Sportverletzungen im Breitensport verhindern

Viele Verletzungen im Zuge der rund 1,5 Millionen jährlich auftretenden Sportunfälle in Deutschland können durch die Befolgung von zehn Empfehlungen zur Vermeidung von Sportunfällen verhindert werden.
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„Wer Sport treibt, sollte lernen, Risiken zu vermeiden, ein präventives Trainingsprogramm in die Routine einzubauen und den Grundsatz zu beherzigen, nicht zu viel in zu kurzer Zeit erreichen zu wollen“, sagt Dr. Gerd Rauch. „Außerdem sind genügend Ruhepausen zur Erholung notwendig.“ Rauch ist Inhaber der Orthopädisch-chirurgischen Gemeinschaftspraxis und Praxisklinik Kassel. Er ist zudem Mannschaftsarzt des Handball-Bundesligisten MT Melsungen.

Verletzungen drohen, wenn Belastung und Belastbarkeit auseinanderdriften. In Deutschland treten jedes Jahr rund 1,5 Millionen Sportunfälle auf, 53 Prozent davon im Verein, 47 Prozent beim Freizeitsport. 83 Prozent der Verletzungen müssen ärztlich behandelt werden. Die Gesamtkosten für diese Behandlungen werden auf circa 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Diese Zahlen machen deutlich, dass die Prävention von Sportverletzungen oberste Priorität hat, besonders bei Kindern und Jugendlichen, weil sich deren frühes Desinteresse am Sport über Jahrzehnte negativ auswirken wird.

Bei den Sportverletzungen wird zwischen knöchernen Verletzungen und Weichteilverletzungen unterschieden. Letztere sind häufiger, vor allem in Form von Zerrungen und Prellungen, die durch eine exzessive oder chronische Überbelastung der Muskeln verursacht werden. Solche Muskelverletzungen treten vor allem bei Sportarten mit einem ständigen Wechsel aus Be- und Entlastung auf sowie bei Sportarten mit vielen Sprung-, Dreh- und Kickbewegungen, etwa bei den Ballsportarten. Begünstigt werden solche Verletzungen durch eine hohe muskuläre Spannung, ein Ungleichgewicht zwischen dem als Agonist und dem als Antagonist wirkenden Muskel, durch ein zu hohes Körpergewicht, mangelnde Beweglichkeit, Koordinationsschwächen und Knieverletzungen.

Es sind aber nicht nur Zerrungen und Prellungen möglich, es kann beim Aufprall auch zum Abriss einzelner Muskelfasern oder ganzer Muskelfaserbündel kommen. Bei den Knochenbrüchen wird zwischen Ermüdungsbrüchen, sogenannten Stressfrakturen, und klassischen Sturz- oder Aufprallverletzungen unterschieden, bei denen der Knochen unter einer einzelnen, massiven Belastung bricht. Bei Stressfrakturen ist der Knochen über längere Zeit zu stark oder falsch belastet worden. Sie treten häufig beim Laufen und beim Springen auf. Die Ursachen sind oft Trainingsfehler. Dem Knochen wird mehr zugemutet als er verkraften kann.

Zehn Empfehlungen zur Vermeidung von Sportverletzungen:

  1. Viele unterschiedliche Sportarten wie Laufen, Schwimmen und Fahrradfahren betreiben und nicht zu früh auf eine einzige Sportart spezialisieren.
  2. Durch ein präventives Trainingsprogramm ausreichend auf den Sport vorbereiten (wie z.B. vorm Skifahren oder einem Golf- oder Tennismatch)
  3. Ausreichend Zeit zur Erholung gönnen.
  4. Anpassung des Alters an die eigenen körperlichen Kräfte. Überforderungen vermeiden!
  5. Übungen und spielerische Bewegungen präzise und im Sinne der korrekten Technik ausführen.
  6. Umgebungsbedingungen (Bodenbelag, Witterungsverhältnisse) beachten und entsprechend daran anpassen.
  7. Helme, Schutzkleidung oder Orthesen tragen, wo dies nötig und geboten ist, Schuhe wechseln.
  8. Trainer oder Arzt ansprechen, wenn Schmerzen beim Sport verspürt werden oder Gelenke geschwollen sind. Alarmzeichen keinesfalls ignorieren! Nach längeren Trainingspause vorher orthopädisch und allgemeinärztlich untersuchen lassen, gegebenenfalls auch kardiologisch.
  9. Nach einer Verletzung ausreichend Zeit für die Rekonvaleszenz einplanen und erst zum Sport zurückkehren, wenn man wieder in der Lage ist.
  10. Mit ausreichend elektrolythaltiger Flüssigkeit und ausgeglichener Ernährung dafür sorgen, dass Muskeln nicht dehydrieren. Auf Körpergewicht achten.

(Die Empfehlungen wurden in Anlehnung an die amerikanische Kampagne „Stop Sports Injuries“ formuliert.)

Literatur:

  1. Werner Bartens. Verletzt, verkorkst, verheizt – Wie Sportvereine und Trainer unsere Kinder kaputt machen. Droemer, Seite 9, (2016). ISBN 978-3-426-27708-09
  2. Übungen für ein starkes Fußballteam. Das präventive Trainingsprogramm der VBG, http://www.vbg.de
  3. Das 4×4 des Handballs. Übungen für ein starkes Handballteam. Das präventive Trainingsprogramm der VBG, http://www.vbg.de
  4. FIFA 11+ Manual. Ein komplettes Aufwärmprogramm zur Verletzungsprävention. DFB. https://www.dfb.de
  5. Barengo NC et al. The Impact of the FIFA 11+Training Program on Injury Prevention in Football Players: A systematic review. Int J Environ Res Public Health 2014; 11: 11 986–12 000
  6. Rössler R et al. A Multinational Cluster Randomized Trial to Access the Efficacy of 11+ Kids: A Warm-Up Programme to Prevent Injuries in Children’s Football. Sports Med 2018; 48: 1493–1504
  7. Stop Sports Injuries, www.stopsportsinjuries.org

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