Hüftprothese

Die Versorgung mit einer Hüftendoprothese stellt die häufigste Versorgung mit einem künstlichen Gelenk am menschlichen Körper dar. Sie wird derzeit etwa 220.000-mal pro Jahr in Deutschland durchgeführt. Das Prinzip besteht nach Ausreizen der konservativen, sprich nichtoperativen Therapie, in einem künstlichen Ersatz der Hüftgelenkspfanne und des Hüftkopfes. Dies ist mit verschiedenen Prothesentypen und -materialien möglich.

Einsatzgebiete

Das Einsatzgebiet des künstlichen Hüftgelenkes liegt üblicherweise im Verschleiß desselben (Hüftarthrose) oder bei seltenen Erkrankungen, sprich der sogenannten Hüftkopfnekrose, wo der Hüftkopf Schaden nimmt, in seltenen Fällen auch bei komplexen Brüchen.

Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Verschleißerkrankung des Hüftgelenkes (siehe Abb. 1). Typischerweise klagen die Betroffenen über Hauptsymptome wie eine Bewegungseinschränkung, Schmerz und Hinken. Der Schmerz wird hauptsächlich im Bereich der Leiste und der hüftgelenknahen Oberschenkelaußenseite, -innenseite und im Gesäß sowie bis zum Kniegelenk innenseitig angegeben. Es werden anfänglich nur belastungsabhängige Beschwerden beschrieben, in späteren Stadien treten auch Ruhe- und Anlaufschmerzen auf. Dinge des alltäglichen Lebens, wie zum Beispiel Ankleiden sind deutlich erschwert.

Abb. 1: Röntgenbild eines fortgeschrittenen Hüftgelenkverschleißes an der rechten Hüfte (im Bild links) (Quelle: Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Herzogin Elisabeth Hospital Braunschweig)

Sind sämtliche nichtoperativen und gelenkerhaltenden Therapieverfahren ausgereizt, wird in Zusammenarbeit mit dem betroffenen Patienten im Rahmen eines gemeinsamen Entscheidungsprozesses (Shared Decision Making) festgelegt, ob ein Gelenkersatz notwendig ist oder nicht.

Wirkprinzip

Beim durch Verschleiß bedingten künstlichen Gelenkersatz des Hüftgelenkes werden Hüftpfanne und Hüftkopf ersetzt. Es handelt sich hierbei um das häufigste, am menschlichen Körper eingesetzte künstliche Gelenk. Die Hüftendoprothese besteht aus der Gelenkpfanne und dem Hüftkopf und dies muss als mehrteiliges Implantat verstanden werden. Die Art des Implantates ist unterschiedlich (siehe Abb. 2 und 3). Es können kurze und lange Prothesen verwendet werden. Dies ist in erster Linie abhängig vom Alter des Patienten und dessen Knochenqualität.

Abb. 2: Röntgenbild einer Geradschaftprothese (Quelle: Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Herzogin Elisabeth Hospital Braunschweig)
Abb. 3: Röntgenbild einer Kurzschaftprothese (Quelle: Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Herzogin Elisabeth Hospital Braunschweig)

Des Weiteren kann zementfrei und zementiert verankert werden. Zu bevorzugen ist die zementfreie Verankerung, da, sofern der Patient altersbedingt noch eine Wechseloperation zu erwarten hat, diese üblicherweise leichter ist. Die Zahl der zementierten Prothesen ist deutlich rückläufig, hat aber bezogen auf die Haltbarkeit in keiner Weise Nachteile. Der einzige Nachteil besteht darin, dass bei einem irgendwann anstehenden Wechsel des Gelenkes dann auch der Knochenzement aus dem Knochen geborgen werden muss, was die Situation anspruchsvoller macht.

Die Gelenkpfanne kann entweder aus einer zementierten Kunststoffpfanne oder aus einer Titanschale oder einem Ring bestehen, der im Becken verklemmt oder verschraubt wird (sogenannte Pressfittechnik). Dies wird erreicht, indem die Pfannengröße über ein Unterfräsen des Implantats, bei dem einige Millimeter abgetragen werden, angepasst wird, sodass es mit Hammerschlägen ins Becken eingebracht und dort verklemmt werden kann. In der Pfanne befindet sich ein sogenanntes Inlay, welches entweder aus Kunststoff oder Keramik bestehen kann und den eigentlichen Gleitpartner des Prothesenkopfes bildet. Die Prothese, die den Hüftkopf ersetzt, besteht aus einem Kurz- oder Geradschaft, an dessen oberem Ende sich ein Konus befindet, auf dem der Prothesenkopf, üblicherweise eine Keramik- oder in selteneren Fällen eine Metallkugel, verankert wird. Die Wahl der Gleitpaarung ist von wesentlicher Bedeutung, da mit hochwertigerer Gleitpaarung, sprich Keramik/Keramik oder Keramikkopf/hochvernetztes Polyethylen in der Pfanne der Abrieb zwischen diesen beiden Gleitpartnern reduziert wird. Der Abrieb wiederum bestimmt die Haltbarkeit der Prothese. Je mehr Abrieb entsteht, desto höher ist die Rate an Lockerungen. Hier besteht ein klarer Zusammenhang.

Durchführung

Die Implantation der Hüftprothese erfolgt über einen Zugang, der seitlich, vorne oder hinten liegen kann. Im Moment sehr etabliert sind minimalinvasive Zugänge, die dem Standardzugang zunehmend vorgezogen werden, da sie komplett muskelschonend arbeiten. Das vorrangige Ziel eines minimalinvasiven Zugangs bei der Implantation einer Hüftprothese ist nicht der kleine Hautschnitt, sondern besagtes muskelschonendes Vorgehen, sprich man operiert durch Intervalle zwischen Muskeln, ohne diese zu schädigen. Dies ist dank besonderer Prothesentypen, besonderer Instrumentarien und neu entwickelter Zugänge mittlerweile problemlos möglich.

Erfolgsaussichten

Die Erfolgsaussichten des künstlichen Hüftgelenkes sind hoch. Es ist mit einer hohen Zufriedenheit in etwa 95 Prozent aller Fälle zu rechnen. Ungeachtet dessen stellt dies einen operativen Eingriff dar, der in jedem Einzelfall umfassend zwischen Arzt und Patient besprochen werden sollte. Denn wie jeder andere operative Eingriff auch hat die Hüftendoprothese natürlich mögliche Risiken und Komplikationen. Bei einer guten Indikationsstellung (das heißt der Eingriff ist in der individuellen Erkrankungssituation des Patienten angebracht) und einem erfahrenen Operateur kann die Hüftendoprothetik jedoch als komplikationsarmer Eingriff angesehen werden.

Hinweise für Patienten

Dieser Lexikoneintrag enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Off-Label-Use
Hinweis: Die Anwendung des oder der oben genannten Arzneimittel ist für die aufgeführten Indikationen eventuell nicht offiziell zugelassen. Es handelt sich in diesem Fall um einen sogenannten Off-Label-Use des Präparates, der von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet wird.
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Umstrittene Wirksamkeit
Hinweis: Bei den oben aufgeführten Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren kann es sich eventuell um wissenschaftlich umstrittene und derzeit nicht von allen Experten wissenschaftlich anerkannte Methoden handeln. Die Kosten dieser Anwendungen werden von gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder Beihilfen in der Regel nicht erstattet.
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