Hüftimpingement
Das Hüftimpingement ist ein Engpasssyndrom der Hüfte. Knöcherne Veränderungen der Gelenkpartner (Hüftkopf und Hüftpfanne) führen zu einem biomechanischen Konflikt (Anstoßphänomen). Es resultieren schmerzhafte Bewegungseinschränkungen und Frühformen des Hüftgelenkverschleißes.
Häufigkeit
Hüft- und Leistenschmerz sind ein tägliches Phänomen in der orthopädischen Praxis. Etwa 10 Prozent der Sportverletzten und etwa 35 Prozent der über 60-jährigen Patienten beklagen Beschwerden im Hüftbereich. Vor allem bei sportlich aktiven Patienten sind Formveränderungen des Hüftgelenkes (CAM-Form/Pistolengriff-Form bei ca. 37 Prozent) häufig im Röntgenbild zu finden.
Ursachen
Die genaue Ursache des Hüftimpingements, auch femoroacetabuläres Impingement (FAI) genannt, ist nicht geklärt. Unfälle (wiederholte Bagatellverletzungen), kindliche Hüftreifungsstörungen (Hüftdysplasie und Hüftluxation, ECF – Epiphyseolysis capitis femoris (jugendliche Hüftkopflösung), Morbus Perthes) und andere Faktoren können eine Fehlentwicklung des Hüftgelenkes verursachen. Folge der anatomischen Veränderungen ist eine schmerzhaft gestörte Biomechanik zwischen beiden Gelenkpartnern. Es handelt sich dabei um eine präarthrotische Deformität im jungen und mittleren Erwachsenenalter, welche zur Ausbildung eines Hüftgelenkverschleißes (Hüftarthrose) führt.
Symptome und Verlauf
Die meisten Patienten empfinden Schmerzen im Bereich der Leistenregion, des seitlichen Beckens und Oberschenkels und des Gesäßes, insbesondere beim Bewegungsbeginn nach längerem Sitzen – zum Beispiel nach einer Autofahrt. Oft berichten die Patienten über schmerzhafte Bewegungseinschränkungen beim Aufstehen aus dem tiefen Sitz, beim Schuhe zubinden oder bei Hüftbeugung. Gelegentlich finden sich Schnappphänomene. Selten kommt es zum schmerzbedingten Hinken. Eine Einschränkung der Gehstrecke findet sich nicht. Bei Athleten kann nach langem symptomfreien Intervall oft ein akutes (plötzliches) Schmerzsyndrom mit Belastungsminderung auftreten, sodass die sportliche Aktivität nicht weitergeführt werden kann. Körperliche Aktivität per se ist aber kein Risikofaktor für ein Hüftimpingement.
Diagnose
Es gibt keine Klassifikation des Hüftgelenkimpingements, jedoch werden seit den 1990er Jahren verschiedene Formen unterschieden. Die Unterscheidung erfolgt nach den anatomischen Strukturen, welche eine Formveränderung aufweisen:
- CAM- (Nockenwellen- oder Pistolengriff-Form des Oberschenkelknochens),
- Pincer- (Kneifzangen-Form der Hüftpfanne),
- Mixed- (gemischte Form aus CAM- und Pincer-) und
- extraartikuläres Impingement.
Die Diagnose wird durch Zusammenschau aus Krankengeschichte, Untersuchungsbefund und dem Röntgenbild sowie ggf. der MRT-Bildgebung gestellt. Die Veränderung des Kopf- und Halsüberganges des Oberschenkelknochens im Sinne einer Asphärizität (Hüftkopfentrundung) kann hier sehr gut abgebildet werden.
Aufgrund der vielfältigen Differenzialdiagnosen ( unter anderem Koxarthrose, Bursitis trochanterica, gluteale Triggerpunkte, Lumbalsyndrome, Beckenfunktionsstörungen, Schädigungen an Gelenkknorpel, Gelenklippe, Schleimhautentzündungen) ist die orthopädisch-fachärztliche Untersuchung und dezidierte Eingrenzung der Diagnose Grundlage jeder erfolgreichen Therapie. Dazu sind genaue Kenntnisse der komplizierten Hüftanatomie und -biomechanik, welche zu veränderten Druck- und Scherkräften im Hüftgelenk mit nachfolgenden Strukturschädigungen führt, und der individuelle Untersuchungsbefund jedes einzelnen Patienten notwendig.
Therapie und Nachsorge
Ist die Diagnose gesichert, empfiehlt sich zunächst ein konservativer Therapieversuch mit Schmerztherapie, Anpassung der körperlichen Betätigung und physiotherapeutischen Maßnahmen zum Erhalt der Bewegungs- und Gelenkfunktionen. Die Patienten können mit einem Übungsprogramm die Schmerzen selbst positiv beeinflussen und die Biomechanik der hüftgelenkstabilisierenden Muskulatur verbessern.
Dauert ein mechanischer Konflikt an, wird eine operative Korrektur der knöchernen Fehlform notwendig. In Abhängigkeit der Formstörung kann offen oder arthroskopisch (Gelenkspiegelung) das Anstoßphänomen durch Formkorrektur der Gelenkpartner (beispielsweise „bump“-Resektion – siehe Abbildung 1) beseitigt werden. Gleichzeitig können im Rahmen der Gelenkspiegelung die im zentralen und im peripheren Gelenkraum befindlichen Begleitstörungen und Verletzungen (zum Beispiel an Gelenklippe und Gelenkknorpel) therapiert werden. Offene Operationen mit chirurgischer Hüftluxation (Ausrenken des Hüftgelenks in Vollnarkose) sind nur noch sehr selten notwendig. Eingriffe am beckenseitigen Gelenkpartner (Hüftpfanne) bedürfen zwar einer aufwendigen Planung, werden aber insgesamt sehr gut vertragen. Eine dezidierte Aufklärung über OP-Risiken wie Lagerungsschäden, Flüssigkeitsaustritt in die Oberschenkelweichteile, Instabilitäten, Hüftkopfnekrose und die postoperativen Maßnahmen (Teilbelastung an Unterarmgehstützen) muss mit den Patienten vor dem Eingriff erarbeitet werden. Die Nachbehandlung richtet sich individuell nach den während der Operation erhobenen Befunden. Nach der OP erfolgen Maßnahmen zum Erhalt des Bewegungsausmaßes, zur Schmerzreduktion und zur Vermeidung des Fortschreitens der Arthrose.
Literatur und weiterführende Links
Ganz / u.a.: FAI: a cause for osteoarthritis of the hip. CORR, 2003.
Matsuda / u.a.: Comparative Systematic Review of the Open Dislocation, Mini-open Arthroscopic surgeries for FAI. JARS, 2011.
Nötzli / u.a.: The contour of the femoral head-neck junction as a predictor for the risk of anterior impingement. JBJS, 2002.
Frank / u. a.: Prevalence of FAI Imaging Findings in asymptomatic volunteers. Arthroscopy, 2015.
Khanna / u. a.: Incidence of hip pain in a prespective cohort of asymptomatic volunteers. AJSM, 2014.
FAQ - Häufig gestellte Fragen: Hüftimpingement
Was ist ein Hüftimpingement?
Ein Hüftimpingement, auch als Femoroacetabuläres Impingement (FAI) bekannt, ist eine Erkrankung, bei der abnorme Knochenwachstumsformen an der Hüftpfanne oder am Oberschenkelhals zu wiederholten Kollisionen führen, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
Welche Arten von Hüftimpingement gibt es?
Man unterscheidet zwischen dem cam-Typ, bei dem der Oberschenkelhals nicht rund, sondern eher eckig geformt ist, und dem pincer-Typ, bei dem die Hüftpfanne überbedeckt ist. Zudem gibt es auch die Mischform, die eine Kombination aus beiden darstellt.
Welche Symptome sind typisch für Hüftimpingement?
Zu den typischen Symptomen gehören Leistenschmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte, Schmerzen beim Beugen oder Rotieren der Hüfte sowie Schmerzen im Bereich des Gesäßes oder der Leiste.
Wie wird Hüftimpingement diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, bildgebenden Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT sowie gegebenenfalls eine arthroskopische Untersuchung der Hüfte.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Hüftimpingement?
Die Behandlung kann konservativ durch Physiotherapie und entzündungshemmende Medikamente erfolgen. In einigen Fällen kann eine arthroskopische Operation in Betracht gezogen werden, um die abnormen Knochenwachstumsformen zu korrigieren.
Kann Hüftimpingement zu langfristigen Komplikationen führen?
Unbehandeltes Hüftimpingement kann zu langfristigen Schäden an der Hüfte führen, wie z.B. zur Entwicklung von Arthrose.