Morton-Neurom
Das Morton-Neurom oder dessen Vorstufe, die Morton-Neuralgie, ist eine der häufigsten Ursachen von Schmerzen im Bereich des Mittelfußes mit Ausstrahlung bis in die Zehen. Die Erkrankung wird durch entzündliche Veränderungen der Nerven verursacht.
Zwischen den fünf Mittelfußknochen zwischen der Fußwurzel und den Zehen verlaufen parallel zu den Knochen Nervenbahnen. Hier kann es zu entzündlichen Veränderungen kommen, durch welche der Nerv zuerst in seiner Funktion gestört wird – in diesem Stadium spricht man von der Neuralgie (Nervenreizung) – und später sogar entzündliche Gewebsschwellungen (Neurom = Nervenknoten) entstehen können.
Die Erkrankung wurde nach dem amerikanischen Chirurgen Thomas George Morton (1835-1903) benannt, welcher sie 1876 als einer der ersten in einer Publikation beschrieb.
Symptome und Verlauf
Typisch sind Beschwerden bei Belastung, teilweise auch in Ruhe, im Bereich des Fußrückens. Man findet meist eine am stärksten schmerzhafte Stelle in der Nähe der Mittelfußköpfchen etwas oberhalb der Zehengrundgelenke finden, hier typisch zwischen dem zweiten und dem dritten oder auch zwischen dem dritten und dem vierten Strahl. Gelegentlich finden sich solche Punkte auch zwischen dem ersten und dem zweiten oder auch zwischen dem vierten und fünften Strahl, dann kann der Schmerzpunkt auch etwas weiter oben in Richtung Fußwurzel gelegen sein.
Bei fortgeschrittenen Reizungen können sich tastbare Knoten bilden, welches teilweise eine beachtliche Härte aufweisen. Teilweise findet sich auch speziell bei Druck auf die entsprechende Stelle ein ausstrahlender Schmerz nach oben und nach unten. Der Schmerzcharakter ist teilweise stechend (nozizeptiver Schmerz), teilweise aber auch brennend und elektrisierend (neuropathischer Schmerz).
Ursachen und Risikofaktoren
Bei der Entstehung von Morton-Neurom und Morton-Neuralgie spielt häufig eine Druckbelastung eine Rolle, teilweise durch angeborene oder entstandene Formveränderungen des Mittel- und Vorfußes. Begünstigende Faktoren können Erkrankungen der Nerven sein, so zum Beispiel eine Polyneuropathie im Rahmen einer Zuckerkrankheit. Begünstigend kann aber auch ein inadäquates Schuhwerk sein, welches manchmal leider genau dem modischen Geschmack entspricht. Als Prototyp gilt hier der Merkspruch: „vorne spitz, hinten hoch und insgesamt zu klein“.
Typischerweise findet man die Erkrankung im Rahmen von Spreizfüßen, aber auch bei normalen Fußformen können solche Veränderungen auftreten. In manchen Fällen kann man keine Ursache finden, in anderen Fällen kann auch eine bereits vorhandene Einlagenversorgung mit Druck einer Pelotte gerade der Auslöser für die Druckproblematik und damit für die Entzündung und nachfolgende Knotenbildung sein.
Häufigkeit
Untersuchungen zeigen teilweise ein Auftreten bei bis zu einem Drittel der Bevölkerung, wobei Frauen ausgesprochen überproportional vertreten sind.
Diagnose
Nach der Erhebung der Anamnese sollte eine sorgfältige Untersuchung des Fußes erfolgen. Öfters findet man auch verschiedene andere druckschmerzhafte Stellen, zum Beispiel im Bereich der Zehengrundgelenke.
Die Diagnostik sollte dann auch um Röntgenaufnahmen des Fußes, am besten im Stehen unter Belastung, ergänzt werden. Bei tastbaren knotigen Veränderungen kann man die Nervenknoten auch im Ultraschall oder im MRT nachweisen.
Allerdings kann eine entsprechende Symptomatik jedoch häufig auch ohne nachweisbare Knoten in der bildgebenden Diagnostik auftreten. Dies schließt die Diagnose eines Morton-Neuroms nicht aus, vielmehr handelt es sich dann wahrscheinlich eher um die Vorstufe der Morton-Neuralgie ohne nachweisbare knotige Veränderungen.
Therapie
Sofern zusätzlich weitere Erkrankungen wie zum Beispiel ein Diabetes mellitus vorliegt, sollte dieser bestmöglich behandelt werden. Konservativ orthopädisch kann man Einlagen mit retrokapitalem Quersteg verordnen, in besonderen Fällen kann auch eine Lochaussparung in Höhe des Neuroms sinnvoll sein.
Lokale Behandlungen mit entzündungshemmenden Salbenverbänden mit Diclofenac oder Ibuprofen, Ultraschall in Kombination mit Elektrotherapie, Stoßwellentherapie, Injektionen mit Lokalanästhetika und/oder Kortikosteroiden sowie experimentell auch Magnetfeldtherapie oder Injektionen mit Botulinumtoxin sind weitere Behandlungsmöglichkeiten.
Basis einer jeglichen Therapie sollte jedoch die Vermeidung von krankheitsbegünstigenden Faktoren wie ungeeignetem Schuhwerk sein. Bei einer ausgebreiteten Schmerzsymptomatik über große Teile des Fußes können zeitweilig auch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) in Tabletten- oder Zäpfchenform sinnvoll sein.
Bei einem Versagen der konservativen Therapiemöglichkeiten stehen operative Verfahren zur Auswahl, wobei neben der Versorgung von Fußfehlstellungen (zum Beispiel operative Verkürzung der Mittelfußknochen) auch die Entfernung des Nervenknotens möglich ist. In diesem Zusammenhang wird häufig auch eine zusätzlich bestehende Vorfußdeformität (Hallux valgus, Hammerzehen) ergänzend operativ versorgt.
Literatur und weiterführende Links
Climent, J. / Mondejar-Gomez, F. / Rodriguez-Ruiz, C. / u. a.: Treatment of Morton Neuroma with Botulinum Toxin A: A Pilot Study. Clin Drug Investig 2013 Jul; 33(7): 497–503.
Wanivenhaus, H. A.: Degenerative Erkrankungen. In: Wirth, C. J. / Mutschler, W. / Kohn, D. / Pohlemann, T. (Hrsg.): Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie. Stuttgart: Thieme, , 3. Auflage 2013, 936-937.
Whonamedit?: Thomas George Morton. http://www.whonamedit.com/doctor.cfm/2324.html (Abgerufen am 30.01.2018).
FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Thema Morton-Neurom
Was ist ein Morton-Neurom?
Ein Morton-Neurom, auch bekannt als Morton-Syndrom oder Morton-Neuralgie, beschreibt eine schmerzhafte mechanische Überlastung der Nerven unter den Mittelfußköpfchen. Es handelt sich um eine Entzündung des Bindegewebes um einen Nerven (Fibrom) im Bereich des Vorfußes.
Welche Symptome treten bei einem Morton-Neurom auf?
Typische Symptome eines Morton-Neuroms sind brennende, stechende oder ziehende Schmerzen, die oft zwischen dem 3. und 4. Zeh auftreten. Diese Schmerzen können anfallsartig sein und sich bei Belastung verstärken. Weitere Symptome sind Taubheitsgefühl und Gefühlsstörungen im betroffenen Bereich.
Wer ist besonders häufig von einem Morton-Neurom betroffen?
Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, insbesondere im mittleren Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Auch Läufer:innen und generell Sportler:innen leiden häufiger unter einem Morton-Neurom.
Was sind die Ursachen für ein Morton-Neurom?
Die Hauptursache für ein Morton-Neurom ist eine mechanische Überlastung, oft bedingt durch Fehlstellungen wie einen Spreizfuß. Chronische Irritationen durch Druck oder Reibung, zum Beispiel durch ungeeignetes Schuhwerk, können ebenfalls zur Entstehung beitragen.
Wie wird ein Morton-Neurom diagnostiziert?
Die Diagnose eines Morton-Neuroms erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung und die Erhebung der typischen Beschwerden. Ein MRT kann zur Bestätigung der Diagnose herangezogen werden, ist aber nur relevant, wenn die Symptome eindeutig auf ein Morton-Neurom hinweisen.
Welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten gehören das Tragen von orthopädischen Einlagen, spezielle Fußgymnastik, Physiotherapie und das Vermeiden von belastendem Schuhwerk. Auch entzündungshemmende Medikamente und Injektionen können helfen, die Symptome zu lindern.
Wann ist eine Operation notwendig?
Eine operative Behandlung wird in Betracht gezogen, wenn konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sind und die Schmerzen weiterhin bestehen. Die Operation beinhaltet in der Regel die Entfernung des betroffenen Nervs (Neurektomie), was jedoch zu einem dauerhaften Sensibilitätsverlust im betroffenen Bereich führen kann.
Wie ist die Prognose nach einer Behandlung?
Die Prognose nach einer Behandlung des Morton-Neuroms ist in der Regel gut. Viele Patienten berichten nach einer Operation von einer deutlichen Schmerzlinderung und einer verbesserten Lebensqualität. Allerdings kann es in seltenen Fällen auch Jahre nach der Operation zu einer Rückkehr der Symptome kommen.
Wie kann man einem Morton-Neurom vorbeugen?
Vorbeugende Maßnahmen umfassen das Tragen von geeignetem Schuhwerk, das Vermeiden von übermäßiger Belastung und regelmäßige Fußgymnastik zur Stärkung der Fußmuskulatur. Orthopädische Einlagen können ebenfalls helfen, die Belastung auf die Mittelfußnerven zu reduzieren.