Wie wird ein CRPS therapiert?

In der Orthinform-Serie „CRPS – die unverstandene Krankheit“ klärt die Autorin und CRPS-Betroffene Elvira Willems spannende Fragen rund um das Thema und gibt Patienten wertvolle Hinweise.
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Wie ist das CRPS zu behandeln? Die Sicht darauf hat sich im Laufe der Zeit verändert. Manche neuen Ansätze wurden ausprobiert und modifiziert oder wieder verworfen.

Schmerztherapie

An erster Stelle steht die Linderung der Schmerzen. Neben Medikamenten zum Auftragen oder Einnehmen gibt es – wenn alles andere nicht hilft – auch invasive Verfahren.

Um ein CRPS erfolgreich zu behandeln, reicht die Schmerztherapie allein auf keinen Fall aus. Dafür braucht es ein multimodales Behandlungskonzept, das neben der Schmerztherapie (medikamentös und invasiv) auch rehabilitative Therapien (Physiotherapie, Ergotherapie und Lymphdrainage) vorsieht sowie nach Möglichkeit begleitende Psychotherapie. Letzteres nicht, weil ein CRPS eine "Psychoerkrankung" ist, sondern weil anhaltender Schmerz Menschen sehr zusetzen kann.

So unterschiedlich die Krankheitsverläufe sind, so individuell sollte auch die Therapie sein. Das ist die ganz große Herausforderung für Therapeutinnen und Betroffene. Im Großen und Ganzen ist heute eigentlich relativ klar, was zu tun ist, doch dieses Wissen ist leider noch lange nicht überall da angekommen, wo es sein sollte, sodass Betroffene einen harten Kampf kämpfen müssen, um ihren Weg hinaus aus Schmerzen, Missempfinden und motorischen Einschränkungen zu finden.

Für den Krankheitsverlauf – und den Ausgang der Geschichte – ist es enorm wichtig, ein CRPS so früh wie möglich zu diagnostizieren und mit der Therapie zu beginnen. Denn so ungewiss und unklar, auch beängstigend, die Prognose ist, in einem Punkt sind sich doch alle einig: Je früher ein CRPS diagnostiziert und therapiert wird, desto größer ist die Chance auf Heilung oder zumindest auf weitgehende Wiedererlangung der Funktion.

Schmerzmedikamente

Da CRPS-Schmerzen hauptsächlich Nervenschmerzen sind, kommen entsprechend nervenschmerzwirksame Antiepileptika und Antidepressiva sowie Opioide zum Einsatz.

Schmerzpflaster

Die Medikamente werden dann in Form eines Pflasters oder als Creme auf die Haut aufgebracht, um bestimmte Bestandteile der Nervenzelloberfläche zu beeinflussen und die Schmerzentstehung oder -weiterleitung zu verhindern.

Invasive Verfahren

"Invasiv" sind in Diagnostik und Therapie Maßnahmen, die in den Körper eindringen und seine Integrität verletzen, bei denen also Gewebe verletzt wird. Invasive Therapieverfahren sind beim CRPS nicht die erste Wahl, sondern sollten erst in Erwägung gezogen werden, nachdem alle konservativen Therapiemaßnahmen ausgeschöpft wurden.

Der Ansatz für diese Verfahren ist die Tatsache, dass das vegetative Nervensystem bei chronischen Schmerzzuständen eine wichtige Rolle spielt. Unabhängig von der ursprünglichen Erkrankung kann eine krankhafte Überaktivität des sogenannten sympathischen Anteils dieses vegetativen Nervensystems für das Weiterbestehen bzw. die zunehmende Ausbreitung der Schmerzen verantwortlich sein.

Das Ganglion stellatum ist der größte sympathische Nervenknoten des vegetativen Nervensystems im Halsbereich. Er liegt neben der Halswirbelsäule (etwa auf Höhe des Kehlkopfes) und versorgt das Gesicht, den Arm sowie den oberen Teil des Brustkorbes mit eben diesen sympathischen Nerven.

Es geht bei beiden Verfahren darum, diese »krankhafte Überaktivität« auszubremsen. Der Unterschied zwischen den beiden Verfahren ist der, dass bei der Blockade ein Lokalanästhetikum gespritzt wird und bei der GLOA ein Opioid.

Rehabilitative Therapien

Beim CRPS sollte die betroffene Hand oder der betroffenen Fuß auf keinen Fall nur geschont werden. Die betroffenen Extremitäten müssen unbedingt bewegt bzw. wieder in Bewegung gebracht werden, auch dann, wenn die Schmerzen unerträglich sind. Wir müssen uns behutsam an die Schmerzgrenze herantasten und diese immer mehr erweitern. Als CRPS-Patientinnen müssen wir mitarbeiten, wir müssen richtig rackern, wir müssen uns kümmern, wir müssen etwas tun. Im weitesten Sinne müssen wir uns jetzt sehr gut um uns selbst kümmern. Nicht, indem wir uns schonen und verhätscheln, Pralinen futtern und uns häuslich vor dem Fernseher einrichten, sondern, indem wir aktiv werden. Indem wir uns bewegen.

Ergotherapie, Physiotherapie und Lymphdrainage sind die wichtigsten Therapien, die uns helfen, wieder beweglich(er) zu werden.

Eine ausführliche Erklärung zu denTherapieoptionen und zur Selbsthilfe zum komplexen Regionalen Schmerzsyndroms finden Sie im TRIAS-Ratgeber „CRPS – Aktiv gegen den Schmerz" von Elvira Willems.

Informationen zum Buch

CRPS - Aktiv gegen den Schmerz, Herausgeber: TRIAS; 1. Edition (4. August 2021), ISBN: 9783432113227, Autorin: Elvira Willems, 136 Seiten , 10 Abbildungen, Preis: 19,99 € (D) / 20,60 € (A),

Die nächste und letzte Teil der Serie:

  • Hilfe zur Selbsthilfe, praktische Tipps

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