Ultraschalluntersuchung

Verletzungen der Kniegelenke und daraus resultierende Schäden, aber auch Abnutzungserscheinungen, Entzündungen und andere Erkrankungen müssen von Orthopäden und Unfallchirurgen behandelt werden. Zunächst muss allerdings festgestellt werden, was genau die Beschwerden verursacht. Dazu wird häufig auch eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchgeführt.

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Die Sonographie des Kniegelenks

Voruntersuchung

Stolperfallen gibt es überall: zu Hause, im Büro, beim Sport. Wenn nach einem Sturz das Knie anschwillt oder wenn Patienten ohne einen offensichtlichen Anlass unter Schmerzen im Kniegelenk leiden, sollten sie einen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aufsuchen. Am Anfang einer jeden Untersuchung steht das Gespräch. Der Arzt wird den Patienten gezielt befragen, um den Ursachen der Schmerzen auf den Grund zu kommen. Patienten sollten den Unfallhergang bzw. die Art Ihrer Schmerzen so detailliert wie möglich schildern, weil sich daraus für den Arzt bereits Hinweise auf das Verletzungsmuster und das Ausmaß der Schädigung ergeben können.

Nach dem Gespräch wird das Knie untersucht. Dabei achtet der Arzt insbesondere auf eine Schwellung oder Flüssigkeitsansammlung im Gelenk (Gelenkerguss). Das kann manchmal sehr schwierig zu erkennen sein, insbesondere wenn nur wenig Flüssigkeit im Gelenk vorhanden ist (Abb. 1).

Danach wird die Gelenkfunktion geprüft, also die Beweglichkeit und Stabilität aller Gelenkabschnitte. Dazu gehören Tests, ob die Bänder des Kniegelenks oder die Menisken, Faserknorpelscheiben, die zwischen den Gelenkflächen liegen, geschädigt sind.

Als nächstes schließt sich häufig eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) an. Damit können auch kleinste Flüssigkeitsmengen gut erfasst werden und insbesondere Weichteile wie die Gelenkschleimhaut, die gelenknahen Sehnen und oberflächlichen Bänder sowie die Knochenoberflächen dargestellt werden.

Vorteile der Methode

Das große Plus der Ultraschalltechnik besteht darin, dass damit keinerlei radioaktive Bestrahlung wie beim Röntgen einhergeht. Der Patient muss auch nicht wie beim Kernspintomogramm „in die Röhre kriechen“, wo es eng und laut ist. Das nicht betroffene Knie kann mituntersucht werden, sodass der behandelnde Arzt Vergleiche ziehen kann. Außerdem ist diese Untersuchung meist in der Praxis selbst möglich, da die meisten orthopädischen und unfallchirurgischen Praxen mit einem Ultraschallgerät ausgestattet sind.

Ein weiterer Vorteil der Sonografie liegt darin, dass das Kniegelenk dynamisch untersucht werden kann. Das heißt, dass das Gelenk während der Untersuchung bewegt werden oder der Untersucher mit dem Schallkopf darüber hinweggleiten kann, um sich ein Bild von dessen Strukturen und der Stabilität des Kniegelenks zu machen. Das Kniegelenk muss dabei nicht in einer vorgegebenen Richtung, sondern kann in allen möglichen Verwinkelungen und Schichten untersucht werden. Die einzige Begrenzung der Methode besteht darin, dass knöcherne Gelenkstrukturen den Ultraschall vollständig reflektieren, so dass hinter dem Knochen liegende Strukturen nicht abgebildet werden können.

Ganz besondere Vorteile bietet die Ultraschalldiagnostik, wenn sie von demjenigen Arzt durchgeführt wird, der zuvor das Kniegelenk auch abgetastet und durchbewegt hat. Der Sonografieschallkopf fungiert quasi als sein verlängerter Arm.

Wirkprinzip

Während auf einem Röntgenbild knöcherne Veränderungen und Verkrümmungen auf einen Blick erkannt werden können, so macht der Ultraschall Verletzungen oder Veränderungen der so genannten Weichteile – also von Haut, Unterhaut, Muskulatur und Sehnen, Schleimbeuteln und teilweise auch des Gelenkknorpels und der Knochenoberflächen – erkennbar. Viele Verletzungen des Kniegelenks betreffen genau diese Weichteile, beispielsweise Prellungen, Quetschungen, Zerrungen, Verstauchungen, Sehnenreizungen und Schleimbeutelentzündungen.

Durchführung und Einsatzgebiete

Üblicherweise erfolgt die Untersuchung in Rückenlage, das Kniegelenk kann leicht unterlagert werden. Der Orthopäde und Unfallchirurg legt den Schallkopf oberhalb der Kniescheibe auf das Gelenk auf, um zu sehen, ob ein Gelenkerguss oder eine Entzündung im Gelenk vorhanden sind. Auch Muskelverletzungen des Oberschenkels lassen sich aus dieser Position heraus erkennen. Dann gleitet der Arzt mit dem Schallkopf über die Kniescheibe nach unten und stellt die Kniescheibensehne längs und quer dar. In dieser Position lassen sich auch Schleimbeutelentzündungen erkennen. Risse der Kniescheibensehne sind selten, häufig jedoch sind Ansatzreizungen der Kniescheibensehne, entweder an der Kniescheibe selbst oder am Schienbeinkopf. Besonders oft sind sportlich aktive Jugendliche davon betroffen. Der Ultraschall macht diese Reizungen mühelos sichtbar.

Während Verletzungen des Innenbandes im Ultraschall problemlos zu sehen sind und auch die Stabilitätstestung der Innenbänder sonografisch leicht möglich ist, so gilt dies nicht für die Kreuzbänder. Diese verlaufen im Inneren des Kniegelenks und lassen sich ebenso wie Verletzungen an den Menisken im Ultraschall nicht sicher genug darstellen. Aussagekräftigere Ergebnisse lassen sich in solchen Fällen eher mit Hilfe der Kernspintomographie (MRT) erzielen. Es ist allerdings möglich, die klinischen Instabilitätstestungen sonografisch zu überprüfen und zu dokumentieren.

Wenn der Patient die Bauchlage einnimmt, kann die Rückseite des Kniegelenkes untersucht werden. Dort finden sich mitunter zystenartige Aussackungen, die entweder angeboren oder auf lang andauernde Reizzustände zurückzuführen sind. Diese Kniegelenkszysten werden bei Rheumapatienten Bakerzyste genannt; ansonsten heißen sie Poplitealzysten. Diese Zysten werden oftmals als störend empfunden und müssen dann punktiert, aber nur selten operativ entfernt werden. Nicht selten verfestigt sich der Inhalt dieser Zyste. Manchmal platzt sie und läuft dann in den Unterschenkel aus. Auch in diesen Fällen ist der Ultraschall eine einfache, schnell verfügbare und zuverlässige Untersuchungsmethode.

Viele der Strukturen, die im Röntgenbild nicht sichtbar sind, lassen sich in der Ultraschalldiagnostik auf dem Monitor oder dem Ausdruck klar abbilden, sodass Patienten ein Einblick in ihr eigenes Kniegelenk gegeben wird und sie ein besseres Verständnis für die bei ihnen vorliegende Verletzung oder Schädigung entwickeln können.

Abb. 1: Kniegelenkerguss im Ultraschall (Quelle: Dr. Hartmut Gaulrapp)

Literatur und weiterführende Links

Gaulrapp, Hartmut / Binder, Christina (Hrsg.): Grundkurs Sonografie der Bewegungsorgane. 2. Auflage, München: Elsevier Verlag, 2014.

Gaulrapp, Hartmut / Binder, Christina (Hrsg.): Aufbaukurs Sonografie der Bewegungsorgane. 2. Auflage, München: Elsevier Verlag München, 2014.

Hinweise für Patienten

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