Wirbelsäulenchirurgie

Rückenerkrankungen und Verschleißerscheinungen der großen Gelenke zählen zu den häufigsten Gründen für eine eingeschränkte Mobilität, die die Lebensqualität mindert. Sind bei einer Wirbelsäulenerkrankung alle konservativen Behandlungsoptionen ausgeschöpft und wirkungslos oder drohen aufgrund der Erkrankung irreparable Schäden beispielsweise am Rückenmark, ist ein operativer Eingriff unumgänglich.

Bei der Suche nach einem geeigneten Krankenhaus sind neben zur Verfügung stehenden Diagnosemethoden und dem Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten vor allem die Kompetenz und Erfahrung einer Institution ausschlaggebend. In einer modernen Wirbelsäulenchirurgie arbeiten Orthopäden und Neurochirurgen in engem Austausch mit Neurologen, Anästhesisten, Schmerztherapeuten, Gefäßmedizinern und Radiologen zusammen.

Krankheitsbilder und Wirkprinzip

Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbelkörpern, die in verschiedene Abschnitte eingeteilt werden: Die oberen sieben Wirbel am Schädel bilden die Halswirbelsäule, vertikal darunter folgen 12 Brustwirbel, fünf Lendenwirbel sowie Kreuz- und Steißbein. Jeder Wirbel besteht aus Wirbelkörper und Wirbelbogen mit Dornfortsatz und Querfortsätzen sowie einer mittig gelegenen Aussparung. Die Aussparungen aller Wirbel übereinander bilden gemeinsam den Spinalkanal. In ihm verläuft das Rückenmark. Zwischen den Wirbeln treten die Spinalnerven aus. Verengt sich dieser Kanal wie bei der Spinalkanalstenose, verschieben sich Wirbel gegeneinander wie bei der Spondylolisthese, umgangssprachlich Wirbelgleiten genannt, oder tritt bei einem Bandscheibenvorfall eine gallertartige Flüssigkeit aus einer Bandscheibe aus, dann entsteht Druck auf diese Nerven oder das Rückenmark. Das kann Gefühlsstörungen, starke Schmerzen oder in manchen Fällen sogar eine Lähmung von Gliedmaßen verursachen. Andere Krankheitsbilder der Wirbelsäule wie beispielsweise Morbus Bechterew, eine rheumatische Erkrankung des Rückens, oder Morbus Scheuermann, eine besonders starke chronische Rückenkrümmung, können auch ohne direkten Druck auf Nerven große Schmerzen verursachen. Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule unter Umständen sogar so stark in den Achsen verkrümmt, dass lebenswichtige Organfunktionen beeinträchtigt sind.

Wo alle konservativen Methoden zur Behandlung einer Krankheit ausgeschöpft wurden, die Beschwerden sich jedoch nicht gebessert haben, dort setzt die Wirbelsäulenchirurgie an. Sie bedient ein gleichermaßen großes wie komplexes Krankheitsspektrum. Dazu zählt die Behandlung von Frakturen, Deformitäten, Entzündungen und Tumoren ebenso wie die von degenerativen Erkrankungen. Je nach Krankheitsbild werden die Eingriffe dorsal, lateral oder ventral – also vom Rücken, der Seite oder vom Bauch her – durchgeführt. In bestimmten Krankheitsfällen erfolgt ein operativer Eingriff an der Wirbelsäule in enger Abstimmung mit Spezialisten anderer Fachbereiche. Beispielsweise werden Gefäßchirurgen oft hinzugezogen, da in unmittelbarer Nähe der Wirbelsäule sehr viele wichtige Blutgefäße verlaufen.

Diagnose

Neben der gründlichen Sichtung der aktuellen Befunde, einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung und einer ausführlichen persönlichen Vorstellung beim behandelnden Arzt kommt den bildgebenden Verfahren in der Rückenheilkunde eine besondere Bedeutung zu. Von der klassischen Röntgenaufnahme über die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT) bis hin zum innovativen EOS-Imaging-Ganzkörperscan kann der Mensch individuell und mit unterschiedlichem Fokus durchleuchtet und untersucht werden. Je nach Krankheitsbild wird ergänzend mit Kontrastmittel gearbeitet, um zum Beispiel die Beschaffenheit des Spinalkanals in einem bestimmten Abschnitt der Wirbelsäule zu visualisieren.

Abb. 1: Dr. Michael Ruf, Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie und Traumatologie am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach (Quelle: SRH Klinikum Karlsbad)

Behandlungsmethoden

Eine moderne Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie verfügt über alle gängigen und wissenschaftlich bewährten OP-Methoden. Diese reichen von mikrochirurgischen und endoskopischen, den sogenannten minimalinvasiven Eingriffen, die unter anderem bei der Entfernung von Bandscheibenvorfällen eingesetzt werden, über mäßig große Eingriffe wie das Einsetzen von Wirbelkörperprothesen bis zum Anbringen von Implantatsystemen zur Versteifung oder Stabilisierung mehrerer Wirbelkörper. Langstreckige Versteifungen mit Stab-Schrauben-Systemen werden oft bei komplizierten Deformitäten oder Tumoren und Entzündungen eingesetzt, die mehrere Wirbelkörper betreffen. Mithilfe von magnetisch verlängerbaren Stäben ist sogar eine dynamische Stabilisierung möglich. Diese Option findet insbesondere bei Kindern mit stark ausgeprägten Skoliosen Anwendung, da die Stützstäbe ohne operativen Eingriff ‚mitwachsen‘ können. Große Wirbelsäulenzentren bieten auch die Kyphoplastie als Behandlungsoption an. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren stabilisieren Radiologen einen gebrochenen oder porösen Wirbel (Osteoporose) durch eine gezielte Injektion von Zement in den Wirbelkörper.

Abb. 2: Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie und Traumatologie am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach (Quelle: SRH Klinikum Karlsbad)

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
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