Kalkschulter (Tendinosis calcarea)

Eine Kalkschulter entsteht durch kalkartige Ablagerungen, sog. Kalkdepots, in Sehnen und Sehnenansätzen. Überwiegend kommen sie in der Rotatorenmanschette vor, also der Sehnenkappe, die das Schultergelenk umgibt. Die Kalkablagerungen entstehen oftmals über Jahre und bleiben häufig lange unbemerkt. Im fortgeschrittenen Stadium leiden Patienten an eingeschränkter Bewegungsfreiheit und teils starken Schmerzen.

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Leitsymptome

Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Sehnen, die das Schultergelenk ummanteln. Sie verlaufen in einem engen knöchernen Kanal zwischen Oberarmkopf und Schulterdach. Diese Sehnen sind verantwortlich für die Bewegung und Stabilisierung des Schultergelenks. In rund 90 % der Fälle befinden sich die Kalkdepots in der Supraspinatussehne.

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Grundsätzlich weist die Kalkschulter einen schleichenden Verlauf auf. Symptome können dabei eventuell erst nach und nach auftreten. Eine Minderdurchblutung der Schultersehne führt zunächst dazu, dass sich dort angesiedeltes Gewebe in Faserknorpel umwandelt. In dieses absterbende Faserknorpelgewebe lagert sich im weiteren Verlauf Kalk ein. Je nach Ausmaß dieser Kalkeinlagerungen kommt es zu einem Anschwellen der Sehne. Durch die Verkalkung wird Druck auf den Schleimbeutel sowie das umliegende Sehnengewebe ausgeübt, was eine Reizung zur Folge hat, die mit starken Schmerzen einhergeht.

Nicht selten sind jedoch auch plötzlich auftretende starke Schmerzen, die durch Anschwellen und Druck auf den Schleimbeutel entstehen und zu einem akuten Reizzustand der Sehne führen. Spätestens dann sind vor allem Überkopf-Tätigkeiten oder Drehbewegungen des Arms mit erheblichen Schmerzen verbunden. Im weiteren Verlauf treten vor allem nachts starke Ruheschmerzen auf. Häufig sind auch akute und sehr heftige Schmerzattacken im vorderen äußeren Schulterbereich mit Ausstrahlung in den Oberarm. Vielfach werden diese Schmerzsymptome von betroffenen Patienten als nahezu unerträglich beschrieben.

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Häufigkeit

Meist tritt eine Kalkschulter im mittleren Lebensalter (etwa zwischen dem 30 und 50 Lebensjahr) auf. Rund 70 % der betroffenen Patienten sind Frauen. Bei älteren Menschen kommt das Erkrankungsbild vergleichsweise selten vor.

Ursachen

Was genau die Auslöser einer Kalkschulter sind, ist wissenschaftlich bislang noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird jedoch eine verminderte Durchblutung mit einem damit einhergehenden Sauerstoffmangel des Sehnengewebes der Schulter. Diese Sehnen haben bereits von Natur aus eine schlechte Blutversorgung. Eine vermehrte mechanische Belastung bzw. ein erhöhter Druck auf die Sehne kann deren Durchblutung noch einmal herabsetzen und könnte somit ursächlich für die Entstehung der Verkalkungen sein.

Diagnose

Da die Schulter äußerlich keine Veränderungen zeigt, ist eine genaue und sorgfältige Anamnese wichtig. Die Schilderung der Beschwerden gibt dem Orthopäden einen Hinweis auf das mögliche Vorliegen einer Kalkschulter. Zur Absicherung der Diagnose sind spezielle Funktionstests und eine Ultraschalluntersuchung notwendig. Dabei wird ermittelt, wo sich das Kalkdepot befindet und wie stark die Entzündung des Schleimbeutels ist, die meist begleitend auftritt. Eventuell wird auch ein Röntgenbild in zwei Ebenen angefertigt, um Größe und Verlauf standardisiert darstellen zu können. Eine Kernspintomographie (MRT) ist seltener notwendig und nur dann, wenn weitere begleitende Erkrankungen vorliegen.

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Therapie / Nachsorge

Im Vordergrund einer Therapie sollten zunächst immer konservative Maßnahmen stehen, um dem Patienten eine Operation ersparen zu können. Ziel ist es dabei, den Reizzustand zu reduzieren, die Schmerzen zu lindern und wieder eine ungehinderte Bewegung zu ermöglichen. Die Behandlungsplanung sollte Ausmaß und Stadium der Kalkschulter sowie das Beschwerdebild des jeweiligen Patienten berücksichtigen. Bei einem ganzheitlichen medizinischen Ansatz werden verschiedene Therapieverfahren miteinander kombiniert.

Erfolgversprechend ist dabei zum einen die Stoßwellentherapie (ESWT), mit der sich nachhaltige Behandlungsergebnisse erzielen lassen. Mithilfe der fokussierten Stoßwelle werden die Verkalkung und die umliegenden entzündlichen Prozesse exakt behandelt. Der Effekt beruht dabei auf dem Auslösen eines Heilungsprozesses, bei dem der Schmerz und der entzündliche Reiz verringert wird, sich das Kalkdepot verkleinert und mit der Zeit meist sogar ganz auflöst.

Bei entsprechender Ausgangssituation kann die ESWT durch die Methode des Dryneedling ergänzt werden. Bei diesem „trockenen Nadeln“ werden vor allem die Triggerpunkt behandelt. Dabei erfolgt ein kleiner Nadelstich in den jeweiligen Triggerpunkt. So wird ein weiterer Stressfaktor, der die Sehne belastet, gemildert und der Reizzustand reduziert.

Günstig beeinflussen oder beschleunigen lässt sich der Heilungsverlauf zudem durch die Osteopathie. Spezielle Techniken sorgen hier für eine Refunktionalisierung der Muskulatur. Um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit der Schulter zu erhalten, ist bei einer Kalkschulter begleitend unbedingt auch eine physiotherapeutische Behandlung zu empfehlen.

Ist die Reizung der Rotatorenmanschette stark ausgeprägt, ist ggf. auch das PRP-Verfahren (plättchenreiches Plasma) eine Behandlungsoption. Dabei handelt es sich um eine Methode aus dem Bereich der regenerativen Medizin, bei der körpereigene Stoffe zur Anwendung kommen.

In vielen Fällen ist eine konservative Behandlung ausreichend, um bei betroffenen Patienten Beschwerdelinderung oder – freiheit zu erreichen und die Kalkdepots ggf. aufzulösen. Erst wenn eine konservative Therapie auf Dauer keinen Erfolg zeigt, sind operative Maßnahmen notwendig. Hier wird in der Regel eine Schulterarthroskopie durchgeführt. Dabei wird neben der Schleimbeutelentfernung und dem Abfräsen des Schulterdachs das Kalkdepot mit einer Nadel eröffnet und der größte Teil des Kalks entfernt. Der Rest des Kalkdepots wird in den darauffolgenden Monaten vom Körper abgebaut, so dass Beschwerdefreiheit entsteht.

Auch wenn die Arthroskopie ein minimal-invasives Verfahren (Schlüsselloch-Chirurgie) ist, handelt es sich um einen operativen Eingriff, dem sich viele Patienten nicht oder nur dann aussetzen sollten, wenn alle nicht-chirurgischen Maßnahmen ausgeschöpft sind und versagt haben. Gerade die individuelle Kombination diverser konservativer Verfahren erweist sich jedoch bei der Behandlung der Kalkschulter oftmals erfolgreich und kann eine Operation überflüssig machen.

FAQ - Häufig gestellte Fragen: Kalkschulter (Tendinosis calcarea)

Was ist eine Kalkschulter?

Eine Kalkschulter, auch als Tendinosis calcarea oder Kalkablagerung in der Schulter bezeichnet, ist eine schmerzhafte Erkrankung des Schultergelenks. Sie tritt auf, wenn sich Kalkablagerungen in den Sehnen der Schulter ansammeln und zu Entzündungen führen.

Wie entsteht eine Kalkschulter?

Die genaue Ursache für die Entstehung einer Kalkschulter ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass wiederholte Mikrotraumata oder Verletzungen der Sehnen in der Schulter zu einer Entzündungsreaktion führen. Dies wiederum kann dazu führen, dass sich Kalkablagerungen in den betroffenen Sehnen bilden.

Welche Symptome treten bei einer Kalkschulter auf?

Typische Symptome einer Kalkschulter sind Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Schulterbereich. Die Schmerzen können sowohl in Ruhe als auch bei Bewegungen auftreten und können von leichtem Unbehagen bis hin zu starken Schmerzen reichen. In einigen Fällen kann es auch zu Schmerzausstrahlungen in den Arm kommen.

Wie wird eine Kalkschulter diagnostiziert?

Die Diagnose einer Kalkschulter erfolgt in der Regel durch eine gründliche klinische Untersuchung und eine Anamnese des Patienten. Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder eine Ultraschalluntersuchung eingesetzt werden, um die Kalkablagerungen sichtbar zu machen und andere mögliche Ursachen für die Schulterbeschwerden auszuschließen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung einer Kalkschulter kann je nach Schweregrad der Symptome variieren. In den meisten Fällen wird zunächst eine konservative Therapie angewendet. Dazu gehören Maßnahmen wie Ruhe, physiotherapeutische Übungen zur Stärkung der Schultermuskulatur, entzündungshemmende Medikamente und physikalische Therapie. In schwereren Fällen kann eine Injektion von Kortison oder eine Stoßwellentherapie erwogen werden. In seltenen Fällen, in denen konservative Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind, kann eine operative Entfernung der Kalkablagerungen erwogen werden.

Wie lange dauert es, bis eine Kalkschulter heilt?

Die Heilungsdauer einer Kalkschulter kann von Patient zu Patient variieren. In der Regel kann es mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern, bis die Symptome abklingen und die Schulter wieder vollständig funktionsfähig ist. Eine frühzeitige Diagnose und eine konsequente Behandlung können jedoch dazu beitragen, den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
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