Die häufigsten Sportverletzungen - Schwimmen
Prof. Dr. Alexander Beck, Chefarzt für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Juliusspital in Würzburg und medizinischer Betreuer des deutschen Olympia-Teams im Interview.
Wie sind Sie zur Sportart „Schwimmen“ gekommen?
Prof. Alexander Beck: Zum Schwimmsport bin ich durch meine drei Kinder Maximilian, Leonie und Sebastian gekommen. Sie sind im Leistungssport tätig, Leonie (22 Jahre) war bereits 2016 im Becken in Rio und ist für Tokyo im Jahr 2020 bereits über die 10km Freiwasser qualifiziert. Das hat dazu geführt, dass ich mittlerweile ehrenamtlich Verbandsarzt der Freiwasserschwimmer im Deutschen Schwimmverband und als deutscher Vertreter Mitglied im Medical Board der Ligue Européenne de Natation (LEN) bin. Die LEN ist der europäische Dachverband für Wassersport und hat seinen Sitz in Luxemburg.
Was sind die häufigsten Verletzungen, die in der Sportart auftreten?
Prof. Alexander Beck: Im Freiwasserschwimmen gibt es immer mal Verletzungen an scharfen Kanten, wie beispielsweise an Riffen und Steinen. Es können auch Verletzungen durch Quallen entstehen. Da die Schwimmer auch immer in einem gemeinsamen Feld schwimmen, sind Rangeleien an der Tagesordnung, so dass auch mal kleinere Platzwunden oder ein blaues Auge auftreten können. Darüber hinaus ist im Schwimmsport vor allem die Schwimmerschulter immer wieder ein Problem. Das kommt durch ein Missverhältnis in der Schultermuskulatur: In diesem Fall sind die Innenrotatoren deutlich stärker gefordert als die Außenrotatoren und deshalb kräftiger trainiert. Dieses Ungleichgewicht kann dazu führen, dass der Oberarmkopf nicht richtig zentriert wird und er höher steht. Die Enge unter dem Schulterdach führt zu einer Schleimbeutelreizung, einem Impingementsyndrom.
Welche Übungen zur Verletzungsprävention schlagen Sie vor?
Prof. Alexander Beck: Sportler und Trainer sollten andauernde Schulterschmerzen auf keinen Fall ignorieren. Dies gilt insbesondere für das Schwimmen aber auch andere Sportarten mit ständigen Überkopfbewegungen. Durch konsequentes Training der Schultermuskulatur und der Rotatorenmanschette (u.a. sog. Rhomboideustrainer) lässt sich eine Schwimmerschulter am besten vermeiden. Die Muskeln müssen dabei gekräftigt und ins Gleichgewicht gebracht werden. Zudem sind Mobilisation, Massage des Bindegewebes, Übungen mit dem Theraband und Dehnen wichtig. Ansonsten hat ein Mannschaftsarzt, der Orthopäde und Unfallchirurg ist, im Freiwasser die richtige Fachrichtung.
Das Interview führte Janosch Kuno, Presse- und Öffentlichkeitsmitarbeiter des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie.