuroorthopädischen Erkrankungen (zum Beispiel infantile Zerebralparese, Spina bifida, kongenitale Muskelerkrankungen), die genetisch bedingten Erkrankungen (zum Beispiel Osteogenesis imperfecta / Glasknochenerkrankung, Achondroplasie), die entzündlich bedingten Erkrankungen (zum Beispiel juvenile rheumatoide Arthritis, septische Arthritis, Osteomyelitis) und die Gruppe der gutartigen und bösartigen Knochen- und Weichteiltumore.
Therapie
Die Therapie kinderorthopädischer Erkrankungen ist in erster Linie eine konservative Therapie, nur bei zehn Prozent der Patienten ist eine operative Behandlung sinnvoll. Typische operative Eingriffe sind die Korrekturosteotomien am Becken oder am proximalen Femur, die temporäre Epiphyseodese zur Achskorrektur, die Extremitätenverlängerung mittels Ringfixateur und die Weichteilkorrekturen der Sehnen und Muskeln beim Klumpfuß oder bei spastischen Bewegungsstörungen.
Zu den täglichen Aufgaben des Kinderorthopäden zählt dabei die differentialdiagnostische Bewertung zur Durchführung konservativer und operativer Behandlungen, die Kenntnisse der orthopädischen Rehabilitations- und Behandlungsverfahren bei neuroorthopädischen Erkrankungen und die Planung und Anpassung orthopädischer Hilfsmittel wie Einlagen, Orthesen und Prothesen.
Die Kenntnis der normalen Entwicklung des kindlichen Stütz- und Bewegungsapparates und die Erfahrung in der konservativen und der operativen Behandlung kinderorthopädischer Erkrankungen zeichnen den zertifizierten Kinderorthopäden aus.
FAQ - Häufige Fragen zur Kinderorthopädie
Was ist Kinderorthopädie?
Kinderorthopädie ist ein Fachgebiet der Medizin, das sich mit der Diagnose und Behandlung von orthopädischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Diese Erkrankungen können angeboren oder erworben sein und betreffen häufig Knochen, Gelenke, Muskeln und Bindegewebe.
Welche häufigen Probleme werden in der Kinderorthopädie behandelt?
Zu den häufigsten Problemen gehören Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule), Hüftdysplasie (Fehlbildung der Hüfte), Klumpfuß (angeborene Fehlstellung des Fußes), Wachstumsstörungen und Verletzungen, die durch Sport oder Unfälle verursacht werden.
Ab wann sollte man einen Kinderorthopäden aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Kinderorthopäden aufzusuchen, wenn Sie Anzeichen von Schmerzen, Bewegungsproblemen oder Fehlstellungen bei Ihrem Kind bemerken. Auch bei Verletzungen, die nicht besser werden, sollte ein Facharzt konsultiert werden.
Wie wird eine Diagnose in der Kinderorthopädie gestellt?
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine gründliche klinische Untersuchung des Kindes sowie bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder MRT, um die genaue Ursache der Beschwerden zu ermitteln.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlung kann je nach Erkrankung variieren und reicht von konservativen Methoden wie Physiotherapie, speziellen Schienen oder Gipsverbänden bis hin zu chirurgischen Eingriffen. Ziel ist es, die normale Entwicklung und Funktion des Bewegungsapparates zu gewährleisten.
Was können Eltern tun, um die Gesundheit der Knochen und Gelenke ihrer Kinder zu unterstützen?
Eltern können die Gesundheit ihrer Kinder fördern, indem sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D achten, regelmäßige körperliche Aktivität fördern und sicherstellen, dass das Kind bei sportlichen Aktivitäten die richtige Ausrüstung trägt.
Wie wichtig ist die frühzeitige Erkennung von orthopädischen Problemen?
Die frühzeitige Erkennung ist entscheidend, da viele orthopädische Probleme besser behandelbar sind, wenn sie in einem frühen Stadium erkannt werden. Dies kann langfristige Komplikationen und Beeinträchtigungen der Lebensqualität verhindern.