Kopfschmerz

Dass es ab und an im Schädel brummt oder pocht, kennen vermutlich die meisten. Oftmals verschwindet der Schmerz von selbst, vor allem dann, wenn es sich um sogenannte „Bagatellschmerzen“ handelt, die beispielsweise im Rahmen eines grippalen Infektes, bei Schlafmangel oder nach erhöhtem Alkoholkonsum auftreten. Bei häufigeren Beschwerden ohne nachvollziehbare Ursache empfiehlt sich jedoch eine ärztliche Abklärung. Vielfach lässt sich durch eine zielgerichtete Therapie Linderung erreichen oder sogar Abhilfe schaffen.

Begleitende Symptome

Vor allem bei anfallsartigem Kopfschmerz oder Migräne treten zusammen mit oder vor dem Schmerz begleitende Symptome wie Sehstörungen, Erbrechen, Übelkeit oder tränende Augen auf. Typische Begleiterscheinungen einer Migräne sind zudem Lärm- und Lichtempfindlichkeit, die nicht selten über mehrere Tage andauern.

Abb. 1: Rund 60 bis 70 Prozent der Deutschen leiden gelegentlich unter Kopfschmerzen. Meist handelt es sich dabei um Spannungskopfschmerzen. (Quelle: zinkevych/Fotolia)

Häufigkeit

Rund 60 bis 70 Prozent aller Deutschen – teilweise schon Kinder – leiden unter gelegentlichen Kopfschmerzen. Bei etwa jedem vierten Menschen tritt das Leiden regelmäßig auf und bedeutet damit je nach Häufigkeit und Ausprägung eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität.

Kopfschmerz ist dabei allerdings nicht gleich Kopfschmerz. Mittlerweile sind knapp 200 verschiedene Kopfschmerzarten bekannt. Sie werden von der International Headache Society IHS (Internationale Kopfschmerzgesellschaft) in zwei Gruppen eingeteilt.

Beschwerden, die selbstständig auftreten, also keiner organischen Ursache zuzuordnen sind, werden als primärer oder ideopathischer Kopfschmerz bezeichnet. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (rund 90 Prozent) handelt es sich dabei um sogenannte Spannungskopfschmerzen oder Migräne, wobei der Spannungskopfschmerz anteilsmäßig die Migräne weit übertrifft.

Weniger als 10 Prozent der Kopfschmerzen entstehen infolge anderer Krankheiten, so zum Beispiel nach Kopfverletzungen, als Nebenwirkung von Arzneimitteln, Nervenschädigungen im Bereich von Kopf, Gesicht oder Gehirn und ähnliches. Diese Art von Kopfschmerz wird auch als sekundärer Kopfschmerz bezeichnet.

Ursachen

Für einen primären Kopfschmerz können verschiedene Auslöser infrage kommen. Dazu gehören unter anderem:

  • Stress
  • Flüssigkeitsmangel
  • Schlecht belüftete Räume
  • Langes Sitzen vor dem Bildschirm bei schlecht eingerichtetem Arbeitsplatz
  • Wetterumschwünge / Wetterfühligkeit
  • Schlafmangel und unregelmäßiger Schlaf
  • Nikotin
  • Alkohol
  • Hormonschwankungen während des weiblichen Zyklus oder der Wechseljahre

Als Ursachen für einen sekundären Kopfschmerz gelten beispielsweise:

  • Kopfverletzungen (zum Beispiel Schädel-Hirntrauma)
  • Verletzungen der Halswirbelsäule
  • Bluthochdruck
  • Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule
  • Verspannung der Nackenmuskulatur
  • Funktionsstörungen des Atlaswirbels (Atlasdysfunktion)
  • Unterzuckerung bei Diabetes
  • Allergien
  • Schwangerschaft
  • Infekte im HNO-Bereich
  • Häufige Schmerzmitteleinnahme
  • Neurosen, Psychosen, Depression
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Kiefergelenkserkrankungen (Craniomandibuläre Dysfunktion)

Diagnose

Vielfach ist es empfehlenswert oder sogar notwendig, neben dem Orthopäden und Hausarzt weitere Spezialisten wie Internisten, Augenärzte, HNO-Ärzte, Neurologen, aber auch Kieferorthopäden und Zahnärzte in die Diagnostik einzubeziehen. Um zu ermitteln, um welche Kopfschmerzart es sich handelt, muss zunächst eine ausführliche Anamnese erfolgen. Erfragt werden dabei vor allem die Häufigkeit des Schmerzes, Art und Dauer, Kopfbereich (zum Beispiel Schläfe, Hinterkopf, einseitig oder beidseitig) sowie eventuelle Begleitsymptome. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, die sich besonders auf Kopf und Hals konzentriert. Denn Kopfschmerzen können eine Folge von Verspannungen in der Hals-, Nacken- bzw. Schultermuskulatur oder einer Funktionsstörung des Atlaswirbels (erster Halswirbel) sein.

Abb. 2: Kopfschmerzen können als Folge einer Funktionsstörung des ersten Halswirbels, des sogenannten Atlaswirbels auftreten. (Quelle: decade3d/Fotolia)

Eine solche Atlas-Dysfunktion kann verschiedene Ursachen haben. Um die individuelle Position des Atlaswirbels zu bestimmen, ist eine spezielle Röntgenuntersuchung notwendig. Zudem können zur Sicherung der Diagnose weitere Untersuchungsmethoden eingesetzt werden, die einen ganzheitlichen medizinischen Ansatz verfolgen. Beispiele dafür sind die Thermographie und die EMG (Elektromyographie). Sie misst die Aktivität der Muskelfasern und wertet diese aus. So lässt sich unter anderem ermitteln, ob ein Muskel erkrankt ist beziehungsweise ob der Nerv, der den Muskel mit Informationen versorgt, eine Störung aufweist und daher nicht uneingeschränkt arbeiten kann.

Therapie bei orthopädisch bedingten Kopfschmerzen

Sofern die Diagnose einen Hinweis darauf gibt, dass ein orthopädisches Problem verantwortlich oder mitverantwortlich für den Kopfschmerz ist, kann vielfach mit einer zielgerichteten Behandlung ein guter Therapieerfolg erzielt werden.

Bei einer diagnostizierten Fehlstellung oder Fehlfunktion des Atlaswirbels ist die Atlastherapie ein Mittel der Wahl, um den Beschwerden beizukommen. Als neurophysiologisches Behandlungskonzept hat sie positiven Einfluss unter anderem auf das Gleichgewichtssystem, den Muskeltonus, die Wahrnehmung sowie vegetative Funktionen.

Der Atlaswirbel bildet zusammen mit der Schädelbasis, dem zweiten Halswirbel (Axis) und den umgebenden Muskeln, Kapseln und Bändern, die eine hohe Nervendichte aufweisen, ein eigenes „Sinnesorgan“ (Nackenrezeptorenfeld). Da die dortigen Nerven eine direkte Verbindung zu bestimmtem Hirnzentren haben, sind sie an der Verarbeitung von Schmerzsignalen beteiligt. Liegen krankhafte Zustände (Fehlbelastungen, Bewegungsstörungen oder ähnliches) vor, werden falsche Informationen an das Gehirn weitergeleitet. Der Körper reagiert darauf mit einer falschen Antwort, also zum Beispiel mit Kopfschmerzen. Ziel der Atlastherapie ist es, die fehlerhafte Informationsverarbeitung zu korrigieren und so den krankhaften Zustand zu verbessern oder zu beheben. Damit bestehen gute Chancen, auch die Kopfschmerzen zu lindern oder zu beseitigen.

Abb. 3: Atlastherapie (Quelle: Praxis Dr. Thieme & Kollegen)

Verspannungen oder Blockaden im Bereich der Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur als (Mit-)Ursache für die Kopfschmerzen können mithilfe der Chirotherapie behandelt werden. Wie die Atlastherapie gehört auch diese Methode in den Bereich Manuelle Medizin. Ihr liegt die Annahme zugrunde, dass zahlreiche körperliche Beschwerden durch eine Reflexstörung verursacht werden, die von den sogenannten Nocirezeptoren der Wirbelsäule, meist der kleinen Wirbelgelenke, ausgehen. Dies wird als Blockierung bezeichnet. Sie führt nach einiger Zeit zu Schmerzen, die vielfach gar nicht mit der Wirbelsäule in Verbindung gebracht werden. Nicht selten bestehen diese schon sehr lange und ziehen weitere Blockierungen nach sich, sodass schließlich an der Wirbelsäule und an den Gelenken zahlreiche Blockierungen bestehen können.

Durch gezielte Handgriffe oder eine kleine Drehung können solche Blockaden gelöst werden. Dabei wird der Nervenreiz für einen kurzen Moment unterbrochen, die Muskelspannung sinkt und das Gelenk wird wieder frei. Auf das Gelenk wird nur ein minimaler Kraftimpuls ausgeübt. Im Anschluss kann das betroffene Gelenk wieder frei in alle Richtungen bewegt werden, was oftmals auch eine Linderung der durch die Blockade verursachten Beschwerden (zum Beispiel Kopfschmerzen / Migräne) mit sich bringt.

Abb. 4: Chirotherapie (Quelle: Praxis Dr. Thieme & Kollegen)

Zur Linderung des Kopfschmerzes weist darüber hinaus auch die Akupunktur als ergänzende Therapiemethode gute Erfolge auf.

Die Erfahrungen zeigen allerdings, dass bei orthopädisch bedingten Kopfschmerzen die Atlastherapie die größte Wahrscheinlichkeit hat, eine Beschwerdelinderung oder sogar Beschwerdefreiheit zu erzielen.

Literatur und weiterführende Links

Tempelhof, Siegbert: Krankheitsursache Atlaswirbel. München: Arkana Verlag, 2017.

Ärztegesellschaft für Manuelle Kinderbehandlung und Atlastherapie

Video: Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus: Kann der Orthopäde helfen?

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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