Traumatologie / Unfallchirurgie
Die Traumatologie ist ein Teilgebiet der Chirurgie, die sich insbesondere mit der Diagnose und der Therapie von Unfallverletzungen beschäftigt. Der Begriff Traumatologie leitet sich vom altgriechischen Begriff „trauma“ für Wunde und „lógos“ für die Lehre von… ab. Die Traumatologie befasst mit der Akutversorgung, Behandlung und Prävention von Verkehrs-, Sport- und Arbeitsunfällen. Ihr zentrales Beschäftigungsfeld sind Verletzungen des Bewegungsapparates, wie von Knochen, Bändern, Sehen und Gelenke.

Aufgaben der Traumatologie
Die Unfallchirurgie ist ein weit gefasstes Feld. Unfallmediziner müssen in vielen medizinischen Bereichen qualifiziert sein und eng mit anderen Fachbereichen zusammenarbeiten. Zu ihren Aufgaben gehört die Erstversorgung an der Unfallstelle, Maßnahmen zur Schockbehandlung und in der Folge die chirurgische/orthopädische Weiterbehandlung im Krankenhaus.
Zu den zentralen Aufgaben der Unfallchirurgie zählt vor allem die Behandlung von mechanischen Verletzungen des Bewegungsapparates wie zum Beispiel Knochenfrakturen oder Muskel-, Sehnen- und Gelenkverletzungen, die durch Verkehrs-, Sport- und Arbeitsunfälle hervorgerufen wurden. Vor allem Knochenbrüche bestimmen den Alltag der Unfallchirurgen. Gelungene Osteosynthesen (Wiederzusammenführung von Knochen) sind sichtbare Erfolge dieser Disziplin.
Die Unfallchirurgie befasst sich darüber hinaus mit den Folgen Biss-, Stich, Schnitt- oder Schussverletzungen. Hinzu kommen traumatische Verletzungen der Körperhöhlen wie Thorax (Brustkorb), Abdomen (Bauch) und Kopf einschließlich des Kiefers. Bei Unfällen ebenfalls exponiert ist die Haut. Hier sind es Abschürfungen, Verbrennungen, Verätzungen und Unterkühlungen, die akut versorgt werden müssen. Auch Strahlenschäden fallen in den Bereich der Traumatologie.
Schwer- und Mehrfachverletzte
Unfallbedingte Verletzungen an mindestens zwei Körperregionen werden als Polytrauma bezeichnet. Liegt ein Polytrauma vor, sind die Patienten besonders für Komplikationen gefährdet. Ihre Behandlung erfordert besondere Erfahrung des behandelnden Teams, das sich häufig aus Spezialisten mehrerer Fachrichtungen zusammensetzt.
Abhängend von Unfallart und betroffenen Organen sind Kooperationen mit folgenden internistischen oder chirurgischen Spezialdisziplinen notwendig:
Orthopädie: Behandlungen bei Verletzungen des Bewegungsapparates mit Knochen, Gelenken, Bändern und Sehnen.
Handchirurgie: Als Spezialgebiet bei komplizierten anatomischen und funktionalen Unfallschäden an der Hand.
Neurochirurgie: Bei allen Nerven-, Rückenmarks- und Gehirnverletzungen.
Kinderchirurgie: Bei verunfallten Kindern und Jugendlichen wegen der besonderen anatomischen Voraussetzungen Heranwachsender.
HNO-Ärzte: bei Traumata des Gehörs, wie zum Beispiel dem Knalltrauma nach einer Explosion.
Kiefernchirurgie: Bei Kiefernverletzungen und notwendig werdenden Rekonstruktionen.
Plastische Chirurgie: Bei notwendigen Rekonstruktionen von Gesicht, Ohren, Nase und anderen Körperteilen.
Ophtalmologie: Gemeinsam mit Augenärzten bei Verletzungen des Auges, der Augenhöhle und des Sehnerven.
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Die Übergänge zwischen dem Betätigungsfeld der Orthopäden und der Unfallchirurgen sind fließend. Im Jahr 2005 wurde die Facharztausbildung in Deutschland zum „Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie“ zusammengefasst.
Anforderungen an Kliniken
In Deutschland eine unfallchirurgische Abteilung zu betreiben oder einzurichten ist an besondere bauliche, apparative und personelle Bedingungen geknüpft. Neben der Beschäftigung von Fachärzten für Orthopädie und Unfallmedizin muss die Klinik über einen Hubschrauberlandeplatz, einen Schockraum, eine Blutbank und über eine intensivmedizinische Abteilung verfügen.
Auf die Initiative der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie haben sich bundesweit 520 Kliniken in 40 so genannten Traumanetzwerken zusammengeschlossen und so Ressourcen und Kapazitäten gebündelt.
FAQ - Häufig gestellte Fragen zur Traumatologie in der Unfallchirurgie
Was ist Traumatologie in der Unfallchirurgie?
Die Traumatologie ist ein medizinischer Fachbereich, der sich auf die Behandlung von Verletzungen durch äußere Einwirkungen wie Unfälle oder Gewalt konzentriert. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Unfallchirurgie und umfasst sowohl die unmittelbare als auch die langfristige Versorgung von Traumapatienten.
Wie häufig sind traumatische Verletzungen?
Trauma ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen und verursacht jährlich über fünf Millionen Todesfälle, was etwa 9% der globalen Sterblichkeit entspricht. Erfreulicherweise ist bei Polytrauma-Patienten auf Intensivstationen seit 1966 ein Rückgang der Gesamtsterblichkeit um 1,8% pro Jahr zu verzeichnen.
Welche Arten von Verletzungen werden in der Unfallchirurgie behandelt?
1. Frakturen (Knochenbrüche):
- Erfordern eine initiale Beurteilung und Stabilisierung nach dem ATLS-Protokoll
- Diagnose erfolgt durch Röntgen und CT-Untersuchungen
- Behandlung kann durch Gipsverbände, Schienen oder operative Eingriffe erfolgen
2. Weichteilverletzungen:
- Umfassen Verletzungen an Muskeln, Sehnen und Bändern
- Werden in akute Verletzungen (z.B. Verstauchungen) und Überlastungsverletzungen unterteilt
- Behandlung erfolgt oft nach dem RICE-Protokoll (Ruhe, Eis, Kompression, Hochlagerung)
3. Polytrauma:
- Bezeichnet mehrere gleichzeitig auftretende Verletzungen verschiedener Körperregionen
- Erfordert einen multidisziplinären Behandlungsansatz
- Behandlung erfolgt nach dem Prinzip der "Damage Control Surgery" zur Lebensrettung
Welche modernen Behandlungsmethoden gibt es?
1. Minimal-invasive Chirurgie:
- Ermöglicht Operationen durch kleine Schnitte
- Reduziert das chirurgische Trauma
- Beschleunigt die Heilung und Rehabilitation
2. Roboter-assistierte Chirurgie:
- Erhöht die Präzision bei komplexen Eingriffen
- Besonders wichtig bei Gelenkersatz und Wirbelsäulenoperationen
3. Computer-assistierte Chirurgie:
- Bietet Echtzeit-Führung während der Operation
- Ermöglicht präzise präoperative Planung
Wie läuft die Notfallversorgung ab?
1. Ersteinschätzung:
- Folgt dem A.B.C.D.E.-Schema: Atemwege, Atmung, Kreislauf, neurologische Beeinträchtigung, Exposition/Umgebung
- Wird regelmäßig wiederholt zur Überprüfung des Patientenzustands
2. Trauma-Team-Aktivierung:
- Erfolgt nach spezifischen Kriterien wie Verletzungsmechanismus und physiologischen Parametern
- Stellt sicher, dass alle notwendigen Ressourcen und Personal bereitstehen
Wie sieht die Rehabilitation nach einem Trauma aus?
1. Postoperative Versorgung:
- Umfasst medikamentöse und nicht-medikamentöse Interventionen
- Kann Musiktherapie zur Schmerzlinderung und Angstreduktion beinhalten
2. Rehabilitationsprozess:
- Individuell angepasste Programme je nach Verletzungsart
- Multikomponenten-Training für ältere Patienten zur Verbesserung der funktionellen und kognitiven Erholung
3. Genesungszeiten:
- Variieren stark je nach Verletzungsart und -schwere
- Können sich über Monate oder Jahre erstrecken
- Erfordern oft eine Kombination aus physischer und psychosozialer Unterstützung