Das Trampolin-Vergnügen sollte nicht in der Klinik enden
Seitdem Gartentrampoline in nahezu jedem Supermarkt angeboten werden, ist Trampolinspringen ein Trendsport. In kaum einem Einfamilienhaus mit Klein- oder Schulkindern fehlt dieses Sportgerät. Entwickelt wurde das Trampolin in den 1930er Jahren für den Zirkus, später wurde es auch zur Ausbildung von Rekruten genutzt. Mit der wachsenden Zahl an Trampolinen steigt auch die Zahl der Verletzungen. Das Spektrum reicht von einfachen Platzwunden und Prellungen über Stauchungen an Armen und Beinen sowie Knochenbrüchen bis hin zu Verletzungen an der Wirbelsäule. In besonders schweren Fällen ist sogar eine Querschnittlähmung möglich.
„Trampoline sind Sport- und keine Spielgeräte“, sagt Dr. Johannes Flechtenmacher von der Praxis Ludwigsplatz – Ortho-Zentrum Karlsruhe. „Das ist ein wichtiger Unterschied. Kinder sollten nicht einfach auf dem Trampolin herumtoben. Wenn die Kinder unterschiedlich schwer sind, überträgt sich beim Springen Energie auf die leichteren Kinder, die dadurch regelrecht durch die Luft geschleudert werden. Was wie ein Spaß daherkommt, kann schnell in einem harten und unkontrollierten Aufprall münden“, so Flechtenmacher weiter. „Eine Sicherheitsregel heißt daher: Immer allein aufs Trampolin. Nie zusammen mit anderen springen und schon gar nicht mit Kindern ungleichen Gewichts.“
Hochgefährlich ist das Trampolin für Babys, denn sie haben im Verhältnis zum Körper einen viel schwereren Kopf. „Die Nacken- und Rumpfmuskulatur eines Säuglings ist noch nicht kräftig genug, um die übertragene Energie abzufangen und den schweren Kopf zu stabilisieren,“ erklärt Dr. Flechtenmacher. Babys verfügen auch nicht über die nötige Koordinationskontrolle und das notwendige Gleichgewichtsgefühl, um die Schwingungen auszugleichen. Kinder sollten erst ab dem späten Kindergartenalter auf das Trampolin und auch nur unter Aufsicht“.
Wie entstehen Trampolin-Verletzungen?
Als Direktor der Unfallchirurgischen und Orthopädischen Klinik am Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg behandelt Professor Dr. Mario Perl viele Kinder mit Trampolinverletzungen. „Wenn ich nach dem Unfallhergang frage, wird als Ursache nicht selten ein Sturz auf den Boden genannt. Oft fehlte dann das Sicherheitsnetz, es war falsch angebracht oder schadhaft“, sagt Professor Perl. „Viele Verletzungen entstehen auch, wenn Kinder auf den Riemen oder Stahlfedern des Sprungtuchs landen oder mit anderen Kindern zusammenstoßen. Die Eltern können ihre Kinder vor solchen Unfällen schützen, indem sie die technische Sicherheit des Trampolins regelmäßig überprüfen. Die Eltern sollten auch dafür sorgen, dass die Kinder keine Saltos oder akrobatischen Kunststücke machen, die vorher nicht sicher unter Anleitung erlernt worden sind“.
Zu den typischen Verletzungen gehören Knochenbrüche an Armen und Beinen. „Weil bei den Kindern die Wachstumsfugen noch offen sind, sind diese durch die Trampolinunfälle besonders gefährdet“, erklärt Professor Perl. „Entsprechende Verletzungen können zu einer dauerhaften Fehllenkung des Wachstums führen, selbst wenn diese Verletzungen korrekt versorgt wurden. Dabei ist sowohl ein vermehrtes oder vermindertes Längenwachstum möglich als auch eine Abweichung der Achsverhältnisse. Deshalb sollten diese Frakturen auch nach der Ausheilung regelmäßig von einem Kinderarzt oder Orthopäden kontrolliert werden“, so Professor Perl weiter. „Auch wenn es schwerfällt: Die Regeln müssen eingehalten werden, damit der Trampolinspaß nicht in der Klinik endet“.
Empfehlungen für das sichere Trampolinspringen:
- Informieren Sie sich darüber, wie das Trampolin korrekt aufgebaut wird.
- Stellen Sie es auf eine Wiese oder ins Wasser und sichern Sie es ggf. mit Matten.
- Bringen Sie das Sicherheitsnetz richtig an und überprüfen Sie es regelmäßig.
- Lassen Sie jüngere Kinder nicht ohne Aufsicht springen.
- Sorgen Sie dafür, dass sich immer nur ein Kind auf dem Trampolin befindet.
- Kunststücke, die nicht unter Anleitung sicher erlernt wurden, sind tabu.
- Sorgen Sie für Pausen. Übermüdung fördert Unfälle.
- Bei Verdacht auf eine Verletzung sollten Sie umgehend eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Quelle: VSOU-Pressestelle