Radfahren nach Bandscheibenvorfall? Worauf Betroffene achten müssen

Wer viel sitzt, übergewichtig ist oder den Rücken falsch belastet, setzt den Bandscheiben zu. Halten sie der Belastung nicht mehr Stand, kommt es zum Bandscheibenvorfall.
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Sollten Betroffene dann das Rad lieber stehen lassen oder wirkt sich das Radeln sogar positiv auf den Rücken aus? Dr. Heino Arnold ist Facharzt für Orthopädie, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Sportmedizin. Mit dem Radsport im besonderen sowie Radfahren allgemein ist er seit Jahren eng verbunden. Seine Erfahrung beruht neben der intensiven Ausübung als Ausgleichssport aktuell auf die langjährige Laufbahn im Amateurradsport. Im Interview gibt er Tipps, auf was man nach einem Bandscheibenvorfall achten sollte.

Wie schätzen Sie eine gefederte Sattelstütze oder auch eine Lenkerfederung ein? Können sich diese Extras positiv auswirken?

Dr. Arnold: Eine Federung verbessert die Traktion im Gelände. Sie dient weniger der Erhöhung der “Bequemlichkeit”. Festzuhalten ist auch, dass eine gefederte Sattelstütze deutlich weniger Entlastung bringt als ein vollgefedertes Fahrrad, zum Beispiel ein Mountainbike der Kategorie “Fully”. Das ist auch davon abhängig, was man eigentlich machen möchte: Für die wenigsten Wald- und Flurwege bedarf eines eines Mountainbikes. Ein Gravelbike reicht hier völlig. Stöße vom Untergrund kann eine Sattelstütze bauartbedingt nur wenig abfedern – hier hilft nur der Dämpfer am Hinterbau. Eine Federgabel entlastet effizient den Oberkörper und hilft, harte Stöße zu vermeiden.

Gibt es Fahrradtypen, die Betroffene eher meiden sollten oder die wiederum besonders empfehlenswert sind?

Dr. Arnold: Auch hier gilt: Entscheidend ist die Sitzposition, welche auch von der Rahmengeometrie abhängt. Mountainbike ist nicht gleich Mountainbike, zwischen Rennrad und Gravelbike liegen Welten. Ein CC-Fully ist mit einem All-Mountain-Bike nicht vergleichbar. Hier hilft zum einen der „gesunde Menschenverstand“ weiter – was kann und sollte man einem vorgeschädigten Körper zumuten, zum andern die Beratung beim Fachhändler unter obigen Gesichtspunkten. Viel wichtiger als eine gefederte Sattelstütze ist ein passender Sattel, auf dem man tatsächlich mit beiden Sitzbeinen aufsitzt. Anatomisch liegen hier Welten dazwischen. Der Fachhandel kann den passenden Sattel per Messung ermitteln.

Gibt es je nach Lokalisation des Bandscheibenvorfalls unterschiedliche Aspekte beim Radfahren zu beachten, die wichtig sind?

Dr. Arnold: Mit vorgeschädigtem Rücken sollte man allzu große Belastungen vermeiden. Beim Radfahren stärkt man vordergründig die Beinmuskulatur. Zudem verbessert man die Kondition und beim Mountainbike fahren auch die Koordination. Für Stärkung der Rücken- und Rumpfmuskulatur gibt es jedoch geeignetere Sportarten, z.B. Rudern oder Schwimmen. Bei lumbalen Vorfällen ist eine gestreckte Sitzposition zu vermeiden, bei zervikalen Vorfällen eine tiefe Lenkerposition mit nachfolgender Überstreckung der Halswirbelsäule.

Was kann ich präventiv gegen einen Bandscheibenvorfall tun?

Dr. Arnold: Treiben Sie regelmäßig, maßvollen Sport. Verbinden Sie verschiedene Sportarten. Achten Sie auf eine gleichmäßige Ausdauerbelastung. Das ist zielführend für die meisten Aspekte des Ausgleichssports. Und beim Radfahren gilt: Egal welcher Antrieb -achten Sie auf die Sitzposition, den passenden Sattel, die geeignete Rahmengeometrie und meiden Sie insbesondere bei Vorerkrankungen allzu einseitige Beanspruchung durch extremes Gelände oder Bergauffahrten.

Herr Dr. Arnold, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) e.V.

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