Wie wird ein CRPS diagnostiziert?

In der Orthinform-Serie „CRPS – die unverstandene Krankheit“ klärt die Autorin und CRPS-Betroffene Elvira Willems spannende Fragen rund um das Thema und gibt Patienten wertvolle Hinweise.
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Wie wird ein CRPS diagnostiziert?

Im Januar 2018 hat die Kommission Leitlinien der DGN unter der Federführung von Prof. Frank Birklein, Mainz, die schon mehrfach zitierten "Leitlinien zur Diagnostik und Therapie komplexer regionaler Schmerzsyndrome" veröffentlicht. In der Begründung der Notwendigkeit der Leitlinien stellte die Kommission fest: "Vor allem bei zu später Diagnostik, falscher Therapiewahl und fehlender Berücksichtigung komplizierender psychischer, aber auch physischer Faktoren kann das CRPS chronisch werden und dann schwere funktionelle Behinderung nach sich ziehen, was wiederum oft signifikante sozialmedizinische und versorgungsrechtliche Folgen hat."

Späte Diagnostik ist aber das, womit viele Betroffene es immer noch zu tun haben. Viel zu oft werden sie immer noch abgewimmelt, ihre Schmerzen und Missempfindungen werden kleingeredet, sie werden wieder weggeschickt nach dem Motto: "Das wird schon." Aber mit jedem Tag, mit dem die Diagnose später gestellt wird, ist ein Tag für Therapie und Behandlung verloren, und der Mensch hat einen Tag unnötig gelitten. Jeder Tag zu spät ist einer zu viel.

Dabei hat Dr. Gaby Haitzer schon 2003 in der Zeitschrift MMW-Fortschritte in der Medizin auf die Frage, was man besser machen könne, u. a. formuliert: "Check nach 2, 4 und 6 Wochen im Anschluss an eine OP oder ein Trauma (Temperaturdifferenz, Schmerz, Ödem, Haut, Nägel)." Wenn das tatsächlich routinemäßig geschehen würde, könnte vielen Betroffenen früher geholfen werden.

Klinische Diagnostik

Ein CRPS ist eine klinische Diagnose, das heißt, die Diagnose wird anhand der Symptome des Patienten und einfacher ärztlicher Untersuchungen gestellt. Laboruntersuchungen oder apparative Untersuchungen sind dafür im Grunde nicht notwendig. Die DGN-Leitlinien empfehlen: Apparative Untersuchungen (Knochenszintigrafie, Temperaturmessung, Bestimmung einer Druckschmerzhyperalgesie über distalen Gelenken und nach Replikation der ersten Ergebnisse auch die Messung von Osteoprote gerin) können zur Bestätigung der klinischen Diagnose insbesondere bei zweifelhaften Fällen hinzugezogen werden. Sie sind aber aufgrund mittlerer Sensitivität (ca. 75 %) nicht geeignet, ein CRPS auszuschließen.

Ein CRPS ist eine Differenzialdiagnose: Das heißt, keine andere Diagnose darf die Symptome besser erklären. Zu den Differenzialdiagnosen und damit auszuschließenden Ursachen zählen insbesondere Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Entzündungen (erregerbedingte Arithriden, Infektionen nach Knochenchirurgie, Neuritiden), thrombembolische Erkrankungen, Kompartmentsyndrome und (insbesondere beim CRPS 2) Nervenkompressionssyndrome.

Budapester Kriterien

Mit den 2014 formulierten Budapester Kriterien steht ein verlässliches Instrumentarium zur Diagnostik eines CRPS zur Verfügung. Die CRPS-Selbsthilfe Düsseldorf findet, dass das sehr simple und gut anwendbare diagnostische Kriterien (sind), mit denen das CRPS recht sicher bestimmt werden kann.

IASP-Diagnosekriterien (Budapest-Kriterien) für ein CRPS

Es müssen alle Punkte 1 bis 4 erfüllt sein. Ein besonderes Augenmerk sollte immer auf Punkt 4 gelegt werden. Die Diagnose CRPS erfordert eine große Sorgfalt.

1. Anhaltender Schmerz, der durch das Anfangstrauma nicht mehr erklärt wird.

2. Die Patienten müssen über jeweils mindestens 1 Symptom aus 3 der 4 folgenden Kategorien in der Anamnese berichten:

  • a. Hyperalgesie (Überempfindlichkeit für Schmerzreize); "Hyperästhesie" (Überempfindlichkeit für Berührung, Allodynie)
  • b. Asymmetrie der Hauttemperatur; Veränderung der Hautfarbe
  • c. Asymmetrie des lokalen Schwitzens; Ödem
  • d. Reduzierte Beweglichkeit, Dystonie, Tremor, "Paresen" (im Sinne von Schwäche); Veränderungen von Haar- oder Nagelwachstum

3. Bei den Patienten müssen jeweils mindestens 1 Symptom aus 2 der 4 folgenden Kategorien zum Zeitpunkt der Untersuchung vorliegen:

  • a. Hyperalgesie auf spitze Reize (z.B. Zahnstocher); Allodynie; Schmerz bei Druck auf Gelenke/Knochen/Muskeln
  • b. Asymmetrie der Hauttemperatur; Veränderung der Hautfarbe
  • c. Asymmetrie des lokalen Schwitzens; Ödem
  • d. Reduzierte Beweglichkeit, Dystonie, Tremor, „Paresen“ (im Sinne von Schwäche); Veränderungen von Haar- oder Nagelwachstum

4. Eine andere Erkrankung erklärt die Symptomatik nicht hinreichend.

Eine ausführliche Erklärung, Therapieoptionen und Selbsthilfe zum komplexen Regionalen Schmerzsyndroms finden Sie im TRIAS-Ratgeber „CRPS – Aktiv gegen den Schmerz" von Elvira Willems.

Informationen zum Buch

CRPS - Aktiv gegen den Schmerz, Herausgeber: TRIAS; 1. Edition (4. August 2021), ISBN: 9783432113227, Autorin: Elvira Willems, 136 Seiten , 10 Abbildungen, Preis: 19,99 € (D) / 20,60 € (A),

Die nächsten Teile der Serie:

  • Wie wird ein CRPS therapiert?
  • Hilfe zur Selbsthilfe, praktische Tipps

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