Mikrotherapie der Wirbelsäule

Rückenschmerzen gelten mittlerweile als Volkskrankheit und sind in Deutschland eine der hauptsächlichen Ursachen für Krankschreibungen. Rund 4 von 5 Deutschen kennen das „Kreuz mit dem Kreuz“. Ein Großteil der Patienten, die erstmalig unter Rückenschmerzen leiden, sind nach spätestens 8 Wochen wieder beschwerdefrei.
Praxis Dr. J. H. Busch

Allerdings erleidet rund jeder Dritte innerhalb eines Jahres einen oder mehrere Rückfälle. Je häufiger diese sind und je länger die akuten Phasen andauern, umso höher liegt das Risiko einer Chronifizierung. Als chronisch bezeichnet der Mediziner Rückenschmerzen, die länger als 3 Monate andauern. Gerade solche andauernden Beschwerden bedeuten für Betroffene in aller Regel eine erhebliche Einschränkung der Mobilität und damit auch der Lebensqualität.

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Die Auslöser für chronische Rückenschmerzen können zahlreich sein. Häufig sind muskuläre Verspannungen oder eine Schädigung bzw. ein Vorfall der Bandscheibe verantwortlich. Vor jeder Therapie sind daher eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung sowie ggf. bildgebende Diagnostik notwendig, um die Ursache des Schmerzes exakt zu lokalisieren.

Bildwandler-gesteuerte Schmerztherapie

Zeigen sich bei konservativer Behandlung auf Dauer keine ausreichenden Erfolge, kann die Bildwandler-gesteuerte Infiltration – auch bekannt als Mikrotherapie – eine schnelle Linderung oder sogar Schmerzfreiheit bewirken. Bei der Behandlung von Wirbelsäulenbeschwerden erlaubt diese interventionelle Schmerztherapie ein millimetergenaues Erreichen der Schmerzquelle mit dem Ziel, den Schmerzverlauf medikamentös zu unterbrechen.

Unter permanenter Röntgendurchleuchtung wird dazu eine Injektionsnadel exakt im betroffenen Bereich platziert und ein Medikamentenmix direkt an den Ort des Geschehens injiziert. Durch die Verwendung einer sehr dünnen Nadel ist die Behandlung schmerzarm oder sogar schmerzfrei. Je nach Lokalisation und Ursache der Beschwerden kommen im Rahmen der Mikrotherapie verschiedene Verfahren zum Einsatz, die jedoch alle auf ähnlichen Prinzipien beruhen.

Schmerzauslöser Nervenwurzel

Vor allem bei Bandscheibenvorfall oder verschleißbedingten Verengungen von Wirbel- oder Nervenkanälen treten Irritationen der Nervenwurzel auf. Der Mediziner spricht in solchen Fällen von sog. radikulären Rückenschmerzen, die von Lenden-, Hals- oder Brustwirbelsäule ausgehen und bis in Gesäß, Beine oder Arme ausstrahlen können. Bei der periradikulären Therapie oder kurz PRT (periradikulär = um den Nerv herum) werden entzündungshemmende, schmerzstillende und abschwellende Medikamente exakt an die Nervenwurzel gespritzt. Die entsprechende Nervenwurzel wird dazu zunächst mithilfe des Bildwandlers präzise lokalisiert. Dabei liegt der Patient in Bauchlage. Ziel der PRT ist es, die Nervenwurzel zu entlasten und die Schwellung zu reduzieren, damit sie auf Reizungen (z. B. durch das Bandscheibengewebe) nicht mehr so empfindlich reagiert.

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Indikationen für eine epidurale Infiltration sind beispielswese ein Bandscheibenvorfall oder ein verengter Wirbelkanal (Spinalkanalstenose). Hierbei entstehen Schmerzen durch eine Reizung der Nervenwurzel, die über den Ischiasnerv ins Bein ausstrahlen. Bei der epiduralen Infiltration wird eine dünne Hohlnadel unter Röntgenkontrolle in den sog. Epiduralraum bis vor die harte Rückenmarkshaut (Dura) vorgeschoben. In diesen Bereich werden lokale Betäubungsmittel und entzündungshemmende Medikamente appliziert. Sie verteilen sich um die Spinalnerven herum und können die Beschwerden so langfristig lindern.

Schmerzauslöser durch Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke

Auch Überlastungen, Entzündungen oder Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke sind ein häufiger Auslöser chronischer und oftmals starker Rückenbeschwerden. Mit zunehmendem Alter büßen die Bandscheiben durch den Verlust von Gelenkflüssigkeit an Elastizität ein. Dies bedeutet quasi zwangsläufig einen geringeren Abstand zwischen den Wirbelknochen und den dazwischen liegenden Facettengelenken. Sie reiben aneinander und unterliegen einem zunehmenden Verschleiß. In der Folge treten Entzündungen und Schwellungen auf, die in aller Regel von erheblichen Schmerzen begleitet werden. Vielfach strahlen diese auch in die Hüfte oder Leiste aus und können zu Blockaden führen. Der Arzt spricht dann von pseudoradikulären Schmerzen bzw. einem Facettensyndrom. In solchen Fällen kommt im Rahmen der Mikrotherapie die sog. Facettenblockade zur Anwendung.

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Wie bei der PRT wird auch hier eine sehr feine Hohlnadel verwendet, die unter permanenter Durchleuchtungskontrolle am schmerzauslösenden Ort platziert wird – in diesem Fall an den betroffenen Gelenkspalt. Direkt in den Bereich des Wirbelgelenks wird eine Mischung aus langwirkenden Lokalanästhetika und Entzündungshemmern injiziert. Bereits in relativ geringer Menge können die Medikamente dadurch eine hohe Wirksamkeit erzielen.

Beschwerden am Iliosakralgelenk

Beim Iliosakralgelenk (ISG oder Kreuz-Darmbeingelenk) handelt es sich um die knorpelige Verbindung zwischen beiden Beinachsen und der Wirbelsäule. Normalerweise ist der Bewegungsumfang des ISG eher gering; es übernimmt vor allem eine stabilisierende Funktion. Durch ein traumatisches Ereignis wie Unfall oder Sturz, aber auch durch chronische Überlastung oder Fehlhaltung, können aufgrund einer Bänderschwäche, einer Nervenreizung oder eines Bandscheibenvorfalls starke Schmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule entstehen.

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Auch hier kann – sofern konservative Therapieansätze wie Tabletten, Physiotherapie und physikalische Therapie ausgeschöpft sind - eine gezielte Infiltrationstherapie schnelle Schmerzlinderung bringen. Der Medikamentenmix aus lokalem Betäubungsmittel und entzündungshemmenden Präparaten wird dabei unter Sichtkontrolle durch einen Bildwandler über die Gelenkfuge an spezielle Punkte in die Sehnen- oder Bandansätze injiziert. In der Folge verteilt sich die Flüssigkeit in der Fuge und bewirkt in aller Regel eine sehr zeitnahe Besserung der Beschwerden.

Mögliche Nebenwirkungen

Wird die Mikrotherapie von einem versierten und in diesem Bereich erfahrenen Orthopäden durchgeführt, ist das Risiko einer langfristigen Schädigung von Nerven oder anderen empfindlichen Strukturen in der Nähe der betroffenen Wirbelsäulensegmente äußerst gering. Auch starke Nebenwirkungen oder Komplikationen sind bei einer Mikrotherapie eher selten zu erwarten. Gelegentlich kann es an der Einstichstelle zu winzigen Blutergüssen kommen. In manchen Fällen entsteht in Armen und Beinen ein Taubheitsgefühl, das jedoch völlig harmlos ist und rasch wieder nachlässt.

Therapiedauer

Bei allen hier genannten Verfahren der Bildwandler-gesteuerten Rückenschmerztherapie gilt, dass die Behandlung nur wenige Minuten in Anspruch nimmt. Durch die Verwendung einer sehr feinen Hohlnadel entstehen allenfalls geringe Schmerzen. Die meisten Patienten empfinden die Mikrotherapie als sehr schmerzarm und sind am Ende der Behandlung erstaunt, dass es schon vorbei ist, weil sie kaum etwas gespürt haben.

Für einen nachhaltigen Erfolg sind in aller Regel mehrere Injektionen notwendig, deren zeitlicher Abstand abhängig von Intensität und Lokalisation der Beschwerden individuell bestimmt wird.

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