Der Riss der Achillessehne

Ein Achillessehnenriss ist eine Durchtrennung der Achillessehne, die meistens durch eine Überbeanspruchung der Sehne bei sportlicher Belastung entsteht. Die Sehne reißt mit einem charakteristischen Knall, am häufigsten bei Menschen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr.
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Ganz sicher wäre der große Krieg um die schönste Frau der Welt anders verlaufen, wenn der griechische Heerführer Achilles nicht von Helenas Ehemann an der einzigen Stelle verletzt worden wäre, an der er verwundbar war – an der Ferse nämlich, an der ihn einst seine Mutter festhielt, als sie den Säugling in die Wasser des Styx tunkte, um ihn unverwundbar zu machen.

Von einem Pfeil an der Sehne getroffen, die den Fuß mit der Muskulatur des Unterschenkels verbindet, und dadurch zur Bewegungsunfähigkeit verurteilt, hatte der stärkste Mann der Antike vor den Toren Trojas keine Chance gegen das Heer seines Kontrahenten und unterlag.

Dabei zählte der griechische Held nicht einmal zur typischen Verletztengruppe. Austrainierte Leistungssportler sind nämlich nur selten von einem Riss der Achillessehne betroffen. Typischerweise erleiden eher männliche Wochenendsportler zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr diese Verletzung. Mit ca. 20.000 Fällen pro Jahr handelt es sich in Deutschland um die häufigste Sehnenverletzung.

70 bis 80 Prozent der Achillessehnenrisse passieren beim Sport, am häufigsten beim Laufen und bei Ballkontaktsportarten (Fußball, Handball, Tennis, Squash usw.), da der Bewegungsablauf dabei von hohen Impulsbelastungen dominiert wird. Interessanterweise ist die linke Seite wesentlich häufiger betroffen, was möglicherweise mit der besonderen Belastung des Sprungbeins zusammenhängt.

Folge von Verschleiß

Eine Achillessehne reißt nur sehr selten ohne Grund. Meist bestehen bereits vor dem Riss verschleißbedingte Veränderungen. Ein wichtige Rolle spielt auch Kortison: Eine langjährige medikamentöse Therapie kann die Zugfestigkeit der Sehne sukzessive herabsetzen und schließlich zum Riss führen. Aber auch Kortisoninjektionen unmittelbar an die Sehne können einen Riss auslösen und sollten deshalb nur in Ausnahmesituationen vorgenommen werden.

Fast immer reißt die Sehne etwa fünf bis acht Zentimeter oberhalb ihres Ansatzes am Fersenbein. An dieser Stelle wird sie am schlechtesten durchblutet, gleichzeitig ist dort ihre größte mechanische Schwachstelle. Weil die Achillessehne die kräftigste und größte Sehne des menschlichen Körpers ist, ist ihr Riss nicht zu überhören.

Betroffene sagen oft aus, sie hätten ein Geräusch wie einen Peitschenknall vernommen und dabei das Gefühl gehabt, jemand sei ihnen in die Ferse getreten. Die unmittelbar einsetzenden Schmerzen sind nicht besonders stark, und selbst bei ausgedehnten Rissen können die Betroffenen durchaus noch gehen.

Einbeinstand nicht mehr möglich

Unmittelbar nach der Verletzung ist eine Lücke in der Sehne tastbar, die sich noch vergrößert, wenn man den Fuß anhebt. Erst später wird durch die Schwellung und den oft ausgedehnten Bluterguss der Tastbefund unsicherer. Der Verletzte kann den Fuß wesentlich schlechter absenken als auf der gesunden Seite, und er kann nicht auf dem Bein stehen, an dem die Sehne gerissen ist.

Der so genannte Thompson-Test ermöglicht es, den Achillessehnenriss gegen einen Außenband- oder Wadenmuskelriss oder eine knöcherne Verletzung abzugrenzen: Dabei liegt der Patient auf dem Bauch, und der Arzt drückt die Wade mit einer Hand zusammen. Ist die Achillessehne gerissen, senkt sich der Fuß bei diesem Handgriff nur ganz schwach oder nicht ab, wie er das normalerweise tun würde.

Eine Ultraschalluntersuchung kann die Sehnenstümpfe und den Umfang der Verletzung gut sichtbar machen. Auch die Kernspintomographie ermöglicht eine gute Darstellung des Schadens und bildet besonders Begleitverletzungen zuverlässig ab. Um den Heilungsverlauf kontrollieren zu können, ist die Sonographie ein unverzichtbares Hilfsmittel.

Röntgenbilder oder eine Computertomographie helfen dagegen nicht weiter und sind nur bei einem Verdacht auf eine knöcherne Begleitverletzung empfehlenswert. Trotz der offensichtlich einfachen Diagnose werden ein Viertel der Risse übersehen oder erst verspätet diagnostiziert.

Operation: Ja oder Nein?

Wie man einen frischen Achillessehnenriss am besten behandelt, darüber besteht geteilte Meinung. Für eine konservative Therapie spricht die niedrigere Komplikationsrate: Von 100 mit einem Spezialschuh behandelten Patienten treten bei nur vier Probleme auf; bei Operationen ist jeder dritte Eingriff mit Schwierigkeiten verbunden. Nichtsdestotrotz sind die operativen Ergebnisse zuverlässiger: Das Risiko eines erneuten Risses ist nach einer konservativen Behandlung bis zu viermal höher als nach der operativen Sehnennaht.

Nicht jeder Riss ist für eine konservative Behandlung geeignet. Nur dann, wenn sich bei der Ultraschalluntersuchung die Rissenden beim Absenken des Fußes aneinander führen lassen, ist dieser Behandlungsweg erfolgversprechend. Zweifelsfrei hat sich die funktionelle Behandlung im Spezialschuh durchgesetzt. Die reine Gipsversorgung ist nicht mehr zeitgemäß, da sie mit einem Verlust an Muskelmasse einhergeht und die Koordination sowie die Bewegungsabläufe im Fuß und im Gelenk beeinträchtigt.

Der operative Eingriff kann über verschiedene Wege erfolgen: entweder über den klassischen, etwa zwölf Zentimeter langen Hautschnitt, oder in der so genannten perkutanen Technik, bei der die Sehne durch mehrere kleine Hautschnitte genäht wird. Dieses Verfahren ist schonender, allerdings ist das Risiko eines neuen Risses größer als bei der konventionellen offenen Technik.

Schnell wieder bewegen

Eine frühe krankengymnastische Nachbehandlung ist extrem wichtig. Sie sollte unmittelbar nach der Operation beginnen. Vier Wochen nach der OP kann am Ergometer trainiert werden. Ein dosiertes Muskelaufbautraining mit Koordinationsübungen unterstützt die Rehabilitation, die im allgemeinen nach acht bis zehn Wochen abgeschlossen ist.

Allerdings muss der Patient weiterhin an einer Kräftigung seiner Wadenmuskulatur arbeiten. Das gelingt nicht Jedem. Nur 70 bis 80 Prozent der Verletzten gelangen auf ihr ursprüngliches sportliches Aktivitätsniveau zurück.

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