Rückenschmerzen: Den Ursachen auf der Spur
„Der Rückenschmerz muss nicht unbedingt im Rücken entstehen“ erklärt Dr. Karl-Heinz Conrad, Orthopäde des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie in Bayern. „Bei Patienten mit Rückenbeschwerden schauen wir uns daher den gesamten Körper an, vom Kopf bis zu den Füßen“ sagt der Orthopäde.
Zähne und Kiefer
In einem gesunden Gebiss steht jeder Zahn in einem bestimmten Verhältnis zu seinem Gegenzahn. Fehlende oder schiefe Zähne, zu hoch stehende Füllungen oder schlecht sitzende Brücken können diese Beziehung stören und zu Rückenschmerzen führen. Denn: Unsere Zähne sind fest im Kiefer verwurzelt und stehen so über den Schädel in einer engen Verbindung zur Wirbelsäule. Auch stressbedingtes Zähneknirschen oder Lippenpressen kann Verspannungen und Blockaden auf Nacken, Rücken und Becken übertragen.
Dicker Bauch
Ein dicker Bauch, ob bei schwangeren Frauen oder Übergewichtigen, bringt die senkrechte Achse aus dem Gleichgewicht. Der Rücken wird durch das nach vorne verlagerte Gewicht ins Hohlkreuz gezogen. Dadurch erhöht sich der Druck auf die Lendenwirbelsäule und die Halswirbelsäule gerät unter Spannung. Probleme entstehen vor allem im unteren Rücken und im Nackenbereich.
Menstruation
Monat für Monat erschwert eine Vielzahl an organischen und seelischen Symptomen die Tage vor und während der Menstruation. Schmerzen und Ziehen im Rücken sind für viele Frauen Regelbeschwerde Nummer Eins. Sie entstehen durch Verkrampfungen im Unterleib, die sich auf den unteren Rücken übertragen und zu einer ungünstigen Körperhaltung führen.
Innere Organe
Rückenschmerzen können Alarmsignale für innere Erkrankungen sein. Solche Symptom-Schmerzen bleiben bei Bewegung und Ruhe unverändert, während „echte“ Rückenschmerzen auf Wärme, Aktivität oder mechanische Reize reagieren. Schmerzen durch Erkrankungen innerer Organe, wie Entzündungen von Blase, Lunge, Magen oder Darm, strahlen dabei über das Nervensystem auf den Rücken.
Beinlängendifferenz
Zwei Beine – zwei Längen: Selten sind Beine genau symmetrisch und gleich lang gewachsen. Auch verhärtete oder verspannte Muskeln können ein Bein verkürzen. Zwar kann unser Körper unterschiedliche Beinlängen bis zu einem gewissen Maße kompensieren. Zu große Unterschiede aber verursachen mitunter Rückenschmerzen: Das Becken gerät in eine Schieflage und die Wirbelsäule wird seitlich verbogen und zum Teil auch verdreht.
Füße
Nicht immer stehen wir mit beiden Füßen fest auf dem Boden: Etwa 60 % der Deutschen haben einen Platt-, Senk oder Spreizfuß oder einen anderen Fußschaden. Im Laufe des Lebens können sich Fehlstellungen der Füße auf Knie, Hüfte und Becken sowie auf die Wirbelsäule übertragen. Die Füße federn Belastungen dann zu schlecht ab oder verursachen eine fehlerhafte Kraftübertragung beim Gehen und Stehen.
Die goldenen Regeln für einen gesunden Rücken:
- Bewegen Sie sich regelmäßig und so viel wie möglich
- Ändern Sie im Sitzen und Stehen regelmäßig Ihre Position
- Heben Sie keine zu schweren Lasten
- Verteilen Sie Lasten gleichmäßig und halten Sie sie nah am Körper
- Treiben Sie Sport (z. B. Rückenschwimmen, Rad fahren)
- Achten Sie im Stehen darauf, dass Ihre Knie nicht durchgedrückt sind
- Achten Sie auf ergodynamische Büromöbel und die optimale Position von Computer und Tastatur
- Achten Sie beim Einschlafen auf eine lockere entspannte Liegeposition