Schmerzfrei nach der Rücken-OP: Konservative Therapien

Rückenschmerzen sind seit Menschengedenken ein leidvolles Thema. Eine Operation ist leider oftmals die letzte Lösung. In der Heilungsphase sollten Sie neben dem rückengerechten Verhalten und regelmäßiger Übungen auch die Symptome und die Nervenfunktionen Ihres Rückens beobachten. In der 7–teiligen Serie „Schmerzfrei nach der Rücken-OP“ erhalten Sie wertvolle Informationen zu diesem Thema.
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Konservative Therapien können Rückenschmerzen lindern

Als Patient mit Rückenschmerzen möge man nicht verzagen, sondern auch selbst seinen Rücken „managen“: Sie sollten Ihre Symptome und die Nervenfunktionen beobachten und bei Veränderungen alsbald den Arzt aufsuchen.

Ein kranker Wirbel verträgt keinen Wirbel

Vor einigen Jahrzehnten wurden Menschen mit Rückenkrankheiten für mehrere Wochen in ein Gipsbett gelegt. Damit gelang es, Wirbelbrüche, schwere Nervenreizungen, ja selbst chronische Entzündungen wie Tuberkulose zu heilen. Die Betroffenen denken allerdings nicht mit Freude an diese Zeit zurück. Denn das regungslose Liegen für viele Tage ist zwar für die Heilung von Knochen, Bandscheiben und Wunden förderlich, aber die Nebenwirkungen wie Hautprobleme, Kreislaufschwächen, Muskelabbau, Leistungsabbau und Thrombosen sind doch beträchtlich. Daher wird heute einem aktiven Rehabilitationsprogramm der Vorzug gegeben. Allerdings soll dabei der geschädigte bzw. operierte Wirbelabschnitt möglichst wenig belastet bzw. bewegt werden.

Es muss also eine Balance gefunden werden zwischen ungestörter Heilung und der Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Der Arzt bzw. Operateur wird vorgeben, wie hoch und in welchem Umfang ein geschädigtes Wirbelsegment belastet werden darf. Die Therapeuten werden nach diesen Vorgaben ein gezieltes Haltungs- und Übungsprogramm mit Ihnen erarbeiten. Auch rückengerechtes Verhalten wird mit Ihnen zusammen trainiert. Während die Schmerzen die ersten Tage bei einem akuten Rückenschmerz oder nach einer Operation sehr stark sein können, sodass die Einnahme von Schmerzmedikamenten notwendig ist, sollten Sie später versuchen, in der Rehabilitationsphase die Schmerzmittel zu reduzieren. Dies hat einerseits den Vorteil, dass die Rate an Nebenwirkungen abnimmt und andererseits erkannt werden kann, ob die Wirbelsäule eventuell durch bestimmte Übungen, Verhaltensweisen oder Belastungen überanstrengt wird.

Körperliche Fitness beim „kaputten Rücken“?

Die körperliche Aktivität sollte nicht durch Übungen und Sportarten, die den Rücken belasten, sondern möglichst nur durch schmerzfreie Aktivitäten wie Aquajogging, Ergometer- bzw. Steppertraining, Gehen usw. erhalten werden. Dies ist sowohl für die Ernährung der Bandscheiben als auch für das Herz-Kreislauf-System günstig. Eine dauerhafte, schmerzbedingte Inaktivität verstärkt die Rückenschmerzen und reduziert die Rumpfmuskulatur.

Ernährung bei Rückenkrankheiten

Zur Schonung des Rückens gehört nicht nur die Änderung bestimmter Tages- und Arbeitsabläufe, die zur Entlastung der Wirbelsegmente führen, sondern auch die Ernährung. Übergewicht bedeutet immer eine verstärkte axiale Belastung durch das Gewicht des Oberkörpers – einschließlich des Bauchs – auf die untere Lendenwirbelsäule. Jedes verlorene Kilogramm an Körpergewicht reduziert die Bandscheibenbelastung. Also ist eine gezielte Diät bei Fettleibigkeit hilfreich und auf Dauer schmerzlindernd. Das Abnehmen von 1–2 kg pro Monat verringert die Gefahr eines „Jojo-Effekts“. Außerdem sollten Sie den Kalorienverbrauch durch tägliche, moderate körperliche Aktivität erhöhen.

Für die Bandscheibe selbst kann man leider keine hilfreichen Nahrungsergänzungen einnehmen: Salze, Knorpelbausteine, homöopathische Tinkturen, pflanzliche Mixturen, verschiedenste Bandscheiben-Diäten usw. haben keinen wissenschaftlich nachgewiesenen Effekt, sondern bringen nur wirtschaftliche Vorteile für den Produzenten.

Schmerzmedikamente

Schmerzmedikamente sind in der Behandlung von akuten Rückenschmerzen sehr hilfreich, denn sie reduzieren die Beschwerden schnell und deutlich. Sie können meist ohne Bedenken über einen Zeitraum von 4–6 Wochen eingenommen werden. Sie sollten die Schmerzmittel aber nur so lange und so hoch dosiert einnehmen, wie nötig. Denn alle Schmerzmedikamente haben Nebenwirkungen. Daher ist es nicht sinnvoll, über viele Monate hinweg derartige Tabletten einzunehmen. So schädigen beispielsweise die nichtsteroidalen Antirheumatika z. B. die Niere.

Cortison dagegen führt nicht zu einer Nierenproblematik (nur durch einen eventuell auftretenden Bluthochdruck), hat allerdings bei längerer Einnahme verschiedene andere Nebenwirkungen (Knochenentkalkung, Stoffwechselveränderungen, Augenkrankheiten usw.). Für die Niere weniger gefährlich sind auch Novaminsulfon oder Opioide (Opiate). Sie haben jedoch andere Nebenwirkungen. Bei langer Einnahme kann eine Abhängigkeit entstehen.

Achtung: Egal, welche Schmerztabletten Sie einnehmen: Besprechen Sie sich mit Ihrem Arzt, passen Sie die Dosierung an das Schmerzniveau an und reduzieren Sie die Einnahme so bald wie möglich.

Physiotherapie der Wirbelsäule

Die Physiotherapie ist in allen Stadien der Rückenschmerzen eine segensreiche Therapie. Viele Methoden der manuellen Therapie, Triggerpunkt-Behandlungen, Querfriktionen der verspannten Muskulatur, oft in Kombination mit thermischen Reizen, osteopathischen Handgriffen, Traktionen etc. können die Schmerzen reduzieren, bestehende Bewegungseinschränkungen verbessern und die Wirbelsäule stabilisieren.

Es können jedoch nicht alle der mannigfachen physiotherapeutischen Methoden Anwendung finden, denn eine bestimmte mechanische Störung an der Wirbelsäule kann nicht durch verschiedenste – oft gegenteilige – Krafteinleitungen in den Körper gleichermaßen günstig beeinflusst werden. Viel eher verschlimmert eine nicht adäquat angewendete Methode die Beschwerden. Bei akuten Rückenschmerzen, aber auch nach Operationen der Wirbelsäule, sollten daher folgende Physiotherapiekriterien gelten:

  • Durch eine gezielte Diagnostik die Ursache der Störung eingrenzen.
  • Vor Beginn der Therapie sollte eine schmerzlindernde Lagerung ausprobiert und eingestellt werden.
  • Die schmerzlindernde Körperhaltung im Stehen und Sitzen soll erarbeitet werden.
  • Maßnahmen zur Muskelentspannung (Wärme, Schröpfen, osteopathische Methoden etc.) anwenden.
  • Wenn der Arzt die Erlaubnis gibt, sind milde Traktionen bzw. Extensionen der Wirbelsäule hilfreich.
  • Vorsichtige wiederholte isometrische Anspannungen der Rumpfmuskulatur (isometrisch = ohne große Bewegungen) fördern die Durchblutung und Entschlackung der Muskeln.
  • Ihr Therapeut erarbeitet gemeinsam mit Ihnen ein Übungsprogramm für die Rumpfmuskulatur im Liegen und im Vierfüßlerstand.
  • Sie können vorsichtige Dehnungen der Extremitätenmuskeln zur Verbesserung der Haltung ausführen.
  • Ihr Therapeut gibt Ihnen alltagstaugliche Anleitungen für das rückengerechte Verhalten und koordinatives Training im Liegen, Sitzen, Gehen.
  • Vermeiden Sie kraftvolle Massagen.
  • Vermeiden Sie starke manuelle Mobilisationen oder Manipulationen im akut betroffenen Wirbelsegment.
  • Führen Sie noch keine Mobilisierung der Wirbelsäule durch ausgeprägte Bewegungsübungen aus.
  • Bei Nervenkompressionen sollte eine skoliotische Fehlhaltung nicht korrigiert werden.

Weitere Informationen zur Konservativen Therapie sowie entsprechende Übungen und vieles mehr zum Thema Rückenschmerzen finden Sie in dem Buch „Schmerzfrei & aktiv nach der Rücken-OP“ von Dr. med. Christoph Schönle.

Informationen zum Buch

Schmerzfrei & aktiv nach der Rücken-OP, ISBN: 9783432115412, Autor: Dr. med. Christoph Schönle, 160 Seiten, Preis: 19,99 €

Ärzte mit der Spezialisierung Rücken und Wirbelsäule in der Umgebung von Ashburn

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