Langstrecken- und Freiwasserschwimmen: Vorbereitung und Verletzungsprävention

Heute sprechen wir mit Leonie Beck, Deutschlands erfolgreichster Freiwasser- und Weltklasseschwimmerin. Morgen, am 08.08.2024, geht Frau Beck bei den Olympischen Spielen in Paris, im Finale beim Schwimmwettkampf über 10 Kilometer im Freiwasser der Frauen, an den Start! Wir durften Frau Beck bei ihrer Trainingsvorbereitung interviewen.
©Leonie Beck

Hallo Leonie,

wie läuft Deine Vorbereitung für diesen so wichtigen Sportsommer?

Leonie Beck: Ich trainiere nun schon seit den letzten olympischen Spielen 2021 in Japan in Italien, Ostia, dort habe ich neben eine tollen internationalen Trainingsgruppe auch einen Spitzentrainer, was ganz hervorragende Bedingungen für mich sind. Zudem haben wir hier die Möglichkeit 2 mal die Woche direkt 100m vom Trainingspool im Meer zu trainieren, was es mir für meine Sportart Freiwasserschwimmen leichter macht.

Beim Weltcup om Golfo Aranci konntest Du einen starken 3. Platz gewinnen, in Belgrad bist Du Doppeleuropameisterin (über 5 und 10 km) geworden, aktuell bist Du Führende im Gesamtweltcup. Was ist das für ein Gefühl, so kurz vor Deinem Jahreshöhepunkt in Paris so stark zu sein.

Leonie Beck: Ich bin verständlicherweise sehr zufrieden mit den letzten Monaten und gleichzeitig gibt das enorm viel Selbstvertrauen und macht die harten Trainingstage etwas erträglicher vor Paris. Andererseits wird für den 08.08. alles wieder auf 0 gesetzt und die Karten neu gemischt, deswegen will ich den guten Ergebnissen auch nicht zu viel beimessen und muss weiter hart arbeiten.

©Leonie Beck

Die aktuellen Wettkämpfe finden vorwiegend in kaltem Wasser statt, was bedeutet das für Dich?

Leonie Beck: Ich persönlich bin überhaupt kein Fan von Schwimmen in kaltem Wasser, aber ich arbeite daran mich dort zu verbessern. Es ist wie bei einem guten Motor, der braucht auch eine vernünftige Betriebstemperatur, um optimal arbeiten zu können. Man wird sehen, wie im Endeffekt die Wassertemperatur in Paris sein wird, alle sprechen von relativ kaltem Wasser beim Wettkampf, ich bin da eher zuversichtlich, auch wenn ich schon jetzt versuche im Training und bei den Wettkämpfen mit kalten Umgebungstemperaturen besser klar zu kommen.

Beim Weltcup in Sardinien waren die Wassertemperaturen deutlich unter 20 Grad Celsius...

Leonie Beck: Das ist richtig, knapp über 18 Grad waren es hier. Umso erfreulicher war es für mich festzustellen, dass ich trotz kalter Wassertemperatur vorne mitschwimmen kann, was mir natürlich Hoffnung macht.

Deine finale Trainingsvorbereitung für die Olympiade wird jetzt im Juli in Livigno in der Höhe stattfinden. Wie sieht dort Dein Tagesablauf aus?

Leonie Beck: Die meisten Tage trainieren wir doppelt. Das bedeutet mit Vor- und Nachbereitung frühs 3h und nachmittags 3-3,5h. Dazwischen geht es an die Regeneration und Essen. Die meiste Zeit schwimmen wir natürlich, aber auch Krafttraining, Gymnastik und Dehnung gehören zum Training.

Es gibt aktuell noch viele Diskussionen über die Wasserqualität in der Seine, aber auch die Sicherheit von Athleten und Zuschauern mitten in Paris wird bei der aktuellen Sicherheitslage in der gesamten Welt hinterfragt. Wie siehst du das in Bezug auf Deinen Start am 08. August.

Leonie Beck: Gerade die Wasserqualität macht mir sehr große Sorgen. Wenn es bei solch hohen E. coli Werten bleiben sollte, halte ich es nicht für vertretbar uns Athleten in der Seine schwimmen zu lassen. Gott sei Dank gibt es mittlerweile einen Plan B, eine See auf dem auch die Ruder Wettbewerbe ausgetragen werden. Mir persönlich wäre das lieber, da dann nicht die Angst vor einer Erkrankung mitschwimmt. Zudem wäre es auch sicherheitspolitisch unbedenklicher, wenn auch die Kulisse vor dem Eiffelturm sicher ihren Charme hat.

Du bist eine ausgewiesene Expertin im Freiwasserschwimmen. Was kannst Du anderen Schwimmern als Tipps geben, wie man sich aufs Schwimmen in offenen Gewässern vorbereitet.

Leonie Beck: Grundsätzlich lieber erstmal in einem See als in einem fließenden Gewässer anfangen zu üben. Am besten eine Schwimmboje um den Bauch binden und damit trainieren. Zudem sollte man fit genug sein längere Strecken am Stück zu schwimmen, da in offenen Gewässern nicht jederzeit eine Wand (wie im Schwimmbad wartet) an der man sich festhalten kann. Zudem muss man ein wenig an der Orientierung arbeiten und immer mal wieder nach vorne atmen und schauen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.

Was sind die Hauptgefahren und wie kann man sie minimieren.

Leonie Beck: Bei Strömung und kalten Temperaturen aufpassen. Am besten nur an bewachten Badestellen schwimmen, sodass immer jemand im Notfall eingreifen kann. Zudem niemals sich selber überschätzen, lieber etwas weniger schwimmen und kleinere Runden, um jederzeit wieder nah am Ufer zu sein.

Ernährung und Langstreckenschwimmen: Wie sind Deine Tipps?

Leonie Beck: Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen, Kohlehydrate und Proteinen. Gerade direkt nach dem Training sollte man die Speicher schnell auffüllen (ich mache das mit einer Schokomilch) und dann Abends richtig essen. Zudem alle 60min ca. 40 Gramm Kohlehydrate zu sich nehmen bei körperlicher Anstrengung. Je nach Belastung gerne auch mehr.

Liebe Leonie, wir möchten uns ganz herzlich bedanken für Dein Interview. Wir wünschen Dir für Paris nur das Beste, und hoffentlich den Tag Deines Lebens, wo Du Dir alle Ziele, die Du Dir gesetzt hast, auch verfüllen kannst!

Das Interview führe ihr Vater und Mannschaftsarzt, Prof. Alexander Beck.

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