Hand-Polyarthorse - Den schmerzhaften Knoten lösen

Die Polyarthrose der Hand bezeichnet eine abnutzungs- bzw. verschleißbedingte Schädigung der Finger- und Daumengelenke. Sie ist nicht zu verwechseln mit der chronischen Polyarthritis – oder besser „rheumatoiden“ Arthritis –, einem systemischen, also im gesamten Körper auftretenden entzündlichen Gelenkrheuma. Die Polyarthrose tritt ausnahmslos an den Händen auf, obwohl es Veröffentlichungen gibt, in denen nachgewiesen wird, dass dabei auch Hüfte und Knie gehäuft von Arthrose befallen sind.
Sir William Heberden war der Erste, der Ende des 18. Jahrhunderts die „Heberden nodes“ – knotige Veränderungen an den Endgelenken der Finger – beschrieben hat. Deshalb sprechen wir auch von den „Heberden-Arthrosen“. Im nächsten Jahrhundert wies der Pariser Pathologe Charles Bouchard auf knorpelige Verdickungen der Fingermittelgelenke mit schmerzhaften Bewegungseinschränkungen hin – diese werden deshalb als „Bouchard-Arthrosen“ bezeichnet.
Später wurden auch Abnutzungserscheinungen, Fehlstellungen und Schmerzen sowie eine Kraftverminderung im Daumensattelgelenk zu den Polyarthrosen der Hand gerechnet. Diese und noch ein weiteres Phänomen, nämlich die Arthrose zwischen Handwurzelknochen, werden als so genannte Rhizarthrose dem Erscheinungsbild der Polyarthrose zugerechnet.
Bei der Polyarthrose werden an den betroffenen Fingergelenken die Gelenkstrukturen, insbesondere die Seitenbänder, zerstört, so dass die Finger in sich nicht mehr stabil sind und die Scharnierbewegung zwischen ihnen nicht mehr harmonisch ausgeführt werden kann. So kommt es dazu, dass die Finger im betroffenen Gelenk zur Seite abkippen oder krumm werden.

Oft ein Zufallsbefund
Besonders häufig sind Frauen ab dem 45. Lebensjahr von diesen Symptomen betroffen. Deshalb nimmt man an, dass hormonelle Veränderungen bei der Entstehung dieser Erkrankung eine Rolle spielen. Ein Beweis dieser Vermutung steht bislang noch aus. Bei Männern kommt es etwa zehn Jahre später zu Polyarthrosen der Hand. Die erbliche Komponente ist bei Frauen stärker ausgeprägt.
Eine Polyarthrose der Hand kann durchaus zufällig entdeckt werden, etwa wenn die Hand aufgrund einer Verletzung geröntgt wird und dabei auffällt, dass die Endgelenke der Finger verschmälert sind. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Knorpel zwischen den Gelenkpartnern abgenutzt ist. Der Betroffene muss zu diesem Zeitpunkt noch nicht an Schmerzen leiden. Nur der Vergleich mit anderen Fingern lässt diagnostische Rückschlüsse zu, etwa wenn sich das arthrotische Gelenk nicht mehr so gut beugen lässt wie das Endgelenk des Nachbarfingers oder des entsprechenden Fingers an der anderen Hand.
Die Polyarthtrose durchläuft sehr unterschiedliche Stadien. Zu Anfang treten kaum Beschwerden auf, die Gelenke verdicken zwar, allerdings ohne stark zu verhärten, so dass die Hand in ihren Funktionen kaum beeinträchtigt wird. Da auch im Röntgenbild nur sehr dezente Veränderungen sichtbar werden, neigen leider einige Ärzte dazu, das Krankheitsbild der Polyarthrose zu bagatellisieren und ihren Patienten zu sagen: „Da kann und muss man nichts machen.“
Dabei wird die Behandlung, je später sie einsetzt, immer komplizierter. Wenn Schmerzen, Rötungen und weiche Schwellungen auftreten, spricht man von einer aktivierten Arthrose. Die Aktivitäten des täglichen Lebens sind dann bereits beeinträchtigt. Manche kraftvollen Handgriffe kann man gar nicht mehr ausführen, so dass ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden sollte.
Schwierige Abgrenzung
Das nächste mögliche Krankheitsstadium ist die so genannte erosive Polyarthrose. Diese unterscheidet sich kaum von einer Polyarthritis, also von entzündlichem Gelenkrheuma. Im Röntgenbild sind wie bei der Polyarthritis zystische Zerstörungen des gelenknahen Knochens erkennbar, hervorgerufen durch eine aggressive Wucherung des entzündeten Gewebes der Gelenkinnenhaut. Ist die Polyarthrose an diesem Punkt angekommen, ist sie mit starken Schmerzen verbunden. Die Krankheit kann jedoch noch komplizierter werden. So kommt es gelegentlich zu einer zusätzlichen schmerzhaften Schwellung und Überwärmung der Fingergrundgelenke. Wenn schon seit Jahren Knoten an den End- oder Mittelgelenken bestanden haben, ist es möglich, dass bei einer Blutuntersuchung ein Rheumafaktor nachgewiesen wird. Dann handelt es sich um eine so genannte Pfropfarthritis: Der lange bestehenden Polyarhtrose hat sich eine rheumatoide Arthritis „aufgepfropft“.
Bei der reinen Polyarthrose finden sich keine Laborauffälligkeiten. Eine Laboruntersuchung ist im Grunde genommen nur notwendig, um andere Ursachen auszuschließen. Wenn Patienten oder Ärzte behaupten, die Verdickungen seien Gichtknoten, so kann dies durch normale Harnsäurewerte leicht widerlegt werden. Einen sicheren Befund sowie die Grundlage für eine Verlaufskontrolle liefert die Standardröntgenaufnahme der ganzen flachen Hand.
Im frühen Stadium können täglich drei bis vier Einreibungen mit „Rheumamitteln“ wie Diclofenac, Piroxicam oder Ethofenamat eine Linderung erzielen. Wenn die akut-entzündlich veränderten Gelenke stark schmerzen, kann die Einnahme von NSAR (nicht kortisonhaltigen antirheumatischen Medikamenten) wie Diclofenac, Ibuprofen Coxiben etc. kurzfristig eine völlige Befreiung von den Beschwerden erreichen.
Außerdem sollten die Möglichkeiten der physikalischen Therapie ausgereizt werden: Kälte- und Wärmetherapie, Ultraschall und Elektrobehandlung. Gegen verkrümmte Fingergelenke helfen Dehnung unter Zug, Ergotherapie oder Lagerungsschienen. Für das Daumensattelgelenk gibt es beim Orthopädiemechaniker vorgefertigte Plastikschienen, die das Zugreifen erleichtern. Individuelle thermoplastische Schienen, die in der Praxis oder von Ergotherapeuten selbst angefertigt werden können, erleichtern alltägliche Handgriffe wie Kartoffelschälen oder das Öffnen von Gläsern.

Injektionen ins Gelenk
Soll nicht die Fehlstellung behoben, sondern in erster Linie gegen den Schmerz vorgegangen werden, so ist die Therapie der Wahl eine gezielte Injektionsbehandlung, bei der in ein oder mehrere Gelenke Kortison und örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) gespritzt werden. Diese Behandlung sollte jedoch nur von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Bestimmte Injektionstechniken für diese sehr kleinen Gelenke, deren Gelenkspalt oft zerstört ist, müssen beherrscht werden, sonst kann der Injektionsschmerz so heftig sein, dass der Patient eine weitere Therapie ablehnt. Für die Langfinger ist es jedenfalls immer ratsam, mit kleinen Dosen Kortison (ein bis vier Milligramm) plus Lokalanästhetikum zu beginnen.
Beim Daumensattelgelenk hilft auch eine Behandlung mit Hyaluronsäure (0,5 bis ein Milliliter). Bereits nach der ersten Spritze können die Betroffenen Erleichterung und nach der dritten Spritze eine anhaltende Schmerzminderung mit zunehmender Kraft und Beweglichkeit spüren.
Wenn die Schmerzen durch keine der genannten Maßnahmen wirkungsvoll bekämpft werden können, kann auch auf operativem Wege gegen die Polyarthrose vorgegangen werden. Die Endgelenke können in seltenen Fällen versteift werden, für die Mittelgelenke kommen Silikonplatzhalter oder kleine künstliche Gelenke in Frage. Das Daumensattelgelenk kann saniert werden, indem einer der Handwurzelknochen – das Vieleckbein – entfernt wird, indem es versteift oder ein künstliches Gelenk an seiner Stelle eingesetzt wird.