Neue App hilft bei Erkennung von Gehirnerschütterungen
Bonn – Bereits seit längerem beklagen Experten aus Orthopädie und Unfallchirurgie und aus der Neurologie, dass Gehirnerschütterungen bei Sportlern häufig nicht erkannt und zudem nicht ernstgenommen werden. Dabei kann ein vermeintlich harmloser Sturz auf den Kopf oder ein Zusammenprall mit dem Mitspieler erhebliche Langzeitschäden zur Folge haben. Dank einer neuen Smartphone-App sollen Sportler und Trainer nun besser erkennen können, wenn sich jemand bei einem Sportunfall eine Gehirnerschütterung zugezogen hat.
Entwickelt wurde die App von der Initiative „Schütz Deinen Kopf!“ der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung. Die Stiftung setzt sich für Verletzte mit Schäden des zentralen Nervensystems (ZNS) ein und will mit ihrer Initiative „Schütz deinen Kopf!“ vor allem auch für die Gefahren von Gehirnerschütterungen sensibilisieren.
Spätfolgen werden unterschätzt
„Die Gehirnerschütterung ist eine durch Gewalteinwirkung auf den Kopf hervorgerufene, zeitlich begrenzte Hirnfunktionsstörung“, erklärt Prof. Dr. Eckhard Rickels, Chefarzt der Neurotraumatologie im Allgemeinen Krankenhaus Celle und medizinischer Berater der Initiative. Dabei könnten die Schädigungen nach dem Unfall meistens nicht in der Computertomographie oder Magnetresonanztomographie sichtbar gemacht werden.
„Trotzdem finden wir bei den Betroffenen neurologische Auffälligkeiten“, betont Rickels, „diese klingen nur dann zuverlässig ab, wenn der Patient sich schont.“ Doch die Praxis nach vielen Sportunfällen sei eine andere: Die Symptome der Gehirnerschütterung würden oft nicht erkannt bzw. richtig gedeutet, die Verletzung bagatellisiert. In der Folge würden die Verletzten nicht geschont, ihr Risiko für weitere Unfälle und neurologische Langzeitschäden steige enorm.
Symptome direkt nach dem Unfall überprüfen
Dies soll sich dank der neuen „GET – Gehirn Erschüttert? TestAPP!“ nun ändern. Sie ist für ein Zweierteam gedacht – etwa Spieler und Trainer oder Spieler und Mannschaftsarzt – und kann direkt nach dem Zusammenprall oder Sturz zum Einsatz kommen. Binnen drei bis vier Minuten soll der Spieler Fragen zu Symptomen beantworten, seinen Gleichgewichtssinn unter Beweis stellen, einen Reaktionstest durchführen und seine Augenfunktion testen. Meldet die App anschließend „Gefahr einer Gehirnerschütterung“, soll der Sportler einen Arzt aufsuchen und auf keinen Fall ins Spiel oder Training zurück. „Wir hoffen, bei unseren App-Nutzern etwas zu bewegen. Wichtig ist uns, dass das Weiterspielen nach erlittener Gehirnerschütterung weder im Spitzensport mit seiner Vorbildfunktion noch im Freizeit- und Schulsport zum guten Ton gehören darf“, betont Helga Lüngen, Geschäftsführerin der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung.
Tester für App gesucht
Die Testphase der App läuft seit dem 17. November. Mitte Dezember soll sie dann in allen App-Stores kostenlos zur Verfügung stehen. Die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung sucht noch sportlich Aktive, die bereit sind, die App auf ihrem Smartphone oder Tablet zu testen. Weitere Informationen zum Test der App gibt es auf der Website der Initiative „Schütz deinen Kopf“.
Quelle: ZNS – Hannelore Kohl Stiftung