Osteologie – Die Lehre von den Knochen

Die Osteologie ist die Lehre von den Knochen. Orthopäden und Unfallchirurgen mit einer zusätzlichen Qualifikation als Osteologe beschäftigen sich mit den Stoffwechselvorgängen im Knochen und diagnostizieren und behandeln Knochenerkrankungen. Eine der häufigsten Knochenerkrankungen ist die Osteoporose.

©crevis - stock.adobe.com

Auf dem Praxisschild einiger Orthopäden und Unfallchirurgen findet sich zusätzlich die Bezeichnung „Osteologe“. Was diese Spezialisierung für Patienten bedeutet und wer einen Osteologen braucht, lesen Sie hier.

Wer Beschwerden an Muskeln, Knochen oder Gelenken hat, geht zunächst zum Orthopäden. Der untersucht, fertigt häufig Röntgenbilder an und behandelt – je nach Diagnose – mit Physiotherapie, Medikamenten oder auch durch eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) oder eine andere Operation. Viele Erkrankungen des Bewegungssystems lassen sich auf diesem Weg erfolgreich behandeln: Meniskusverletzungen oder Bandverletzungen im Kniegelenk (zum Beispiel Verletzungen vorderes Kreuzband, Verletzungen hinteres Kreuzband), viele Arten von Rückenschmerzen, Verschleißbeschwerden an den Gelenken (Arthrose) oder muskuläre Verspannungen.

Manchmal liegt der Fall jedoch komplizierter: zum Beispiel, wenn sich Veränderungen im Knochen abspielen, die allmählich dessen Stabilität gefährden. Denn das Skelett ist keineswegs ein lebloses „Kalkgerüst“, das nur zur Befestigung der Bänder, Muskeln und Sehnen dient. Im Knochengewebe läuft eine Vielzahl komplizierter Stoffwechselvorgänge ab, ständig wird neuer Knochen auf- und alter Knochen abgebaut. Bei Störungen dieses fein austarierten Gleichgewichts können verschiedene Krankheiten auftreten, die entweder das gesamte Skelett oder lokal einzelne Knochen schädigen.

Die bekannteste und mit weitem Abstand häufigste Erkrankung, die das Knochengerüst betrifft, ist die Osteoporose. Sie wird heute – je nach Entstehungsursache, Ausmaß, Alter und Geschlecht des Betroffenen – mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt. Um für jeden Patienten die optimale Therapie zu finden, bedarf es eines Spezialisten. Und diejenigen, die an einer selteneren Knochenerkrankung leiden, benötigen diesen Spezialisten erst recht.

Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde die Osteologie als zusätzliche Qualifikation für Ärzte geschaffen. Diese aus dem Griechischen stammende Bezeichnung bedeutet „Lehre von den Knochen“. Der Osteologe ist also in erster Linie ein Knochenspezialist, der sich besonders intensiv um Knochenerkrankungen kümmert.

Wie wird man Osteologe?

„Osteologe DVO“ dürfen sich diejenigen Ärzte aufs Praxisschild schreiben, die eine spezielle Weiterbildung über Knochenkrankheiten absolviert und ihre Kenntnisse durch Prüfungen nachgewiesen haben. Die Abkürzung „DVO“ steht für den „Dachverband Osteologie“. Der DVO ist der Zusammenschluss aller wissenschaftlichen Gruppierungen, die sich mit Knochenkrankheiten beschäftigen und hat die Ausbildung der Osteologen übernommen.

Nicht zu verwechseln ist der Osteologe mit dem Osteopathen. So nennen sich Therapeuten, meistens Physiotherapeuten, die eine Zusatzausbildung in einer speziellen Form der manuellen Behandlung absolviert haben. Wichtig zu wissen: Ein Osteopath muss kein Arzt sein, ein Osteologe hingegen auf jeden Fall! Denn die Zusatzbezeichnung „Osteologie“ kann nur erwerben, wer zuvor bereits Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie oder Facharzt für Innere Medizin ist. Osteologen arbeiten entweder als niedergelassene Ärzte in der Praxis oder in Kliniken, in denen Patienten mit Knochenkrankheiten behandelt werden.

Was tut ein Osteologe?

Der Osteologe verfügt über das gesamte Rüstzeug, um eine Knochenkrankheit erkennen und von anderen unterscheiden zu können. Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung führt er Blutabnahmen durch, fertigt Röntgenaufnahmen und Knochendichtemessungen an und stellt aufgrund dieser Befunde eine Diagnose. Anschließend wird gemeinsam mit dem Patienten die Behandlung geplant. Leidet der Patient beispielsweise an Osteoporose, so besteht die Behandlung aus mehreren Bausteinen: Zum einen wird ein passendes Medikament verordnet, das den weiteren Knochenabbau bremst oder neue Knochensubstanz aufbaut, eventuell auch schmerzlindernde Mittel. Hinzu kommen Anleitungen zu knochenbewusster Ernährung und gesundheitsorientiertem Lebensstil.

Bewegungstherapie und Gymnastik dienen der Kräftigung sowie der Verbesserung von Beweglichkeit und Koordination und sollen dadurch helfen, Stürze zu vermeiden. In manchen Fällen kann auch das Tragen eines orthopädischen Stützmieders oder Korsetts erforderlich sein; beides wird vom osteologisch weitergebildeten Orthopäden verordnet und vom Orthopädietechniker individuell angepasst. Bei schweren oder seltenen Knochenerkrankungen kann der Osteologe den Patienten dauerhaft behandeln. Bei leichter bis mittelgradiger Osteoporose ist es aber auch möglich, dass der Hausarzt die weitere Betreuung übernimmt.

Ist der Orthopäde also der Fachmann für den gesamten Bewegungsapparat, so kümmert sich der Osteologe speziell um die Knochen – allerdings nicht, indem er gebrochene Knochen operativ wieder zusammenfügt, sondern indem er die Stoffwechselvorgänge im Knochen untersucht und behandelt. Auch Ärzte für innere Medizin können Osteologen werden; sie haben sich dann vorher meistens bereits intensiv mit rheumatischen Erkrankungen oder Hormonstörungen beschäftigt.

Der Osteologe ist also Ihr Ansprechpartner für Knochenerkrankungen – möglichst bevor ein Knochen gebrochen ist, denn mit zunehmendem Lebensalter entsteht ein immer höherer Anteil der Knochenbrüche aufgrund von Osteoporose. Diese jedoch lässt sich gut behandeln, sofern sie rechtzeitig von einem Fachmann erkannt wird.

FAQ - Häufig gestellte Fragen zur Osteologie

Was ist Osteologie und warum ist sie wichtig?

Osteologie ist die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit den Knochen des menschlichen Körpers sowie deren Struktur, Funktion und Erkrankungen beschäftigt. Sie ist ein Teilbereich der Anatomie und spielt eine wichtige Rolle in der Medizin, insbesondere in der Orthopädie und Traumatologie. Die Osteologie ist von großer Bedeutung, da sie hilft, die Struktur und Funktion der Knochen zu verstehen, was für die Diagnose und Behandlung von Knochenerkrankungen sowie für die Entwicklung neuer Therapien unerlässlich ist.

Wie sind Knochen aufgebaut?

Knochen haben eine komplexe Struktur, die aus verschiedenen Gewebetypen besteht:

  • Substantia compacta: Dies ist die äußere Schicht der Knochen, die besonders dicht und stark ist. Sie sorgt für Stabilität und Schutz.
  • Substantia spongiosa: Diese schwammartige Struktur befindet sich im Inneren der Knochen und besteht aus feinen Bälkchen, die eine leichte, aber stabile Struktur bieten.
  • Periost: Eine Bindegewebshaut, die die äußere Oberfläche der Knochen bedeckt und Nerven sowie Blutgefäße enthält.

Knochen bestehen aus Knochenzellen und einer Knochengrundsubstanz, die zusammen die einzigartige Struktur und Funktion der Knochen ermöglichen.

Welche Hauptfunktionen haben Knochen?

Knochen erfüllen mehrere wesentliche Funktionen im menschlichen Körper:

  1. Stützfunktion: Sie bilden das Skelett, das den Körper stützt und ihm Form verleiht.
  2. Schutz: Knochen schützen lebenswichtige Organe, wie das Gehirn (Schädel) und das Herz (Brustkorb).
  3. Bewegung: In Zusammenarbeit mit Muskeln, Sehnen und Bändern ermöglichen Knochen die Bewegung des Körpers.
  4. Blutbildung: Im roten Knochenmark werden Blutzellen produziert (Hämatopoese).
  5. Mineralspeicher: Knochen speichern Mineralien wie Kalzium und Phosphor, die bei Bedarf freigesetzt werden können.
  6. Endokrine Funktion: Knochengewebe produziert Hormone, die den Zucker- und Fettstoffwechsel beeinflussen.

Was sind häufige Erkrankungen der Knochen?

Zu den häufigsten Knochenkrankheiten gehören:

  • Osteoporose: Eine Erkrankung, bei der die Knochendichte abnimmt, was das Frakturrisiko erhöht. Sie ist besonders häufig bei postmenopausalen Frauen.
  • Osteoarthrose: Eine degenerative Gelenkerkrankung, die Knorpel und Knochen betrifft und zu Schmerzen und Steifheit führt.
  • Rheumatoide Arthritis: Eine Autoimmunerkrankung, die primär die Gelenke betrifft und zu Entzündungen und Knochenerosionen führen kann.
  • Morbus Paget: Eine chronische Erkrankung, die zu vergrößerten und verformten Knochen führen kann.
  • Osteomalazie und Rachitis: Erkrankungen, die durch Vitamin-D-Mangel zu einer Erweichung der Knochen führen.

Wie werden Knochenerkrankungen diagnostiziert und behandelt?

Die Diagnose von Knochenerkrankungen erfolgt oft durch:

  • Röntgenaufnahmen
  • Knochendichtemessungen (z.B. bei Osteoporose)
  • Blutuntersuchungen
  • In einigen Fällen auch durch Knochenbiopsien

Die Behandlung variiert je nach Erkrankung und kann folgende Optionen umfassen:

  1. Medikamentöse Therapie: Zum Beispiel Bisphosphonate bei Osteoporose, um den Knochenabbau zu verlangsamen.
  2. Physiotherapie: Aktive Physiotherapie ist entscheidend für den Erhalt der Mobilität und Kraft bei Patienten mit Knochenerkrankungen.
  3. Chirurgische Eingriffe: Bei schweren Fällen können Gelenkersatz oder korrektive Operationen notwendig sein.
  4. Lebensstiländerungen: Eine kalzium- und vitamin-D-reiche Ernährung sowie regelmäßige körperliche Aktivität werden empfohlen.
  5. Alternative Therapien: Methoden wie Akupunktur oder Massage können bei manchen Patienten Linderung verschaffen, wobei ihre Wirksamkeit variieren kann.

Wie kann ich meine Knochengesundheit fördern?

Um die Knochengesundheit zu fördern, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D. Milchprodukte, grünes Blattgemüse und angereicherte Lebensmittel sind gute Quellen.
  • Regelmäßige Bewegung: Gewichtstragende Aktivitäten und Krafttraining stärken die Knochen.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Reduzieren Sie Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum, da diese Faktoren die Knochengesundheit negativ beeinflussen können.
  • Regelmäßige Check-ups: Lassen Sie Ihre Knochendichte regelmäßig überprüfen, besonders wenn Sie zu einer Risikogruppe gehören.

Welche Rolle spielt die Osteologie in der Forensik?

Die forensische Osteologie ist ein wichtiger Teilbereich, der sich mit der Anwendung osteologischen Wissens in rechtlichen Untersuchungen befasst. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei:

  • Der Identifizierung menschlicher Überreste
  • Der Bestimmung von Alter, Geschlecht und möglicher Todesursache anhand von Knochenfunden
  • Der Unterstützung archäologischer und anthropologischer Studien zur Untersuchung vergangener menschlicher Populationen

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
Weitere Informationen…

Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
Weitere Informationen…

Ärzte mit der Spezialisierung Osteologie in der Umgebung von Ashburn

Beschwerden im Bewegungsapparat? Fragen Sie unseren KI-Bot nach möglichen Ursachen oder Infos! Hinweis: Hier können keine Termine vereinbart oder Ärzte und Ärztinnen kontaktiert werden.
×
×

Dieser Chatbot liefert allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Der Chatbot bietet keine direkte Kommunikation mit Praxen, Ärzten, Ärztinnen oder Terminvereinbarungen.

Fehler: Ihr Standort konnte nicht ermittelt werden.

Leider konnten wir mit Hilfe des Browsers Ihren ungefähren Standort nicht ermitteln, weitere Informationen erhalten sie auf der Seite aktueller Standort.