Fußball-WM 2022 in Katar: Prävention von Verletzungen

Was kann der Amateurfußball bei Prävention und Versorgung von Verletzungen von den Profis lernen? Am 21. November 2022 beginnt in Katar die Fußball-Weltmeisterschaft. Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) gibt Empfehlungen, wie Amateursportler sicher und verletzungsfrei trainieren können, damit der Spaß am Sport nicht auf der Strecke bleibt.
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Je nachdem, wie die WM in Katar für die deutsche Mannschaft ausgehen wird: Es werden wieder mehr Kinder und Jugendliche in die Nachwuchsvereine drängen. Kommt es dabei zu Verletzungen, geht oft auch die die Lust am Sport verloren. Unsere Empfehlungen helfen Verletzungen zu vermeiden und Spaß an einem Leben in Bewegung zu wecken. Auch die hohen medizinischen und volkswirtschaftlichen Kosten, die Fußballverletzungen in allen Altersgruppen verursachen, zwingen zum Handeln. Beherzigen Sie unsere Empfehlungen! Trainieren Sie sicher.

Fakten zu Fußball und Verletzungen

  • Fußball ist die beliebteste Mannschaftssportart in Deutschland: In den 24.316 Vereinen des DFB spielen 2,2 Mio. Spieler und Spielerinnen. Unter den Aktiven sind 905.349 Jungen unter 14 und 103.205 Mädchen unter 16 Jahren
  • Fußball fordert Kondition, Kraft und eine gute Muskelfunktion sowie taktisches und technisches Geschick. Typisch sind schnelle Beschleunigungen, abruptes Abbremsen, Drehungen, schnelle Richtungswechsel und kraftvolles Schießen aus dem Lauf. Hinzu kommen Hochintensitätsaktionen. Während der 90 Minuten werden durchschnittlich zwischen 9 und 13,5 Kilometer gelaufen.
  • Fußball ist ein verletzungsträchtiger Sport: nach den Angaben der Verwaltungsberufsgenossenschaft verletzte sich in der 1. und 2. Bundesliga jeder Spieler in der Saison 2019/2020 durchschnittlich 2,5mal. Die Ausfallzeit lag bei 14 Tagen.
  • Typisch sind knöcherne Verletzungen und Muskel-, Bänder- und Sehnenverletzungen, dabei überwiegen Weichteilverletzungen. Am häufigsten sind Zerrungen und Prellungen, häufig auch Verletzungen an Kreuzbändern und Menisken sowie in der Achilles-Sehne. Muskelfasern oder Muskelfaserbündel können abreißen; auch überlastungsbedingte Sehnenbeschwerden sind häufig.
  • Im Profifußball dominieren Verletzungen der hinteren Oberschenkelmuskulatur, sogenannte Hamstring-Verletzungen. Profis ziehen sich diese oft beim Training zu, im Wettkampf dann eher einem Muskelfaserriss. Auf Platz zwei sind Verletzungen am Kniegelenk mit 15,2 Prozent, auf Platz 3 Verletzungen am Sprunggelenk mit 12,9 Prozent.
  • Im Amateurfußball dominieren Prellungen, Verstauchungen und Hautverletzungen an Beinen und Füßen; eine große Rolle spielen Über- und Fehlbelastungen durch zu intensives Training, Trainingsfehler, und ein nicht altersgerechtes Training.
  • Wegen des noch nicht ausgereiften Skeletts riskieren Kinder und Jugendliche Überlastungs-verletzungen und Stressfrakturen.
  • Dem Nachwuchs schadet nicht selten der Ehrgeiz – auch der Ehrgeiz der Eltern. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass der frühe Fokus auf eine Sportart später zum Erfolg führt.
  • Für Amateursportler fehlt es meist an einer strukturierten sportmedizinischen Betreuung.

Verletzungen vermeiden

  • Risikofaktoren, die Verletzungen beim Fußball begünstigen, sind Alter, frühere Verletzungen, akute Ermüdung, fehlende oder nicht ausreichende Regeneration, mangelnde Fitness und Defizite bei der neuromuskulären Kontrolle
  • Weitere Risikofaktoren sind hohe muskuläre Spannung, Übergewicht, mangelnde Beweglichkeit, Koordinationsschwächen und Knieprobleme sowie falsche Fußballschuhe
  • Wichtig sind ausreichende Regenerationszeiten; intensive Trainingsreize und Erholung müssen in Balance sein
  • Verletzungsmuster werden immer besser erforscht – dies hat zu spezifischen Präventionsprogrammen wie FIFA11+ geführt, einem kompletten Programm zum Aufwärmen und zur Verletzungsprophylaxe vor dem Training
  • Empfehlenswert ist auch ein Präventionsgespräch in einer Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie

Verletzungen behandeln

  • In der Frühphase können viele Verletzungen durch konservative Maßnahmen und Trainingspausen behandelt werden
  • Knochenbrüche müssen in Ruhe ausheilen
  • Verletzungen am Knorpel führen oft zu einer späteren Arthrose, sie werden am häufigsten mit verschiedenen Maßnahmen wie der Mikrofrakturierung oder der Transplantation eines Knorpel-Knochenzylinders behandelt
  • Einen wachsenden Stellenwert hat die Transplantation von Knorpelzellen, die zuvor im Labor gezüchtet wurden
  • Am Sprunggelenk ist vor allem der Außenbandapparat gefährdet. Bei einer Bänderdehnung oder nur einem gerissenen Band, wird nicht operiert, sondern konservativ behandelt. Reißen zwei oder mehr Bänder, rät man Profis und jungen Leistungssportlern zur OP. Beim Amateur steht die konservative Therapie im Vordergrund
  • Eine Verstauchung des Kniegelenks entsteht, wenn der Fuß quasi auf dem Untergrund fixiert ist, sich der Körper aber gleichzeitig dreht. Kommt es dabei zu einer ausgeprägten Außendrehung des Körpers, kann das vordere Kreuzband reißen. Meistens reißt dann auch das Innenband und der Außenmeniskus. Hier ist dann in der Regel eine operative Therapie notwendig

Empfehlungen zur Verletzungsprävention bei Kindern und Jugendlichen

  1. Nicht zu früh auf Fußball spezialisieren, sondern auch andere Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Turnen betreiben.
  2. Der Körper braucht nach jedem Spiel oder Training Zeit zur Erholung, ausreichende Regeneration einplanen.
  3. Das Training immer mit Übungen zum Aufwärmen und zur Vermeidung von Verletzungen beginnen.
  4. Wer zu viel will, riskiert Verletzungen! Zu den eigenen körperlichen/technischen Fähigkeiten stehen, sich nicht überfordern.
  5. Auf die Tagesverfassung achten: nicht müde und unkonzentriert aufs Fußballfeld!
  6. Nur mit geeigneten Fußballschuhen spielen.
  7. Bei Schmerzen oder geschwollenen Gelenken eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen, vor der Klärung der Ursachen nicht wieder spielen!
  8. Nach Verletzung ausreichend Zeit zur Rekonvaleszenz nehmen! Schnelligkeit, mit der die Profis fit werden, ist nicht der Maßstab.

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