Fußsprechstunde: Unsere Füße verständlich erklärt

Beschwerden am Fuß bremsen uns aus. Erst, wenn die Füße anfangen zu schmerzen, wird uns ihr Wert ganz schnell bewusst. Im Ernstfall kann uns der Fußschmerz im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Verkehr ziehen.
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Was nun? Wo bekommt man kompetente Beratung? An wen kann und soll man sich wenden? Diesen und weiteren Fragen geht Dr. Stefan Feiler in seinem neuerschienenen Ratgeber „Füße“ nach.

Die Serie Fußsprechstunde wird ab heute jeden Montag hier auf Orthinform erscheinen. Dr. Stefan Feiler beantwortet spannende Fragen rund um das Thema Füße und gibt Patienten wertvolle Hinweise.

Herr Dr. Feiler, Sie widmen sich in Ihrem Buch ausschließlich dem Thema Füße. Warum?

Dr. Stefan Feiler: Die Füße sind mein Streckenpferd im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie. Seit mehr als 20 Jahren interessiere ich mich insbesondere für die spezielle Diagnostik und sowohl konservative als auch operative Therapie von Erkrankungen der Füße und des Sprunggelenks.

Daher bin ich auch Mitglied in allen wichtigen fußchirurgischen Vereinigungen wie der Deutschen Assoziation Fuß und Sprunggelenk (DAF), der Gesellschaft für Fußchirurgie (GFFC), der Europäischen Foot und Ankel Society (EFAS) und wurde sogar in die American Orthopedic Foot and Ankle Society (AOFAS) berufen.

Dank Reisestipendien der beiden deutschen Gesellschaften DAF und GFFC konnte ich meinen fußchirurgischen Horizont deutlich erweitern. In beiden Gesellschaften habe ich aber auch in den vergangenen Jahrzehnten wichtige Förderer gefunden, die bereitwillig ihr exzellentes Wissen im Rahmen regelmäßiger Hospitationen an mich weitergegeben haben.

Durch diese Fokussierung auf Fuß und Sprunggelenk, diese Unterstützung sowie den nationalen und internationalen Austausch mit Mitgliedern dieser Gesellschaften konnte ich mein fußchirurgisches Fachwissen vertiefen. Und ich lerne ständig dazu. Was sich, wie ich hoffe, auch in der Qualität der Versorgung meiner Patienten hinsichtlich Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen niederschlägt.

Schenken die Menschen hierzulande Ihren Füßen Ihrer Meinung nach nicht genug Aufmerksamkeit?

Dr. Feiler: Tatsächlich ist es leider oft so, dass sich Menschen hierzulande ihrer Füße erst dann richtig bewusstwerden, wenn sie nicht mehr richtig funktionieren. Werden dann noch eine Zeit lang die Zähne bei Beschwerden zusammengebissen, ist die Schädigung an den Füßen oft nicht mehr konservativ behandelbar.

Zu einem Gesundheitsbewusstsein, um nicht zu sagen gesunden Bewusstsein für die Füße, zähle ich aber auch auf Nikotin zu verzichten und das Körpergewicht einigermaßen unter Kontrolle zu halten.

Auch die Ernährung spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zwar ist kein wissenschaftlicher Beleg vorhanden, dass man ernährungstechnisch an den Füßen Erkrankungen heilen könnte, wie dass im Übrigen auch für viele andere orthopädische Erkrankungen wie die Gonarthrose, die Hüftarthrose und das degenerative Wirbelsäulensyndrom gilt.

Aber man kann diätetisch sehr wohl die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 verhindern oder im Zaum halten. Insbesondere bei entsprechender genetischer Veranlagung. Angesichts der zum Teil erschreckenden Krankheitsbilder an den Füßen, die durch den Diabetes mellitus verursacht werden können, wie das diabetische Fußsyndrom und im Speziellen der Charcot-Fuß, ist eine bewusste Ernährung auch gleichzeitig Erkrankungsprophylaxe für die Füße.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch eine Vielzahl von Patienten, bzw. vorrangig Patientinnen, die sehr wohl über viele Jahre ihre Füße pflegen oder durch Fachpersonal pflegen lassen. Hier kommt dem Berufsstand der Podologen eine wichtige Gatekeeper-Funktion zu, die Patienten mit zunehmenden Fußfehlstellungen dann rechtzeitig zum Orthopäden weiterleiten.

Auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt, so ist es mit den Füßen ein wenig wie mit dem Auto. Solange es funktioniert ist alles gut. Erst wenn man damit stehen bleibt wird der Fachmann aufgesucht. Wobei es auch hier wiederum viele Autofahrer gibt, die ihr Auto regelmäßig pflegen und warten und somit die Zahl der Werkstattbesuche auf ein Minimum reduzieren.

An wen richtet sich Ihr Werk? Wen spricht es an, wem soll es Unterstützung geben?

Dr. Feiler: Durch meine berufliche Fokussierung auf den Fuß und das Sprunggelenk ist mir im täglichen Praxisbetrieb natürlich auch aufgefallen, dass bei den Patienten das Wissen um die Behandlungsmöglichkeiten von Erkrankungen des Fußes und des Sprunggelenks, wie sie heute dank moderner fußchirurgischer Methoden möglich sind, doch sehr begrenzt ist.

Daher war es mir ein Anliegen, dieses Wissen den Patienten in für sie verständlichen und nachvollziehbaren Worten zugänglich zu machen. Erklärend habe ich diesem Buch zahlreiche von mir angefertigte Skizzen, welche die verschiedenen Erkrankungen und Therapieverfahren zusätzlich bildlich darstellen, angefertigt. Die im Buch enthaltenen Fotografien sind mit Ausnahme des Buchcovers während meiner täglichen Arbeit entstanden.

Inzwischen habe ich aber auch viel positives Feedback zu meinem Buch. Nicht nur von Patienten, sondern auch von anderen medizinischen Berufsgruppen wie Hausärzten, Podologen, Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern, die sich anhand meines Buchs schnell einen Überblick über fußbezogene Erkrankungsbilder, deren Diagnostik und Therapieoptionen verschaffen können.

Bei welchen Beschwerden im Fuß sollte man den Orthopäden aufsuchen? Welche Anzeichen müssen vorliegen?

Dr. Feiler: Letztlich impliziert schon der Begriff „Beschwerden“ die Notwendigkeit, sich fachlichen Rat zu holen. Mir ist es prinzipiell lieber, ein Patient kommt rechtzeitig und erste Anzeichen einer Erkrankung sind vielleicht noch gut konservativ beherrschbar, als wenn das Satz fällt „Herr Doktor ich habe ja schon recht lange Beschwerden, aber jetzt geht gar nichts mehr“. Und das meist im wahrsten Sinne des Wortes.

Welche Sportarten empfehlen Sie Patienten mit Fuß-Problemen und welche sollte man eher meiden?

Dr. Feiler: Insbesondere bei Übergewicht sollten Patienten mit Fußbeschwerden stauchende Belastungen wie das Joggen zunächst vermeiden. Hier bietet sich eher intensives Walking oder das Training auf dem Fahrrad/Ergometer an. Purzeln dann die Pfunde und der BMI bewegt sich in normale Bereiche, kann man natürlich auch wieder die Laufschuhe schnüren.

Was ist eigentlich entscheidend für gesunde Füße? Worauf kann und muss man im Alltag achten?

Dr. Feiler: Günstige Verhaltensweisen, die der Gesunderhaltung der Füße dienen, habe ich ja bei den Fragen zu „Aufmerksamkeit“ und „Sport“ schon genannt.

Manch ungünstige Einflussfaktoren lassen sich aber auch bei gesundem Lebenswandel nur schlecht beeinflussen. So weiß man heute, dass beispielsweise bei der Entstehung des Hallux valgus aber auch des Hallux rigidus eine entsprechende genetische Veranlagung mitverantwortlich ist. Treten also entsprechende Erkrankungsbilder in der Familie gehäuft auf, ist es umso wichtiger, sich bei Beschwerden rechtzeitig fachlichen Rat zu holen. Zudem gibt es inzwischen im Internet und im Buchhandel sehr gute Literatur für Fußgymnastik.

Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie veranstaltet seit 2010 die Aufklärungsaktion Orthofit „Zeigt her Eure Füße“ und spricht Kinder an. Was können besonders junge Menschen präventiv gegen Beschwerden im Fußbereich tun?

Dr. Feiler: Ich habe selbst schon mehrfach an dieser Aktion teilgenommen und den ABC-Schützen in der Schule meiner Kinder auf spielerische und unterhaltsame Weise die Fähigkeiten ihrer Füße verdeutlicht. Ich zeige ihnen, dass sie mit ihren Füßen balancieren, tasten, fühlen, greifen, rennen, hüpfen und tanzen können und dass der Erhalt dieser Fähigkeiten sehr wertvoll ist. Aber nicht selbstverständlich.

Daher empfehle ich Kindern und ihren Eltern, die Füße regelmäßig zu fordern und zu fördern. Beispielsweise durch Barfußgehen auf verschiedenen Untergründen wie Waldboden, Sand, Kies oder Rasen. Letztlich fördert jede regelmäßige anspruchsvolle oder sportliche Benutzung der Füße im Kindes- und Jugendalter die Kräftigung, Koordination und Propriozeption. Also sozusagen das „unterbewusste Bewusstsein“ für die Füße.

Dr. Feiler, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno, BVOU Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Diese und weitere Informationen finden Sie in dem Buch "Füße - Beschwerden-Diagnose-Therapie" von Herrn Dr. Stefan Feiler:

Informationen zum Buch

Zuckerschwerdt-Verlag: Füße - Beschwerden wirksam behandeln: Untersuchung - Diagnose - Therapie, ISBN: 978-3-86371-264-8, Autor: Dr. Stefan Feiler, 246 Seiten, Preis: 20,00 € (D) / 20,60 € (A),

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