Trochleaplastik
Die Trochlea-Plastik ist ein knöcherner Korrektureingriff des Gleitlagers der Kniescheibe. Die Rekonstruktion des Gleitlagers kann bei hochgradigen Fehlbildungen des Gleitlagers und daraus resultierender chronischer Instabilität der Kniescheibe (Patella) notwendig sein. Dadurch soll einerseits eine verbesserte Stabilität der Kniescheibe erreicht und eine vorzeitige Degeneration des betroffenen Gelenkabschnittes (patellofemorale Arthrose) verhindert werden.
Einsatzgebiete
Patienten, denen eine Trochleaplastik empfohlen wird, klagen häufig über eine Instabilität mit wiederholtem Herausspringen der Kniescheibe (Patellaluxation). Die Ursachen einer Kniescheibenverrenkung oder Instabilität sind vielfältig. Je nach zugrundeliegendem Problem kann diese durch spezifische Verfahren adressiert werden. Wenn ein zu flaches Gleitlager der Kniescheibe (= Trochleadysplasie) als Ursache der Instabilität identifiziert wurde, kann eine Trochleaplastik indiziert sein. Im Rahmen der OP-Vorbereitung muss aber eine umfassende Diagnostik zum Ausschluss anderer Ursachen erfolgen.
Wie bei allen Gelenkbeschwerden ist die patientenindividuelle Vorgeschichte mit Anamnese, Alter und Symptome sowie die klinische Untersuchung des betroffenen Gelenkes wichtiger Bestandteil der Diagnosefindung. In der klinischen Untersuchung kommen dabei spezifische Test zum Einsatz (z.B. Apprehension-Test und „J-Sign“).
Die Diagnose der Trochleadysplasie wird dann mit Hilfe von Röntgenbildern und der Magnetresonanztomographie (MRT) gestellt. Dabei kann anhand der Bildgebung eine entsprechende Klassifizierung der Trochleadysplasie erfolgen (Dejour Typ A bis D). Hier zeigt sich im MRT neben einer seitlich stehenden (lateralisierten) Kniescheibe das abgeflachte oder erhöhte Gleitlager. In der Röntgenbildgebung kann u.a. ein sogenanntes „Crossing Sign“ ebenfalls auf eine Trochleadysplasie hinweisen.
Im Rahmen der Diagnostik werden andere Ursachen der Kniescheibeninstabilität wie eine Achsfehlstellung des Beines im Sinne eines X-Beins (Genu valgum), Kniescheibenhochstand (Patella alta), lateralisierter Fehllauf oder Begleitverletzung der Bänder (MPFL-Band) ebenfalls beurteilt. Diese müssen eventuell mitbehandelt werden.
Durchführung
Die Trochleaplastik ist eine offen chirurgische Operation in Vollnarkose, welche nicht arthroskopisch („Schlüssellochchirurgie“) erfolgen kann und wird im Rahmen eines kurzstationären Krankenhausaufenthalts durchgeführt. Nach Anlage des Hautschnitts wird der Knorpelüberzug der Gleitrinne mitsamt einer darunterliegenden Knochenschicht vorsichtig abgelöst und anschließend in den darunterliegenden Knochen eine Vertiefung gefräst. Nachfolgendwird der abgelöste Knorpel wieder in der vertieften Gleitrinne fixiert. Im Rahmen der Operation wird häufig eine Bandinstabilität mitversorgt.
Nachbehandlung
Je nach Umfang des operativen Eingriffs mit ggf. zusätzlichen Begleiteingriffen empfehlen wir anschließend eine Teilbelastung von 20 kg an Unterarmgehstützen für bis zu 6 Wochen. Um einen optimalen Therapieerfolge zu erreichen, sollte die individuell festgelegte und initial begonnene Physiotherapie regelmäßig ambulant weiter durchgeführt werden.
Erfolgsaussichten
Neben den allgemeinen Operationsrisiken, die Ihr Arzt ausführlich mit Ihnen besprechen wird, kann es bei dem Eingriff zu seltenen speziellen Komplikationen kommen, hierzu gehören das Wiederauftreten von Patellaluxationen und postoperativ eine eingeschränkte Beweglichkeit in Beugung oder Streckung. Ein Verbleib von Restbeschwerden bzw. ein erneutes Auftreten der Beschwerden im Bereich des Kniegelenkes nach Beschwerdefreiheit sind ebenfalls mögliche Risiken, sowie die Entwicklung einer Arthrose im weiteren Verlauf. Nach einer Trochleaplastik wird nur noch in seltenen Fällen eine erneute Kniescheibenverrenkung beobachtet, wodurch das Aktivitätsniveau nach einer erfolgreichen Operation gesteigert werden kann und sich gute bis sehr gute Ergebnisse mit hoher Patientenzufriedenheit zeigen.
Literatur und weiterführende Links
Schmeling A. Die Trochleaplastik als Behandlungsoption bei chronischer Patellainstabilität [Trochleoplasty as a treatment option for recurrent patellofemoral instability]. Sportverletz Sportschaden. 2021 Dec;35(4):218-226.
Nelitz M, Williams SR. Kombinierte Trochleaplastik und Rekonstruktion des medialen patellofemoralen Ligaments zur Behandlung der patellofemoralen Instabilität [Combined trochleoplasty and medial patellofemoral ligament reconstruction for patellofemoral instability]. Oper Orthop Traumatol. 2015 Dec;27(6):495-504.
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/erkrankungen/patellaluxation-210913