Sportverletzungen bei Kindern – Ursachen, Prävention und Therapie

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben aktuell knapp 14 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland. Rund 16 Prozent der 1- bis 17- jährigen begeben sich nach Angaben des Robert-Koch-Institutes aufgrund eines Unfalles in ärztliche Behandlung.
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Jungen sind mit knapp über 18 Prozent häufiger betroffen als Mädchen (unter 15 Prozent). In Sporteinrichtungen oder auf dem Spielplatz passieren rund 17 Prozent aller Unfälle. Insgesamt ereignen sich bei Kindern und Jugendlichen rund 300.000 Unfälle beim Sport pro Jahr, von denen bei jedem achten eine stationäre Aufnahme von mindestens 1 Nacht erforderlich wird.

Nach Analysen der Berufsgenossenschaftlichen Unfallversicherung aus dem Jahre 2017 ereignen sich beim Schulsport mehr als 50 Prozent der Verletzungen bei Ballsportarten. Gehäuft finden sich Hand- und Fingerverletzungen beim Basketball, Handball und Volleyball sowie Fuß bzw. Sprunggelenkverletzungen beim Fußball.

Positive Einflüsse des Sports bei Kindern

In zahlreichen Studien ist mittlerweile belegt, dass Sport im Kindesalter mit vielen positiven Veränderungen einhergeht. Neben einer Stabilisierung des Bewegungsapparates durch Verbesserung der Kraft und Koordination führen eine Verbesserung der Beweglichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer zu einer höheren Leistungsfähigkeit. Regelmäßiger Sport verbessert das Herz- Kreislaufsystem, stärkt das Immunsystem und kann chronischen Erkrankungen vorbeugen. Die geistige Leistungsfähigkeit kann durch Sport verbessert werden, Sport hat einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und kann das Selbstbewusstsein steigern. Auch die Einflüsse auf soziale Beziehungen sind belegt, wie auch der im Wettkampfsport erlebte Umgang mit Sieg und Niederlage.

Welche Probleme stehen im Vordergrund bei Verletzungen im Kindes- und Jugendalter?

Grundsätzlich muss zwischen akuten Verletzungen und Überlastungsschäden unterschieden werden.

Hier finden sich je nach Sport unterschiedliche sportartspezifische Verletzungsmuster. Je nach Beanspruchung in der ausgeübten Sportart lässt sich ein höheres oder niedrigeres Verletzungsrisiko abschätzen. Grundsätzlich ist das Verletzungsrisiko in Sportarten mit Gegnerkontakt (die meisten Ballsportarten und Kampfsportarten) erhöht, ebenso in Sportarten, die mit hohem Tempo ausgeübt werden (z.B. alpiner Skilauf).

Der Unterschied zum Erwachsenen

Gegenüber Verletzungsstatistiken im Erwachsenenalter ereignen sich bei Kindern deutlich weniger Muskel-, Sehnen- und Bandverletzungen. Bei Kindern kommt es in rund einem Drittel der Fälle zu Frakturen, zwei Drittel betreffen die obere Extremität. Auch wenn der kindliche Bewegungsapparat – je jünger er ist – ein erhebliches Korrekturpotential aufweist und es nach Frakturen häufig zu Spontankorrekturen kommt, ist darauf zu achten, dass der Körper eine Varusabweichung besser korrigiert als eine Valgusabweichung und Achsabweichungen in der Sagittalebene besser korrigiert werden als in der Frontalebene.

Schwachstelle Wachstumsfuge

Der Bewegungsapparat weist durch die noch offenen Wachstumsfugen, insbesondere im Bereich der Apophysen, eine Schwachstelle auf, die entweder akut oder auch durch chronische Belastung geschädigt werden kann. Auch die gelenknahen Epiphysen sind verletzungsanfällig und können je nach Schädigung zu dauerhaften Problemen führen. Wird eine Wachstumsfuge direkt durch ein Trauma verletzt, kann es zu einem frühzeitigen Verschließen von Teilen der Wachstumsfuge kommen, woraus sich ein Fehlwachstum mit Achsabweichung ergeben kann. Eine engmaschige Kontrolle einer verletzten Wachstumsfuge ist erforderlich, um möglichst frühzeitig ein Fehlwachstum zu diagnostizieren.

Auch gerade im Leistungssport auftretende immer wiederkehrende gleichförmige Impulse auf Wachstumsfugen durch intensives Training können Einfluss auf deren Wachstumsverhalten haben. Stauchende Belastungen scheinen einen eher hemmenden Einfluss zu haben, exzentrische Belastungen eher einen stimulierenden. So wird bei Turnern eher ein frühzeitiger Verschleiß der distalen Radiusepiphyse mit Verkürzung des Unterarmes beobachtet, bei Tennisspielern eher eine Stimulierung mit Verlängerung des Schlagarmes. Auch die Wirbelsäule des Kindes kann auf intensive sportliche Belastungen reagieren. Neben isolierten Wirbelkörperaufbaustörungen werden stärkere Kyphosewinkel bei sportlich aktiven beobachtet, auch wenn keine pathologischen Winkel resultieren.

Auch wenn ein gewisses Verletzungsrisiko bei sportlicher Aktivität im Kindesalter besteht, haben die oben aufgeführten positiven Effekte sportlicher Aktivität erhebliche Auswirkungen auf die körperliche, geistige und soziale Entwicklung. Gerade in Zeiten der Pandemie muss darauf geachtet werden, dass sich Kinder und Jugendliche viel bewegen und Sport treiben. Dies sollte, soweit möglich, im Schul- und Vereinssport umgesetzt werden.

Quelle: Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin

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