Bloß nicht sitzen bleiben! Rückenschmerzen im Büroalltag und ihre Vorbeugung

Nicht einmal jeder fünfte Deutsche führt laut einer neuen Studie ein rundum gesundes Leben. Ein Grund dafür: Viele Menschen verbringen immer mehr Zeit sitzend. Wie aus dem Gesundheitsreport 2023 der Deutschen Krankenversicherung (DKV) hervorgeht, hat sich die durchschnittliche Sitzzeit auf 554 Minuten pro Tag erhöht.
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Das entspricht einer Dauer von mehr als neun Stunden. Prof. Dr. med. Matthias Pumberger (Centrum für Muskuloskelettale Chirurgie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin) mahnt: „Leider verbringen die meisten Menschen aufgrund ihrer Bürojobs oder einer sitzenden Lebensweise einen Großteil ihres Tages im Sitzen. Das kann gravierende gesundheitliche Folgen haben: Dazu gehören Haltungsschwächen, Verspannungen und Schwächung der Stützmuskulatur, Rückenschmerzen, aber auch andere muskuloskeletale Beschwerden wie Knie- und Hüftprobleme.

Außerdem besteht auch ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.“ Der scheinbar harmlose Arbeitsplatz kann somit schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen, insbesondere Rückenschmerzen. Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden, die Menschen im Büroalltag plagen. Welche Ursachen können Rückenschmerzen im Büro haben und wie kann man diesem Problem vorbeugen?

Unzureichende Ergonomie

Die meisten Büros sind mit Möbeln und Arbeitsmaterialien ausgestattet, die nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Arbeitnehmer abgestimmt sind. Ein schlecht eingestellter Bürostuhl, ein zu hoher oder zu niedriger Schreibtisch oder eine falsche Tastatur- und Maushaltung können zu einer schlechten Körperhaltung und einer übermäßigen Belastung der Wirbelsäule führen. Eine gute Büroergonomie ist entscheidend, um Rückenschmerzen vorzubeugen. Das trifft übrigens auch im mittlerweile etablierten Homeoffice zu, wenn der heimische Küchentisch zum Arbeitsplatz umfunktioniert wurde.

Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber sollten darauf achten, dass Ihr Bürostuhl ergonomisch geformt ist, um eine gute Körperhaltung zu unterstützen. Der Arbeitstisch sollte auf die richtige Höhe eingestellt sein, um eine bequeme Arbeitshaltung zu ermöglichen. Eine unterarmgerechte Tastatur- und Maushaltung sowie ein Bildschirm in Augenhöhe sind ebenfalls wichtig. Es gibt eine Vielzahl ergonomischer Hilfsmittel auf dem Markt, die dazu beitragen können, Rückenschmerzen am Arbeitsplatz zu reduzieren. „Ein Stehpult oder ein Sitzball als Stuhlalternative können die Haltung verbessern und die Muskulatur im Rückenbereich stärken“, erklärt Prof. Pumberger.

Mangelnde Bewegung

Langes Sitzen ist ein entscheidender Faktor, der zu Rückenschmerzen führen kann. Durch die Inaktivität der Muskeln und die eingeschränkte Durchblutung kommt es zu Verspannungen und Verkürzungen der Muskulatur im Rückenbereich. Dies begünstigt die Entstehung von Rückenschmerzen. Um die negativen Auswirkungen von längerem Sitzen zu minimieren, sollten regelmäßige Bewegungspausen eingelegt werden. Aufstehen, dehnen, umhergehen helfen, Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern. Der Rat, auf eine stets gerade Sitzhaltung zu achten ist mittlerweile überholt. Vielmehr sollte die Sitzposition regelmäßig geändert werden.

Fehlende geistige Auszeiten

Der Büroalltag ist oftmals von langen Arbeitsstunden und hohem Stress geprägt. Die mentale Anspannung und das Fehlen von ausreichenden Pausen können zu Muskelverspannungen und Stressreaktionen führen, die sich auf den Rücken auswirken. Stress trägt oft zu Rückenschmerzen bei. Es ist wichtig, effektive Stressbewältigungstechniken zu erlernen und anzuwenden, um die Spannung im Rückenbereich zu reduzieren. Prof. Pumberger rät: „Individuelle Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder Yoga können dabei helfen, Stress abzubauen und zeigen einen nachhaltigen positiven Effekt auch auf den Rücken.“

Auswirkungen von Rückenschmerzen

Die Auswirkungen von Rückenschmerzen im Büroalltag sollten nicht unterschätzt werden. Sie können zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen und sich negativ auf die Arbeitsleistung und das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Rückenschmerzen können zu Arbeitsausfällen, Fehlzeiten und sogar zu dauerhaften Schäden führen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Denken Sie daran, dass ein gesunder Rücken entscheidend für Ihr Wohlbefinden und Ihre Produktivität im Arbeitsalltag ist. Bei stark schmerzhaften oder dauerhaften Rückenschmerzen oder Muskelverspannungen sollten Sie einen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aufsuchen. Auch wenn die Schmerzen sehr plötzlich auftreten sollte man sich fachmännischen Rat einholen.

Auch die Politik in die Pflicht nehmen

Prof. Pumberger sieht auch den Gesetzgeber in der Verantwortung: „Es sollte sichergestellt werden, dass gewisse Arbeitsplatzvorschriften etabliert werden, die regelmäßige Bewegung während der Arbeitszeit ermöglichen. So könnten unterschiedliche Richtlinien zum ergonomischen Arbeitsalltag für unterschiedliche Berufsgruppen dem langen Sitzen entgegenwirken. Zudem sollten ergonomische Gestaltungsvorschriften für Arbeitsplätze festgelegt werden, um eine gesunde Körperhaltung zu unterstützen“.

Des Weiteren könnte die Politik Anreize für Unternehmen schaffen, um flexible Arbeitsmodelle zu fördern, die das Sitzen reduzieren können, wie etwa Homeoffice oder höhenverstellbare Arbeitstische. Zudem könnte die Sensibilisierung für die Auswirkungen des Sitzens durch Informationskampagnen oder Schulungen gefördert werden. Für Kinder hat der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) dahingehend die Aufklärungskampagne Aktion Orthofit (www.aktion-orthofit) ins Leben gerufen. Hier sollen Kinder schon in jungen Jahren für ein besseres Verständnis zu einem aktiven Lebensstil motiviert und sensibilisiert werden.

Quelle: Deutschen Krankenversicherung (DKV)

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