Der Dreh- und Angelpunkt im Körper

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk im Körper. Ein Zusammenspiel von Knochen, Bändern und Sehnen. Prof. Dr. Matthias Lerch, Chefarzt der Orthopädie und der Unfallchirurgie im Wittmunder Krankenhaus gibt Ihnen hier wichtige Informationen zum Thema "Schulter".
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„Gehen wir mal ganz weit zurück in die Evolution. Damals wurde das Mammut erlegt und man musste es Stückweise in Sicherheit bringen, bevor andere Räuber sich die Beute schnappten.“ Prof. Dr. Matthias Lerch holt weit aus, aber damit erklärt er, wie wichtig das in unserem Körper beweglichstes Gelenk ist. Die Mammut-Beute wurde nämlich von einem Menschen nach oben über die Schulter gehoben, damit ein anderer, der auf einer Erhöhung saß, sie von unten übernehmen konnte. Will sagen die Schulter macht uns zu einem kompletten Menschen – ohne sie wären wir nichts.

Ohne Schulter geht im Alltag fast nichts

„Wir messen ihr nur so wenig Bedeutung zu, erst wenn uns Schmerzen plagen, wissen wir, wie wichtig die Schulter für unser tägliches Leben ist. Ohne dieses Gelenk könnten wir weder Essen und Trinken zum Mund führen, unsweder waschen oder kratzen“, erklärt der Chefarzt. Und so ist die Schulter ein wahres Bewegungswunder. In der Waagrechten kann der Mensch den Arm bis etwa 180 Grad wegführen. Einen Spielraum von rund 90 Grad gibt es beim Drehen der Schulter nach innen, wenn der Arm am Körper anliegt. Nach oben strecken wir den Arm bis ungefähr 180 Grad, nach hinten bis etwa 40 Grad. Das alles wird durch das Zusammenspiel von vier Gelenkflächen, drei Muskelgruppen sowie Sehnen, Bändern und Gelenkkapseln erst möglich.

Drei Knochen bilden das Schulterskelett

Drei Knochen bilden das Schulterskelett – Oberarmknochen, das Schulterblatt und das Schlüsselbein. „Und so ist das Schultergelenk eben nicht nur ein Gelenk“, erklärt Dr. Matthias Lerch. Wenn vom Schultergelenk die Rede ist, denken die meisten an die Verbindung zwischen Oberarm und Schulter – dem Kopf und der Pfanne – die übrigens können auch durch eine Endoprothese ersetzt werden – das wird auch in der Wittmunder Klinik gemacht.

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Rotatorenmanschette – kleines Wunderwerk

Das wahre Wunderwerk ist aber die Rotatorenmanschette. Sie wirkt im Verborgenen rund um das Gelenk und ist eine Platte, an der Muskeln und Sehnen befestigt sind. Kommt es zu Schmerzen in der Schulter, ist es nicht selten, dass der Schleimbeutel Auslöser der Beschwerden ist. Schleimbeutel in Gelenken fungieren allgemein als Verschiebeschicht und Puffer zur besseren Druckverteilung zwischen den Gelenkpartnern. „Der Schleimbeutel der Schulter, Bursa subacromialis genannt, befindet sich zwischen der Sehnenplatte der Rotatorenmanschette und der Unterseite des Schulterdachs“, erklärt der Mediziner.

Bei Reizungen, etwa wenn bei ungewohnten Belastungen vermehrter Druck auf das Schultergelenk ausgeübt wird, kann sich im Schleimbeutel eine Flüssigkeit ansammeln. In diesem Fall wird der ohnehin sehr begrenzte Raum zwischen Schulterdach und Oberarmkopf zu eng – in der Schulter kommt es zu einem Druckgefühl und zu Schmerzen. „Per Arthroskopie, also einem minimalinvasiven Eingriff, kann der Schleimbeutel entfernt werden“, erklärt Prof. Dr. Matthias Lerch. Und wie so oft, hilft sich die Natur in diesem Falle selbst, denn es wird ein neuer Schleimbeutel wachsen.

Schmerzen durch Kalkablagerungen

Richtig Schmerzen bereiten können aber auch Kalkablagerungen in der Schulter. „Die bekommen eine Zahnpastaartige Konsistenz. Betroffen sind die Sehnen im Schultergelenk“, so der Chirurg. Aber nicht alles was in der Schulter schmerzt, muss gleich operiert werden, weiß der Chefarzt. „Mit Physiotherapie lässt sich vieles behandeln und die Beschwerden werden weniger“, unterstreicht der Chirurg. Vor allem Schmerzen unter dem Schulterdach lassen sich so behandeln. Zudem werden mit dieser alternativen Methode auch Muskeln, Sehnen und das Gelenk selbst gestärkt.

Schmerzen durch den Beruf

Patienten, die ins Krankenhaus Wittmund kommen, haben ihre Schulterbeschwerden oft durch den Beruf bekommen. „Das sind vor allem Handwerker – Maler zum Beispiel, die viel mit den Armen über Kopf arbeiten“, erklärt Matthias Lerch. Fünf bis zehn Patienten in der Woche werden im Bereich der Schulter beraten. Operative Eingriffe wurden im vergangenen Jahr in der Klinik 170 vorgenommen. So richtig weh tut es natürlich, wenn man die Schulter ausgekugelt hat. Denn der große Bewegungsumfang der Schulter beruht auf einem annähernd kugelförmigen Oberarmkopf, der auf einer relativ kleinen, flachen Gelenkpfanne ruht. Aufgrund dieser geringen knöchernen Begrenzung kann das Schultergelenk leichter auskugeln. „Meist sind Traumata, also Unfälle, Ursache für das Auskugeln, ein Sturz zum Beispiel. Man sollte dann so schnell wie möglich in die Notaufnahme“, rät der Chefarzt.

Chefarzt Dr. Matthias Lerch erklärt, wie mit einem Anker Sehnen wieder am Knochen des Schultergelenkes befestigt werden können. ©Inga Mennen M. A.

Nach dem Auskugeln wieder einrenken

Die Schulter dann wieder einzurenken ist das eine, aber beim Auskugeln kann es auch zu weiteren Verletzungen kommen. Abriss des Knorpels oder Knochens vom Rand, Defekt am Oberarmkopf, Verletzung der Gelenkkapsel, Riss der Rotatorenmanschette, Verletzung umliegender Nerven und / oder Blutgefäße – all das kann passieren. Zur Sicherheit sollten also immer weitere Untersuchungen folgen.

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