Rückenrodeo im Klassenzimmer- „Rückenfit“ feiert Premiere
Welches die richtige Haltung ist, wie man die Wirbelsäule schont und so Verspannungen und Schmerzen vorbeugt, erfuhren Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG) von einem Experten: Dr. Arne-Björn Jäger, Orthopäde und Oberarzt im Brüderkrankenhaus Trier, bot den Sechstklässlern eine besondere Unterrichtseinheit.
„King Kong“ im Klassenzimmer
Wer denn schon mal einen Krampf in der Wade oder im Fuß verspürt habe, will Dr. Arne-Björn Jäger wissen. Die Frage ist kaum gestellt, da schnellen die Finger fast aller Schülerinnen und Schüler empor. Dass ein schwerer Schulranzen zur Belastungsprobe für den Rücken werden kann und die Körperhaltung beim Blick aufs Smartphone alles anderes als optimal ist, wissen die meisten Sechstklässler aus Erfahrung.
Doch warum es gerade in der Pubertät wichtig ist, auf die richtige Körperhaltung zu achten, und welche praktischen Übungen helfen können, lernten sie jetzt in einer Schulstunde der besonderen Art.
Es war nicht das erste Mal, dass Dr. Arne-Björn Jäger vor einer Klasse stand – im Gegenteil: Als Mitglied des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) besuchte der Oberarzt der Abteilung für Orthopädie des Brüderkrankenhauses bereits etliche Grundschulen. Unter dem Motto „Zeigt her eure Füße“ leistete er gesundheitliche Aufklärungsarbeit. Dennoch war die Unterrichtsstunde im FWG nun auch für ihn eine Art Premiere, denn erstmals richtete sich der Stoff an die Schüler einer weiterführenden Schule.
Aus gutem Grund: Gerade in der entscheidenden Wachstumsphase, die mit Beginn der Pubertät eintritt, sei die Entwicklung der Wirbelsäule und damit auch die Körperhaltung für Fehlentwicklungen anfällig, erläutert der Mediziner.
Zwar zählt die bisweilen exzessive Handynutzung zweifellos zu den Risikofaktoren, da ein über längere Zeit gekrümmter Nacken seinen Tribut in Form von Verspannungen bis hin zu Schmerzen fordern kann. Gleichwohl seien Haltungsprobleme bei Schulkindern kein neues Phänomen, sondern wurden schon vor Jahrzehnten beobachtet, berichtet Dr. Jäger. Neu ist die Initiative, die der Verband BVOU in diesem Jahr startete: „Rückenfit – unsere Schule macht mit!“.
Engagiert mit machten die Sechstklässler des FWG. Konzentriert lauschten sie den Ausführungen des Orthopäden, gebannt verfolgten sie dessen Erläuterungen zur Wirbelsäule, von der er ein Modell mit ins Klassenzimmer gebracht hatte.
So erklärte Dr. Jäger auch, was es mit den Bandscheiben auf sich hat: 23 zählt der menschliche Körper, diese dienen gleichermaßen als Puffer wie Verbindung zwischen den insgesamt 24 Wirbelkörpern.
„Wisst ihr, wie groß die Belastung ist, wenn ich einmal hoch in die Luft springe und wieder auf dem Boden aufkomme“, fragte der Oberarzt seine jungen Zuhörer. Die Antworten reichten von Schwerelosigkeit bis zu doppeltem Körpergewicht. „Noch viel mehr“, löste Dr. Jäger rasch das Rätsel, „es ist sogar das vier bis Fünffache meines Gewichts.“ Und deshalb seien die Bandscheiben als Puffer und die Muskulatur zur Stabilisierung so wichtig.
Auf die theoretische Einführung folgten praktische Übungen. Mit vollem Körpereinsatz veranschaulichte der Mediziner, was ein jeder selbst dafür tun kann, seinen Rücken fit zu halten. Nun waren die Schüler gefordert – begeistert machten sie die Übungen nach.
Dass diese Bezeichnungen wie „Rückenrodeo“ oder „King Kong“ tragen, steigerte den Spaßfaktor noch zusätzlich, doch auch so waren die Gymnasiasten voll in ihrem Element.
So auch Anna, die sich überrascht zeigte, dass die Wirbelsäule beim Sitzen automatisch nach hinten fällt. „Ich habe gelernt, dass man sich besser halten soll“, freute sich die 11-Jährige nach der Stunde.
Ihr und ihren Mitschülern gab Dr. Jäger noch einen Rat mit auf den Weg: „Achtet auf eure Haltung und schaut auch bei den anderen, wie die sich halten.“ Im Übrigen: Weil die eigene Körperhaltung auch das innere Empfinden spiegelt, signalisiert ein aufrechter Gang auch Selbstbewusstsein.
Extra: Tipps für Schüler
Damit der Rücken gesund und fit bleibt, sollten Kinder regelmäßige Übungen machen und sich generell körperlich stärker betätigen. So ist vor allem die Stärkung der Rumpfmuskulatur von Bedeutung, betont Dr. Arne-Björn Jäger. In der Schule sollten Schüler nach Möglichkeit alle zehn Minuten ihre Sitzposition verändern. Auch sollte das Gewicht des Schulranzens nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewichts betragen.