Wie gesund ist Skifahren?
Wer Ski fahren möchte, sollte vor allem Lust an der Bewegung im Schnee mitbringen. Geht es für mehrere Tage in den Skiurlaub, ist auch eine ausreichende Kondition erforderlich.
Unbedingt zu beachten sind die 10 FIS-Verhaltensregeln für Piste und Loipe. Darüber hinaus sollte sowohl der Alpinist als auch der Langläufer folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Er sollte die Technik beherrschen.
- Er sollte über die geeignete Ausrüstung verfügen.
- Er sollte körperlich fit sein.
- Er sollte nicht zu Selbstüberschätzung neigen.
Es gibt jedoch bestimmte Gruppen von Skiläufern, die auf Grund von Veränderungen an ihren Haltungs- und Bewegungsorganen besondere Aufmerksamkeit seitens eines Orthopäden bedürfen, um trotz ihrer körperlichen Einschränkungen Spaß am Skilaufen haben zu können.
Ältere Skiläufer
Wenn der Mensch altert, bleiben Bewegungseinschränkungen der Gelenke, die durchaus auch sehr schmerzhaft sein können, nicht aus. Die Muskelkraft kann abnehmen, das Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen gestört sein. Alles in allem kann es dazu kommen, dass die Motorik nicht mehr so gut funktioniert wie in jüngeren Jahren.
Ältere Menschen sollten ihre Ski-Technik an ihren veränderten körperlichen Zustand anpassen. Sie sollten Gelenk-Endstellungen vermeiden und schwierigen Gelände-, Wetter- und Schneeverhältnissen aus dem Weg gehen. Auch die Einsicht, dass Skifahren nicht um jeden Preis erzwungen werden und gelegentlich die letzte Abfahrt mit der Bahn und nicht per Ski erfolgen sollte, wird einer dem Alter entsprechenden Verhaltensweise besser gerecht.
Neben der Einsicht, dass die Leistungsfähigkeit nachgelassen hat, spielt natürlich auch die Ausrüstung eine Rolle: Kürzere, drehfreudige Ski, optimale Bindungseinstellung und Skischuhe mit Geh- und Fahrhaltung können vieles dazu beitragen, dass alpines Skilaufen und Langlauf zu einem lustvollen, Stress freien Vergnügen als Ergebnis einer flexibleren Haltung werden.
Regeln für ältere Skiläufer
- Nicht bei jedem Wetter
- Nicht in jedem Gelände
- Nicht bei jedem Schnee
- Nicht um jeden Preis
- Vermeiden extremer Situationen
- Offene, lockere Fahrweise
- Keine Gelenk-Endstellungen
- Flexible Haltung
Skiläufer mit vorübergehenden Einschränkungen
Nach Operationen, Knochenbrüchen oder Gelenkveränderungen funktioniert der Bewegungsapparat nach Abschluss der Heilbehandlung nicht sofort wieder wie früher.
Für diese Gruppe gilt: langsamer Wiedereinstieg! Bei noch verbliebenen körperlichen Einschänkungen – etwa nach einer Bandscheibenoperation, einem Knochenbruch oder Gelenkveränderungen – ist ein langsames Herantasten an frühere Leistungen ein wertvoller Beitrag zur vollständigen Genesung. Außerdem kann das Vertrauen in die eigene, wieder steigende Leistungsfähigkeit gestärkt werden.
Eine persönliche Begleitung und Führung durch einen im Skilauf erfahrenen Orthopäden oder Sportarzt ist dabei besonders hilfreich.
Skiläufer mit Prothesen und Dauerimplantaten
Der Deutsche Sportärztebund stufte 1984 in seinen Empfehlungen alpinen Skilauf für Hüft- und Knieendoprothesenträger als nicht geeignet ein. Skilanglauf gilt als eingeschränkt geeignet.
Die Gründe liegen auf der Hand: Ein unkontrollierter Sturz kann fatale Folgen haben. Ein Bruch in der Umgebung des künstlichen Gelenkes bedeutet in der Regel das Aus für alle weiteren sportlichen Betätigungen. Oft genug werden Steh- und Gehfähigkeit nicht vollständig wiedererlangt.
Allerdings: Sport kann nicht so ohne Weiteres verboten werden. Es gibt eine nicht unerhebliche Anzahl von Endoprothesenträgern, die trotz des eindeutig erhöhten Risikos und offizieller Verbote aktiv Ski laufen. Und sie sind meist glücklich darüber, dass die Bewegung im Schnee noch nicht definitiv der Vergangenheit angehört.
Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, bedarf es einer tiefgreifenden mentalen Auseinandersetzung und einer daraus resultierenden Anpassung an die neue Situation. Nicht Leistung, sondern Erholung und Freude sollten im Vordergrund stehen.
Biomechanische Untersuchungen der direkten Belastungswirkungen auf künstliche Hüftgelenke haben übrigens ergeben, dass es auch bei starker Belastung der Endoprothese nicht zu einer Lockerung derselben kam. Auch aus diesem Grund erscheint eine ärztliche Begleitung und kritische Führung von Endoprothesenträgern beim Skilaufen sinnvoller als ein striktes Verbot.
Allerdings gilt dies nur für langjährig erfahrene und sich selbstkritisch einschätzende Skiläufer. Anfänger, die mit dem Skilaufen keine oder nur sehr wenige Erfahrungen gemacht haben, sollten sich lieber nach Alternativen umschauen.
Merkmale der Schontechnik für Skifahrer mit künstlichem Gelenk:
- Durchgehend offene Skistellung
- Durchgehend aufrechte Fahrposition
- Einleitende Körperrotation
- Bevorzugt Belastungsdrehen
- Steuerndes Beindrehen aus der Hüfte
- Belastung/Aufkanten des Außenskis ohne betonte Kniearbeit
Körperbehinderte Skiläufer
Es gibt zahlreiche Kniegelenksystem für Oberschenkelamputierte, die beispielsweise beim Skilanglauf den Kräfte schonenden Wechselschritt unter Vermeidung von Gelenk-Endstellungen ermöglichen. Eine jüngere Generation von Amputierten zieht es vor, mit Beinprothese und zwei Skiern zu laufen, anstatt mit nur einem Ski zu fahren. Ein formschlüssig sitzender Prothesenschaft in Vollkontakt und geeignete Kniegelenksystemen machen das möglich.
Kinder und Jugendliche mit Spina bifida („offener Rücken“) können durch das Skilaufen eine neue Dimension positiver Erfahrungen gewinnen; schon das Dahingleiten wird als große Freude empfunden.
Die rasante Entwicklung und Verbreitung von speziellen Sitzskigeräten für schwerst Geh- und Stehbehinderte, die das gemeinsame Skilaufen mit Gesunden erleben können, eröffnen völlig neue Perspektiven.