Karpaltunnelsyndrom
Beim Karpaltunnelsyndrom (KTS) handelt es sich um ein Engpasssyndrom des Mittelnervs der Hand im Bereich des Handwurzelkanals (sogenannter Karpalkanal). Missempfindungen des Daumens, Zeige-, Mittel- und daumenseitigen Ringfingers sowie feinmotorische Einschränkungen können bestehen. Schwereabhängig sind nicht-operative und operative Behandlungen mit Ausheilung bei früher Behandlung möglich.
Häufigkeit
Das Karpaltunnelsyndrom tritt bei Frauen dreimal häufiger auf als bei Männern, bevorzugt dabei im mittleren Lebensalter zwischen 40 und 70 Jahren. Pro 100.000 Einwohner sind jedes Jahr etwa drei bis zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung von der Erkrankung betroffen. In mehr als 50 Prozent der Fälle liegt ein Karpaltunnelsyndrom beidseits vor. In der Schwangerschaft kann es gehäuft auftreten (bei sieben Prozent aller Schwangeren).
Ursachen
Das Karpaltunnelsyndrom ist das körperstammferne (periphere) Engpasssyndrom des Mittelnervs (Nervus medianus, Medianusnerv) der Hand im Bereich des Handwurzelkanals, des sogenannten Karpalkanals. Dieser Karpaltunnel führt auf der Handflächenseite des Handgelenks wie ein Kanal vom Unterarm zur Handfläche und ist fest von Bindegewebe auf der Flächenseite sowie von Knochen auf den anderen Seiten umschlossen. In diesem von Natur aus engen Karpaltunnel laufen zusammen mit dem Medianusnerv unter anderem die Beugesehnen des Daumens und der dreigliedrigen Finger in ihren Sehnenscheiden. Kommt es dort zu einer weiteren Verengung des Kanals, entsteht ein Druckschaden des Nervs.
Symptome und Verlauf
Typisch sind Missempfindungen („Kribbeln“, „Einschlafen“, Taubheit, eventuell Schmerzen) des Daumens, Zeige-, Mittel-, und der daumenseitigen Hälfte des Ringfingers. Diese bestehen anfangs besonders nachts, später aber auch tagsüber. Feinmotorische Tätigkeiten können eingeschränkt sein.
Besteht die Nervenkompression anhaltend, können Lähmungen mit Muskelschwund, vor allem der Daumenballenmuskulatur, und eine unter Umständen nicht wieder vollständig heilbare Taubheit der Finger eintreten.
Diagnose
Bei der ersten Vorstellung beim handchirurgisch erfahrenen Arzt erfolgt die Befragung des Patienten und die körperliche Untersuchung. Dabei werden die Kraft der Hand und die Sensibilität der Finger erfasst sowie spezifische Tests durchgeführt (sogenannter Phalen-Test, Drucktest, Hoffmann-Tinel-Zeichen), die hinweisend auf ein Karpaltunnelsyndrom sind.
In der Regel erfolgt dann die Veranlassung einer neurophysiologischen Elektrodiagnostik (Elektrophysiologie, Neurographie, eventuell EMG zur Differentialdiagnostik).
Hiernach kann eine spezifische handchirurgische Diagnose gestellt werden und eine Beratung bezüglich der bestmöglichen Behandlung erfolgen.
Therapie und Nachsorge
Die Behandlung ist vor allem von der Schwere des Karpaltunnelsyndroms abhängig. Bei gering ausgeprägter Symptomatik kann eine konservative Behandlung versucht werden. Durch eine Lagerungsschiene des Handgelenks lässt sich eine nächtliche Ruhigstellung erreichen. Dies verhindert die Beugung des Handgelenks und soll eine zusätzliche Druckerhöhung im Karpalkanal vermeiden. Durch Tabletten mit dem Wirkstoff Kortison oder besser durch eine Kortisoninjektion in den Karpalkanal kann ein Abschwellen der Gewebe im Karpaltunnel (vor allem des Sehnengleitgewebes) erreicht werden.
Oft kann aber trotz dieser Maßnahmen keine Beschwerdefreiheit erreicht werden.
In diesen Fällen ist eine Operation erforderlich. Der Handchirurg berät den Patienten darüber, ob diese Operation in einer lokalen/regionalen Anästhesie oder einer Vollnarkose erfolgt und ob die Behandlung stationär oder ambulant erfolgen sollte. In der Regel kann die Operation ambulant in einer regionalen Anästhesie (also unter Betäubung des Arms) durchgeführt werden. Dabei wird das bindegewebige Karpaldach (Retinaculum flexorum) über einen kleinen Schnitt in der Hohlhand vollständig gespalten und der Nerv druckentlastet. Gegebenenfalls kann auch gleichzeitig auf diesem Weg verdicktes Beugesehnengleitgewebe entfernt werden.
Nach dem Eingriff wird meist kurzzeitig eine Schiene angelegt. Nach spätestens drei bis vier Wochen ist die Hand in der Regel wieder voll belastbar.
Nach vielen handchirurgischen Behandlungen ist eine Therapie bei einem spezialisierten Handtherapeuten (speziell ausgebildete und zertifizierte Ergotherapeuten oder Physiotherapeuten) nötig. Dies ist aber nach der Operation des Karpaltunnelsyndroms nur selten der Fall. Nach dem Fadenzug sollte aber eine gute Narbenbehandlung mit einer Salbe oder Creme durch den Patienten erfolgen.
Die Ergebnisse der operativen Behandlung sind in der Regel sehr gut. Erfolgt die Therapie ausreichend frühzeitig, kann eine Ausheilung mit Beschwerdefreiheit meist erreicht werden. Liegt aber eine langandauernde Nervenkompression mit schon fortgeschrittenen Druckschäden des Nervs oder Muskellähmungen vor, kann unter Umständen keine vollständige Wiederherstellung erreicht werden. In diesen Fällen kann auch durch die Operation nur eine Besserung der Situation erlangt werden.
Leider gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen, die Patienten selbst durchführen können, um die Entstehung des Karpaltunnelsyndroms zu vermeiden. Auch bei schon bestehenden Beschwerden gibt es bei einem Karpaltunnelsyndrom keine selbst durchzuführenden Maßnahmen, die eine Heilung erreichen lassen.
Literatur und weiterführende Links
www.Handexperten.com
Sauerbier, M. / Eisenschenk, A. / Krimmer, H. / Partecke, B.-D. / Schaller, H.-E. (Hrsg.): Die Handchirurgie. Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH, München, 2015.
Martini, A. (Hrsg.): Ellenbogen, Unterarm, Hand. Reihe: Wirth, C. J. / Zichner, L. (Hrsg.): Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 2003.
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FAQ - Häufig gestellte Fragen: Karpaltunnelsyndrom
Was ist das Karpaltunnelsyndrom?
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Erkrankung, bei der der Medianusnerv im Handgelenk komprimiert wird. Dadurch entstehen Symptome wie Taubheitsgefühl, Kribbeln und Schmerzen in der Hand und den Fingern.
Wie häufig tritt das Karpaltunnelsyndrom auf?
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine der häufigsten Nervenkompressionen und betrifft etwa 3-6% der Bevölkerung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Was sind die Ursachen für das Karpaltunnelsyndrom?
Die genaue Ursache des Karpaltunnelsyndroms ist nicht immer bekannt, es kann jedoch durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Dazu gehören wiederholte Handbewegungen, wie sie zum Beispiel bei der Arbeit am Computer oder beim Bedienen von Maschinen vorkommen, Verletzungen des Handgelenks, entzündliche Erkrankungen wie Arthritis und bestimmte hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft.
Wie wird das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert?
Die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms erfolgt in der Regel anhand der Symptome des Patienten und einer körperlichen Untersuchung. Manchmal können weitere Tests wie Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden, um die Schwere der Nervenkompression zu bestätigen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für das Karpaltunnelsyndrom?
Die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms kann je nach Schweregrad der Symptome variieren. Zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten gehören Handgelenksstützen, physikalische Therapie, entzündungshemmende Medikamente und Injektionen von Kortikosteroiden. In schwereren Fällen kann eine Operation empfohlen werden, um den Druck auf den Nerv zu entlasten.
Kann das Karpaltunnelsyndrom geheilt werden?
Mit einer angemessenen Behandlung können die meisten Fälle von Karpaltunnelsyndrom erfolgreich behandelt werden. In einigen Fällen können jedoch langfristige Symptome bestehen bleiben, insbesondere wenn die Nervenkompression bereits fortgeschritten ist. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um langfristige Schäden zu vermeiden.
Gibt es Maßnahmen, um das Karpaltunnelsyndrom zu verhindern?
Es gibt keine spezifischen Maßnahmen, um das Karpaltunnelsyndrom vollständig zu verhindern. Es kann jedoch hilfreich sein, regelmäßige Pausen einzulegen und ergonomische Arbeitsplätze zu nutzen, um wiederholte Handbewegungen zu reduzieren. Das Tragen von Handgelenksstützen während der Arbeit kann ebenfalls dazu beitragen, den Druck auf den Medianusnerv zu verringern.