Der Bandscheibenvorfall Teil 4: Therapie

Ein Bandscheibenvorfall kann sehr plötzlich quasi aus dem nichts heraus entstehen, sich aber auch über Monate hinaus entwickeln. In dieser 4-teiligen Orthinform-Serie erhalten Sie wichtige Informationen zu der Anatomie Ihrer Wirbelsäule sowie der Ursache, der Diagnose und der möglichen Therapien eines Bandscheibenvorfalls. Je mehr Sie wissen, desto souveräner können Sie mit Ihren Beschwerden umgehen und desto besser stehen Ihre Chancen auf Besserung.
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Die Diagnose ist da – hoffentlich ohne allzu viel Zeitverzögerung. Nun stellt sich die Frage: Was tun?

Therapie-Optionen

Die Diagnose Bandscheibenvorfall steht fest – vermutlich sind Sie fast ein wenig erleichtert, weil jetzt klar ist, woher Ihre Beschwerden rühren. Nun geht es darum, Abhilfe zu schaffen. Es gibt verschiedene Therapieoptionen für einen Bandscheibenvorfall. Die Auswahl hängt von der Schwere der Symptome und individuellen Faktoren ab.

Konservative Therapie: Diese umfasst Schmerzmedikamente, Physiotherapie, Massage und Akupunktur. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Eine konservative Therapie wird in der Regel bevorzugt, wenn der Bandscheibenvorfall keine neurologischen Ausfälle verursacht.

Injektionen: Injektionen können eingesetzt werden, um Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren. Eine epidurale Injektion erfolgt beispielsweise in den Bereich um die betroffene Nervenwurzel, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.

Chirurgische Eingriffe: Wenn die konservative Therapie nicht erfolgreich ist oder der Bandscheibenvorfall schwerwiegende neurologische Ausfälle verursacht, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sollte mit Ihnen die Vor- und Nachteile jeder Option besprechen und gemeinsam mit Ihnen eine Entscheidung treffen.

Wichtig ist, dass Sie sich umfassend aufgeklärt fühlen und alle Ihre Fragen beantwortet sind. Eine OP kann für Sie die beste Option sein – muss aber nicht. In der Regel ist die Einklemmung nur vorübergehend; unser Körper ist in der Lage, dieses Problem wieder in den Griff zu bekommen. Einfache Schmerzmittel aus der Hausapotheke helfen, die Zeit zu überbrücken. Bewegen Sie sich, wenn irgend möglich – komplette Ruhe ist, wie bei den meisten Erkrankungen des Muskel- und Skelettapparates, keine Lösung.

Physiotherapie: Die Physiotherapie erfolgt in zwei Stufen: der Hilfe in akuten Situationen und der Hilfe zur Vermeidung erneuter Probleme.

In der ersten Stufe wird die Physiotherapeutin, der Physiotherapeut auf Warnzeichen achten, wie beispielsweise Lähmungen, Taubheitsgefühle oder Verlust der Blasenfunktion. Diese Symptome können ein Hinweis auf ernsthafte Probleme sein, bei denen sofortige medizinische Aufmerksamkeit erforderlich ist. Wenn keine Alarmzeichen vorliegen, werden mithilfe spezieller Übungen Fehlhaltungen korrigiert, Muskelverspannungen gelindert und verkürztes Gewebe gedehnt, um den Körper beim Heilungsprozess zu unterstützen.

OP – ja oder nein?

Auch in unserer Praxis, die auf die operative Behandlung der Wirbelsäule spezialisiert ist, werden nur etwa 15 % der Patienten operiert. Diese Zahl zeigt, dass eine Operation nur selten erforderlich ist.

Sollte in Ihrem Fall eine Operation nötig und sinnvoll sein, wählen Sie Klinik und Operateurin bzw. Operateur sorgfältig. Die Erfahrung und Expertise der Chirurgin oder des Chirurgen sind von großer Bedeutung, denn Übung macht den Meister, genau wie bei einem Musiker, der nur durch viele, viele Übungsstunden zum Virtuosen wird. Informieren Sie sich also, wie häufig die Operation von der Chirurgin, dem Chirurgen durchgeführt wird. Dies gilt nicht nur für Wirbelsäulenoperationen, sondern auch für alle anderen Eingriffe.

So oder so ist jeder chirurgische Eingriff mit Risiken verbunden, die sorgfältig abgewogen werden sollten. Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr und der kleinste zielführende Eingriff sollte gewählt werden. Die Strategie „Das machen wir gleich mal mit“ erhöht nur das Risiko.

Risiken einer Operation

Die Risiken einer Operation können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Zunächst gibt es die allgemeinen Risiken, die unabhängig vom Eingriff bestehen. Dazu gehören beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck, die Einnahme von Gerinnungshemmern oder Schwierigkeiten bei der Narkose aufgrund von Asthma oder Schlafapnoe. In manchen Fällen erfordert der Eingriff ein spezialisiertes Umfeld unter Einbezug von Medizinern anderer Fachrichtungen und Zugriff auf intensivmedizinische Versorgung bei Komplikationen.

Durch den Schnitt in die Haut entsteht ein Zugangstor für Erreger, weshalb die Operationsdauer von großer Bedeutung ist. Während des Eingriffs werden auch Gefäße durchtrennt, die von der Chirurgin, dem Chirurgen mit einer elektrischen Pinzette verschweißt werden. Dies dient weniger der Verminderung des Blutverlusts (im Schnitt "verlieren" Sie bei einer Standardoperation an der Lendenwirbelsäule etwa eine große Kaffeetasse Blut), sondern vor allem der Verbesserung der Sicht auf die Nerven. Ein zugeschweißtes Gefäß kann sich später öffnen und ein harmloses Hämatom verursachen.

Zuletzt handelt es sich bei einer Rückenmark- oder Nervenoperation um ein Arbeiten an sehr empfindlichen Strukturen, bei denen (selten) Ausfälle möglich sind. Eine erfahrene Ärztin, ein erfahrener Arzt wird diese Risiken sorgfältig abwägen und nur dann zu einem Eingriff raten, wenn dieser unbedingt notwendig ist und ein positiver Behandlungserfolg erwartet werden kann. Die Patientin, der Patient wird ausführlich über die Risiken aufgeklärt, meist in Form eines Merkblatts.

Weitere wichtige Informationen zum Thema Bandscheibenvorfall finden Sie in dem Trias Ratgeber „Der Rücken-Doc: Bandscheibenvorfall“ der Autoren Dr. Patrick Simons und Arndt Fengler. Hier erfahren Sie mehr über die richtige Diagnose, die besten Therapien zum Thema Bandscheibenvorfall. Des Weiteren finden Sie in dem Buch ein ausführliches Übungsprogramm zur Rückengesundheit.

Informationen zum Buch

„Der Rücken-Doc: Bandscheibenvorfall“, ISBN: 9783432117676, Autoren: Dr. Patrick Simons und Arndt Fengler, 100 Seiten, 54 Abbildungen, Preis: 15,99 €

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