Klinik vor Ort: Die Naht ist die Visitenkarte des Chirurgen

In der Serie "Klinik vor Ort" berichtet die Redakteurin Inga Mennen M. A. in Zusammenarbeit mit dem Chirurgen Dr. Bernd Sauer aus dem Krankenhaus Wittmund. Heute: Chefarzt PD Dr. Matthias Lerch gibt einen Einblick in die verschiedenen Techniken – Klammern machen ein gutes Ergebnis.
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Wenn es darum geht, einen frisch gefüllten Puter dichtzunähen, dann geht das bei PD Dr. Matthias Lerch ratzfatz. „Wenn ich ehrlich bin, Knöpfe ans Hemd nähen kann ich natürlich auch, aber das mache ich nicht so gerne“, sagt der Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, Hand- und Fußchirurgie sowie Sportmedizin im Wittmunder Krankenhaus lachend. Das überlässt er dann gern seiner Frau Solveig, die ebenfalls Chirurgin ist.

Mit Nähten, Techniken und Nahtmaterial kennt sich der 42-Jährige bestens aus. „Die Naht ist die Visitenkarte eines jeden Chirurgen“, erklärt der Mediziner. Und so gewährt er uns in dieser Folge „Klinik vor Ort“ einen Einblick in die verschiedenen Nahttechniken, mit denen man Wunden verschließen kann.

PD Dr. Matthias Lerch versteht etwas von Nähten und Techniken. Als Chirurg hat auch er seine bevorzugten Techniken. ©Inga Mennen M.

Um Beispiele zu zeigen, landet ein Schweinebein auf dem „OP-Tisch“. Natürlich gibt es in der Chirurgie auch die innenliegenden Nähte, mit denen zum Beispiel Sehnen wieder verbunden werden können, oder Techniken, mit denen Hernien, wie zum Beispiel ein Leistenbruch, verschlossen werden.

Wunden so schnell wie möglich schließen

„Wichtig ist es nach den Eingriffen die Wunde zügig zu verschließen. Jede Operations-Minute erhöht das Risiko von Infektionen“, erklärt Matthias Lerch. Die Naht und das gewählte Material haben Einfluss auf die Heilung, aber auch auf etwaige Komplikationen. Jeder Operateur sammelt über Jahre seine eigenen Erfahrungen und er nutzt Techniken, die er für sich als wirksam erkannt hat. Natürlich muss der Chirurg vom Hauttyp und abhängig von der Körperregion, in der der Eingriff vorgenommen worden ist, entsprechend die Wunde verschließen. Eine sogenannte Intrakutannaht, bei der die Fäden knapp unter der Hautoberfläche verlaufen, eignen sich bei Wunden, die Spannungen und Belastungen ausgesetzt sind, nicht. Dann wird sich die obere Hautfläche auf Dauer nicht optimal verschließen, erklärt Dr. Lerch, der zeigt, wie sauber eine solche Naht aussehen kann.

Links drei Stiche einer Einzelknopfnaht, rechts sieht man die Rückstichtechnik. ©Inga Mennen M.

„Das erste, was der Patient nach der Operation sieht, ist die Naht und die erschreckt manchmal“, weiß der Chirurg aus seiner Erfahrung. Und so klatscht nicht jeder gleich Beifall, wenn der zertifizierte Fußchirurg zu „seinem“ Hautklammergerät gegriffen hat. Denn schön sieht es nicht aus, wenn zig Heftklammern die Haut zusammenhalten. Aber der Chefarzt weiß aus eigenen Studien, diese Nahttechnik hat Vorteile. Sie hilft, dass die Haut sauber verheilen kann, hält Belastungen stand, ist schnell zu verarbeiten und auch vor dem Entfernen der Klammern mit einem Spezialgerät muss niemand Angst haben. Zum anderen gibt es dann noch die Rückstichnaht oder die Einzelknopfnaht.

Bei beiden werden die Fäden durch die Haut geführt und einzeln verknotet. Bei der Rückstichnaht sind vier Einstiche notwendig, dafür aber verläuft der Faden dann nicht sichtbar über der Wunde im Gegensatz zur Einzelknopfnaht, für die zwei Einstiche verwendet werden. Zudem gibt es auch in der Chirurgie die fortlaufende Naht, die Spannungen sehr gut standhalten kann. Übrigens eignet sich für den täglichen Hausgebrauch bei kleinen Schnittverletzungen oder Platzwunden auch der sogenannte Wundkleber. Der ist für die Chirurgie nicht optimal. „Aber wir haben den auch zu Hause, falls sich unsere Jungs mal leicht verletzten“, sagt der Mediziner, der Vater von zwei Kindern ist.

Die Klammernaht erzielt gute Ergebnisse. ©Inga Mennen M.

Verschiedene Stärken und Beschaffenheiten

Nadel und Faden gibt es in der Chirurgie selbstverständlich in verschiedenen Längen und Stärken – je nach Körperzone, wo sie genutzt werden müssen. Es gibt glatte und geflochtene Fäden, resorbierbare und nicht resorbierbare, das heißt selbstauflösend und welche, die nach der Heilung gezogen werden müssen. Vor allem bei den glatten Fäden, die gut durch die Haut gleiten, wie Lerch am Schweinefuß demonstriert, kann die Oberfläche gut verheilen. Die Nadel ist gebogen, mit der Pinzette hält der Arzt das zu durchstechende Gewebe fest, die Nadel fixiert er in einer Klammer, mit der er sie führt. In der Regel sind Nadel und Faden schon zusammen abgepackt. Der Chirurg muss nicht das Fadenende im OP durch ein winziges Nadelöhr führen – würde unter Umständen auch zu lange dauern.

Wundheilung dauert bis zu 14 Tagen

„Man geht im Schnitt von bis zu 14 Tagen aus, in denen sich die Wunde wieder verschließen wird“, sagt Matthias Lerch. Bei Eingriffen an der Hand dauert es manchmal nur sieben Tage bis zur Heilung. Danach werden sich die resorbierbaren Fäden von allein auflösen, Klammern oder andere Fadenmaterialien werden dann gezogen. „Ziel ist immer einen spannungsfreien Hautverschluss zu haben“, erklärt der Chefarzt. Um punktgenau zu arbeiten, zeichnet sich Matthias Lerch manchmal die Schnittstelle und die Naht auf der Haut vor. Die Frage, ob er gut im Tapezieren von Mustern ist, haben wir nicht gestellt. „Aber es kommt vor, dass ein Einschnitt in eine Tätowierung nicht umgangen werden kann, dann versuche ich schon, die Puzzleteile möglichst wieder zusammenzufügen“, sagt der 42-Jährige.

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