Fußchirurgie

Die Fußchirurgie befasst sich mit der konservativen (nicht-operativen) und der operativen Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Fußes. Fußchirurgie wird in Deutschland vor allem von Orthopäden und Unfallchirurgen betrieben, es handelt sich um eine Subspezialität des Fachgebietes Orthopädie und Unfallchirurgie. Der Trend zu einer fortschreitenden Spezialisierung in Orthopädie und Unfallchirurgie führt zu einer Zunahme von fußchirurgischen Zentren.

Besonderheiten

Die Fußchirurgie zeichnet sich durch einige Besonderheiten gegenüber anderen Gebieten der Orthopädie und Unfallchirurgie aus. Sie beschäftigt sich, analog der Handchirurgie, mit einem gut abgegrenzten und gut zugänglichen Organ. Die periphere Lage des Fußes ermöglicht es, Operationen in Blutsperre bzw. Blutleere durchzuführen. So kann der Operateur das Operationsgebiet sehr gut anatomisch darstellen und es ergibt sich ein geringes Operationstrauma für den Patienten. Außerdem sind dadurch auch viele Verfahren der Lokal- und Leitungsanästhesie anwendbar, die ein schmerzarmes Operieren ermöglichen und auch in der postoperativen Schmerztherapie eingesetzt werden können. Durch eigene, anatomisch angepasste Implantate und Instrumente ist ein schonendes Operieren und eine stabile Befestigung möglich, wodurch sich postoperativ lange Ruhigstellungen vermeiden lassen und eine Frühmobilisation und frühfunktionelle Nachbehandlung ermöglicht wird. Fußchirurgische Eingriffe können deswegen sehr gut ambulant durchgeführt werden und vor allem in der Vorfußchirurgie lassen sich meistens lange stationäre Aufenthalte vermeiden.

Häufigkeit von Krankheiten und Verletzungen

Erkrankungen und Verletzungen des Fußes sind sehr häufig. Die Erkrankungen ergeben sich aus den besonderen Belastungen des aufrechten Ganges auf zwei Beinen. Diese tägliche Beanspruchung insbesondere bei vorbestehenden Fehlstellungen und einer genetischen Veranlagung führt zu Abnutzungen im komplizierten anatomischen Gefüge des Fußes mit entsprechenden Beschwerden. Fußbeschwerden unterschiedlichster Ursache sind neben Rücken- und Knieschmerzen die häufigsten Krankheitsbilder, mit denen Patienten in orthopädischen Praxen behandelt werden. Die Verletzungen des Fußes und des Sprunggelenkes sind nach den Kopf- und Handgelenksverletzungen die dritthäufigste Lokalisation von Verletzungen insgesamt. Die Außenbandverletzung des Sprunggelenkes ist mit 40 Prozent die häufigste Sportverletzung überhaupt und wird in den allermeisten Fällen konservativ behandelt.

Anatomie des Fußes

Die vielfältigen Beanspruchungen des Fußes aus statischer Belastung und dynamischer Fortbewegung erfordern das Zusammenspiel von Knochen, Gelenken, Bändern und Muskeln in einem komplexen anatomischen Gefüge. Beteiligt sind 27 verschiedene Knochen, die durch feste Bandverbindungen und bewegliche Gelenke miteinander verbunden sind. All diese Strukturen liegen oberflächlich und sind damit bei einer operativen Behandlung gut zugänglich.

Der Fuß wir anatomisch in Vor-, Mittel- und Rückfuß unterteilt, das obere Sprunggelenk wird meist dem Fuß zugerechnet. An dem komplizierten Vorgang des Gehens und Laufens sind alle Fußregionen beteiligt.

Krankheiten und Verletzungen

Angeborene Fehlbildungen

Schon im Säuglings- und Kindesalter finden sich angeborene Fehlbildungen und Fehlstellungen in unterschiedlicher Ausprägung, die in seltenen Fällen zu schweren Beeinträchtigungen für das ganze Leben führen können. Als häufigste Fehlbildungen sind der Sichelfuß, der Spitzfuß und der Klumpfuß zu nennen. Diese müssen frühzeitig im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen erkannt und anschließend behandelt werden. Diese Behandlung ist in der Regel konservativ und besteht aus redressierenden Verbänden und Orthesen. Operative Korrekturen sind nur selten notwendig.

Erkrankungen im Erwachsenenalter

Die häufigsten Krankheitsbilder im Erwachsenenalter sind der schmerzhafte Großzehenballen (Hallux valgus), der Verschleiß im Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus) und Fehlstellungen der Kleinzehen (Hammer- und Krallenzehen).

Hallux valgus

Bei der Ballenzehe (Hallux valgus) handelt es sich um eine mehrdimensionale Fehlstellung des ersten Strahles der Fußknochen (Großzehe und erster Mittelfußknochen) mit einer X-Stellung der Großzehe, die zu einem schmerzhaften Schuhkonflikt führt. Betroffen sind vor allem Frauen im mittleren Lebensalter. Es bildet sich eine schmerzhafte Schleimbeutelentzündung über dem Ballen, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen kann. Die Fehlstellungen sind fortschreitend und können zu einer Über- oder Unterkreuzung der zweiten Zehe führen. Die Behandlung besteht im Anfangsstadium aus dem Tragen geeigneter Schuhe und einer Einlagenversorgung sowie entzündungshemmenden und abschwellenden Maßnahmen von der physikalischen Therapie bis zu medikamentösen Behandlungen. Ab einem bestimmten Ausmaß kommen nur noch operative Korrekturen in Frage.

Abb. 1: Hallux valgus mit typischem schmerzhaften Großzehenballen (Quelle: Dr. Manfred Neubert)
Hallux rigidus

Der Verschleiß des Großzehengrundgelenkes (Hallux rigidus) ist ebenfalls sehr häufig. Die Abrollbewegung beim Gehen und Laufen erfolgt mit besonderer Belastung des ersten Strahles und des Großzehengrundgelenkes und führt damit zu einer vorzeitigen Abnutzung des Gelenkes und einer zunehmenden Einsteifung. Eine gewisse genetische Veranlagung spielt auch eine Rolle, betroffen sind vor allem Männer. Es kommt zu einer Verlagerung des Gangbildes mit Fehlbelastung der angrenzenden Gelenke und des Rückens. Hilfreich in der Behandlung sind Schuhzurichtungen und Einlagenversorgung mit verschiedenen Abrollhilfen. In späteren Stadien kommen operative Verfahren zur Anwendung.

Abb. 2: Links: Hallux rigidus im Röntgenbild; rechts: Röntgenbild nach gelenkerhaltender Operation bei Hallux rigidus (Quelle: Dr. Manfred Neubert)
Hammer- und Krallenzehe

Lästig und schmerzhaft sind auch Fehlstellungen der Kleinzehen in Form von Hammer-oder Krallenzehen. Hier kommt es zu schmerzhafter Schwielenbildung über dem Mittelgelenk der Kleinzehe („Hühnerauge“) oder an der Zehenkuppe. Hier kommt eine Vielzahl von Hilfsmitteln (zum Beispiel Pflaster, Bandagen, Tinkturen) zum Einsatz, die allerdings nur begrenzt Linderung verschaffen, letztendlich sind bei anhaltenden Beschwerden auch hier operative Behandlungen angebracht.

Fußverletzungen

Die Verletzungen des Fußes gehören zu den häufigsten Verletzungen überhaupt. Sportunfälle treffen zu fast 50 Prozent die Region Fuß und Sprunggelenk, wobei das gesamte Spektrum von Knochenbrüchen über Weichteiltraumen bis hin zu Gelenk- und Bänderverletzungen auftreten kann. Hervorzuheben sind die Bandverletzungen des oberen Sprunggelenkes, die im Fußball allein die Hälfte aller Verletzungen ausmachen.

Therapie

Konservative Therapie

Der ganz überwiegende Anteil von Fußbeschwerden wird konservativ erfolgreich behandelt. Dabei kommt das gesamte Spektrum orthopädischer konservativer Behandlungen zur Anwendung. Dieses reicht von verschiedensten physikalischen Therapiemöglichkeiten über Krankengymnastik bis hin zur medikamentösen Schmerztherapie. Speziell bei Fußproblemen ist die Zusammenarbeit mit den orthopädischen Schuhmachern wichtig. Es gibt eine große Bandbreite an speziellen Schuhzurichtungen sowie Einlagen, bei denen stützende, korrigierende und weichbettende/entlastende Versorgungen unterschieden werden müssen, die auf die individuelle Situation hin angepasst werden. Auch maßangefertigte orthopädische Schuhe sind möglich und können in besonderen Situationen indiziert sein. Auf dem Markt gibt es zusätzlich eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die in Apotheken und orthopädischen Warenhäusern vertrieben werden und deren Nutzen sehr fragwürdig ist.

Nach Verletzungen kommen verschiedenste Formen der Ruhigstellung wie Gipsverbände und Tapes zur Anwendung, in der Rehabilitationsphase können unterschiedliche Arten von Orthesen und Bandagen sinnvoll sein.

Operative Therapie

Die operativen Behandlungsmöglichkeiten in der Fußchirurgie haben sich enorm weiterentwickelt, die Fortschritte kommen durch die zunehmende Spezialisierung und ein verbessertes Verständnis für die Funktion und Anatomie des Fußes sowie durch die Entwicklung eigener spezifischer Implantate, die der Anatomie angepasst sind und eine stabile Fixierung ermöglichen.

Abb. 3: Spezielles fußchirurgisches Instrumentarium (Quelle: Dr. Manfred Neubert)

Allein für die operative Korrektur des Hallux valgus sind über 400 Operationsverfahren bekannt. Heute kommen meist korrigierende mehrdimensionale Osteotomien in Kombination mit Weichteileingriffen zur Anwendung. Je nach Ausmaß der Achsabweichung werden die Korrekturen mehr an der Basis oder am Köpfchen des ersten Mittelfußknochens durchgeführt und führen zu guten funktionellen und kosmetischen Ergebnissen. Zu nennen sind hier die Operation nach Chevron/Austin sowie die Scarf-Osteotomie als auch basisnahe zu- oder aufklappende Verfahren. Durch stabile Befestigungen lassen sich lange Ruhigstellungen vermeiden, die Nachbehandlung erfolgt in speziellen funktionellen Operationsschuhen.

Bei den Verschleißerkrankungen des Großzehengrundgelenkes gibt es je nach Stadium gelenkerhaltende, gelenkentfernende, gelenkversteifende und gelenkersetzende Verfahren. Früher wurden meist Teile des schmerzhaften Gelenkes entfernt (Operation nach Keller-Brandes, Hütter-Mayo), während heute versucht wird, gelenkerhaltend zu operieren, wenn der Grad der Gelenkzerstörung dies zulässt. Dabei wird die Entfernung der Knochenanbauten mit Entlastungsoperationen kombiniert (Operation nach Reverdin Green). Die Gelenkversteifung in einer funktionsgerechten Stellung kann zu guten Ergebnissen führen und ist bei kompletter Gelenkzerstörung durchaus zu empfehlen. Der prothetische Ersatz des Großzehengrundgelenkes hat sich bis jetzt, anders als bei anderen Gelenken, nicht durchgesetzt.

Auch für die operative Korrektur der Hammer- und Krallenzehen gibt es eine große Anzahl unterschiedlicher Verfahren: von den klassischen Eingriffen mit Entfernung eines Knochenteiles bis hin zu Operationen, bei denen Implantate eingesetzt werden, die die Länge der Zehen erhalten. Welches Verfahren für den einzelnen Patienten geeignet ist, hängt von der jeweiligen Situation und den Erwartungen ab und muss gemeinsam mit dem Patienten erörtert und festgelegt werden. Das Repertoire der fußchirurgisch tätigen Ärzte sollte immer mehrere Eingriffe zu den einzelnen Krankheitsbildern umfassen, um der individuellen Situation der Patienten gerecht zu werden.

Fazit

Die Fußchirurgie hat in den letzten 20 Jahren an Bedeutung gewonnen. Sie umfasst ein breites Spektrum an konservativen und operativen Behandlungsmethoden. Die Operationszahlen haben zugenommen, das liegt unter anderem an den verbesserten Methoden und Ergebnissen der Eingriffe. Daraus resultiert eine vermehrte Bereitschaft der Patienten, sich fußchirurgischen Eingriffen zu unterziehen, die zunehmend in spezialisierten fußchirurgischen Zentren durchgeführt werden.

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
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