Ein CRPS belastet auch psychisch

Verhaltens- und Persönlichkeitsänderungen von CRPS-Patienten sind eine Folge der lang andauernden schmerzvollen Erkrankung und ihrer erheblichen therapeutischen Widerständigkeit. Ein CRPS ist eine in vielen Aspekten immer noch unverstandene, extrem schmerzhafte Erkrankung mit ungewisser und beängstigender Perspektive.
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Wer nach oft langem Leidensweg diese Diagnose bekommt und sich ein bisschen informiert, begreift schnell, dass das ernst ist, dass sie oder er etwas tun muss, um zu verhindern, dass die Hand oder der Fuß steif wird. Das schwebt über Monate wie ein Damoklesschwert über einem. Das macht Angst. Verstärkt wird das Ganze womöglich noch durch ein enormes Schlafdefizit, weil die nächtlichen Lagerschmerzen einen nicht zur Ruhe kommen lassen.

Oft finden Patienten einfach keine Position, in der sie die Hand so ablegen können, dass sie »Ruhe gab«. So etwas verändert einen Menschen. So etwas macht einen dünnhäutig und ängstlich. Und es ist auch bekannt, dass chronische Schmerzen zu Depressionen führen können.

Wie bei vielen anderen chronischen Erkrankungen, besonders Schmerzerkrankungen, kann es also auch durch das CRPS zu sekundären psychischen Veränderungen kommen, die dann unter Umständen Einfluss auf den Verlauf und die Therapie haben. So kann zum Beispiel große Angst vor Schmerzen dazu führen, dass die betroffenen Extremitäten zu sehr geschont werden. Und das kann sich nachteilig auf den Heilungsverlauf auswirken.

Mythos »Sudeck-Persönlichkeit«

Etwas, womit alle CRPS-Betroffenen in der einen oder anderen Form – offen oder implizit – konfrontiert sind, ist die Vorstellung von einer sogenannten »Sudeck-Persönlichkeit«. Also die Vorstellung, es gäbe eine bestimmte Persönlichkeitsstrukturierung, die den Menschen dafür prädestiniert, CRPS zu bekommen. Es gibt tatsächlich Ärztinnen und Therapeuten, die glauben heute noch an einen Zusammenhang zwischen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen (wie Ängstlichkeit oder eine depressive Grundstimmung) und einem CRPS.

Seit über 60 Jahren wird über die psychologischen Faktoren vom CRPS diskutiert. Das Label »Psycho-Krankheit« steht im Raum. Und weil die Schmerzen in keinem Verhältnis zu der vorausgegangenen Verletzung stehen, kommt auch hartnäckig immer wieder der Verdacht auf, die Betroffenen bildeten sich die Schmerzen nur ein.

Es ist wirklich an der Zeit, die Vorstellung von einer »Sudeck-Persönlichkeit« endgültig ad acta zu legen. Im Zusammenhang damit möchte ich auch an alle appellieren, für das Krankheitsbild nur noch die aktuell gültige Bezeichnung CRPS zu verwenden, denn meiner Erfahrung nach sind »Morbus Sudeck« und »Sudeck-Persönlichkeit« noch in viel zu vielen Köpfen viel zu eng miteinander verknüpft. Von beidem sollten wir uns verabschieden.

Eine ausführliche Erklärung, Therapieoptionen und Selbsthilfe zum komplexen Regionalen Schmerzsyndroms finden Sie im TRIAS-Ratgeber „CRPS – Aktiv gegen den Schmerz" von Elvira Willems.

Informationen zum Buch

CRPS - Aktiv gegen den Schmerz, Herausgeber: TRIAS; 1. Edition (4. August 2021), ISBN: 9783432113227, Autorin: Elvira Willems, 136 Seiten , 10 Abbildungen, Preis: 19,99 € (D) / 20,60 € (A),

Die nächsten Teile der Serie:

  • Wie wird ein CRPS diagnostiziert?
  • Wie wird ein CRPS therapiert?
  • Hilfe zur Selbsthilfe, praktische Tipps

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