Wenn der Nervenstau zu tauben Fingern führt

Wer kennt es nicht, dieses Gefühl, wenn einem auf dem Sofa die Finger eingeschlafen sind. Der kribbelnde ab und zu stechende Schmerz breitet sich bis in die Kuppen aus und man hat das Gefühl, nicht mehr Herr über seine Gliedmaßen zu sein. In der Regel fangen wir an, die Hand zu schütteln und nach ein paar Minuten ist das Problem weg. Wenn es aber öfter vorkommt, dann sollte man einen Arzt aufsuchen.
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Die Diagnose wird eine Nervenkompressionssyndrom sein. Das ist nichts anderes als ein Stau auf der Nervenautobahn. Aber was genau staut sich da im Sehnenfach der Hand vor dem sogenannten Karpaltunnel? Der Nerv! In Höhe der Handwurzel verläuft der Mittelarmnerv. Er versorgt den Daumen, den Zeige-, den Mittelfinger und die Hälfte des Ringfingers. Ein weiterer, der Ellennerv, steuert den kleinen Finger und die andere Hälfte des Ringfingers. In der Regel haben die Patienten mit dem Nervenkompressionssyndrom Beschwerden durch die Einengung des Nervs im Karpaltunnel. Sie klagen über nächtliches Kribbeln in der Hand und den Fingern, Schmerzen und Taubheitsgefühl.

Bevor behandelt werden kann, muss natürlich sichergestellt werden, dass auch wirklich die Verengung des Karpaltunnels Auslöser der Beschwerden ist. Eine Nervenmessung und damit eine neurologische Diagnose ist notwendig. Das Problem und das die Beschwerden verursachende Symptom ist also nicht der Nerv selbst, sondern die Einengung des Tunnels. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Dazu gehört auch die Schwangerschaft. Aber in der Regel schwillt das Gewebe nach der Entbindung wieder ab, sodass die Nerven wieder ungehindert durch den Karpaltunnel „fahren“ können. Verletzungen (Bruch der Speiche) können ebenso Auslöser sein wie Überlastung, Entzündungen oder chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Rheuma.

ORTHOCAST - Der Orthinform Podcast
17.10.2023 | 1 Staffel | 2. Folge
Eingeschlafene Hände - Ursachen, Diagnose und Therapie des Karpaltunnelsyndroms (Dr. Henning Leunert)
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17.10.2023 | 1 Staffel | 2. Folge
Eingeschlafene Hände - Ursachen, Diagnose und Therapie des Karpaltunnelsyndroms (Dr. Henning Leunert)

Haben Sie auch manchmal taube Finger und einschlafende Hände? Dann erklärt Ihnen Dr. Henning Leunert wie man sowas erkennt und was man dagegen tun kann. Viel Spaß beim Zuhören.

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Bevor die Ärzte zum Skalpell greifen, kann versucht werden, mit konservativem Maßnehmen den Stau auf der Nervenautobahn aufzulösen. Die Ruhigstellung der Hand kann Linderung bringen. Mithilfe einer speziellen Schiene wird in der Nacht ein Abknicken der Hand verhindert. Während der Behandlung sollten unnötige Belastungen des Handgelenkes vermieden werden. Eine weitere Methode sind Kortisonspritzen. Sollte die Ruhigstellung des Handgelenkes keine Erleichterung gebracht haben, gibt es die Möglichkeit einer Behandlung mit Kortison. Es hemmt Entzündungen, führt zu einem Abschwellen des Bindegewebes und somit zu einer Druckentlastung des Mittelnervs. Das Kortison wird dabei direkt in den Karpaltunnel injiziert.

Bringt das nichts, hilft nur noch ein ambulanter operativer Eingriff. Er dauert nur etwa 15 Minuten. Dabei wird das Dach des Karpalkanals durchtrennt, um so eine Druckentlastung zu schaffen. Die Öffnung wird – wie so oft in der Natur – wieder zusammenwachsen, aber meist so, dass der Nerv nicht mehr behindert wird. Der Eingriff erfolgt unter Voll- oder Teilnarkose. Die Hand kann am ersten Tag nach dem Eingriff bewegt und leicht belastet werden. Und so gehören die lästigen Staus auf der Nervenautobahn dann der Vergangenheit an.

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