Digitale Volumentomografie (DVT)
Die digitale Volumentomographie (DVT), im Englischen sowie in wissenschaftlichen Publikationen als Cone Beam CT bezeichnet, ist ein 3-D-Schnittbildverfahren zur Darstellung eines aufgenommenen Volumens in mehreren Ebenen, das in der Orthopädie und Unfallchirurgie zu einem unverzichtbaren Diagnostikinstrument geworden ist.
Aufbau und Anwendung eines DVT
Der Aufbau eines DVT sowie die Position des Patienten während einer Aufnahme sind in der nachfolgenden Abbildung 1 gezeigt.

Der in Abbildung 1 gezeigte DVT kann vom Orthopäden und Unfallchirurgen eigenständig ohne Beteiligung eines Radiologen angewendet werden, sodass die Aufnahme direkt am Behandlungsort erfolgen kann. Die Durchführung der DVT-Aufnahme beginnt damit, dass ein Patient unter Begleitung einer Röntgenassistentin die aufzunehmende Extremität in die Gantry bringt. Die Gantry wird anschließend nach Bedarf von der Röntgenassistentin über den Joystick derart angepasst, dass für den Patienten eine angenehme Aufnahmeposition entsteht. Der Start der DVT Aufnahme erfolgt am Bedienungsdisplay durch die Röntgenassistentin. Nach einer Aufnahmezeit von ca. 20 Sekunden ist mit dem in Abbildung 1 gezeigten DVT die Aufnahme abgeschlossen.
Vorteile für den Patienten
Diagnostische Sicherheit und hohe Bildqualität
Der Informationsgehalt der DVT-Aufnahmen ist durch Ihre extrem hohe Bildauflösung deutlich höher im Vergleich zu typischen 2-D-Röntgenaufnahmen. Zudem bestechen DVT-Aufnahmen durch ihre deutlich höhere Bildauflösung im Vergleich zu normen CT-Aufnahmen (siehe Abbildung 2).
Aufnahmen unter natürlicher Belastung
Die Möglichkeit zur Anfertigung einer 3-D-Aufnahme mittels DVT unter natürlicher Gelenkbelastung bringt ein deutliches Plus an Information für den behandelnden Arzt zur individuelleren Therapieplanung und weiteren Behandlung.
Geringe Strahlendosis
Die Strahlenbelastung für den Patienten kann bei DVT-Aufnahmen ohne Verlust an diagnostischer Aussagekraft in dem Bereich eingestellt werden, wie sie auch von der 2-D-Röntgenbildgebung in 2 Ebenen angewendet wird. Dank der hochentwickelten DVT-Technologie ist die Strahlenbelastung einer DVT-Aufnahme mit dem in Abbildung 1 gezeigten DVT um bis zu 92% niedriger als bei einer herkömmlichen Computertomographie (CT) (Quelle 3). Damit ergibt sich mit dem DVT die geringstmögliche Strahlenbelastung, aber der höchst mögliche Nutzen für den Patienten.
Zeitersparnis
Die Aufnahmen mit dem in Abbildung 1 gezeigten DVT kann der behandelnde Orthopäde oder Unfallchirurg selbst und unmittelbar innerhalb der Praxis durchführen und anhand der Bildergebnisse direkt eine Therapieplanung erstellen. Die Behandlung für den Patienten wird damit beschleunigt, nachdem keine zeitaufwändige Terminvereinbarung beim Radiologen sowie die erneute Vorstellung beim Orthopäden und Unfallchirurgen mehr erforderlich sind.
DVT-Aufnahmen in nur wenigen Sekunden
Eine DVT-Aufnahme ist in ca. 20 Sekunden angefertigt, sodass nach weniger als 5 Minuten die Bildergebnisse für den behandelnden Arzt vorliegen.

Technologie
Die Röntgenquelle sowie der hochauflösende Flachdetektor des DVT bewegen sich während der Aufnahme einmal auf einer kreisförmigen Bahn um das zu untersuchende Körperteil des Patienten. Dabei werden Projektionsaufnahmen erstellt, welche mittels Hochleistungscomputer in wenigen Sekunden in ein 3-D-Volumen umgewandelt werden. Der Patient wird während der DVT-Aufnahme nicht bewegt.
Strahlendosis
Der Patient profitiert von einer deutlich reduzierten Strahlendosis im Vergleich zu einer Aufnahme mit dem CT eines Radiologen. Die Strahlendosis des in Abbildung 1 dargestellten DVT kann bspw. in dem Bereich eingestellt werden, wie diese vom normalen 2-D-Röntgen angewendet werden würde. (Quelle 3 und Abbildung 3) Zudem kann die Strahlenbelastung deutlich unter der einer Flugstunde oder der üblichen täglichen terrestrischen Strahlenbelastung eingestellt werden, der Menschen in Deutschland ausgesetzt sind.

Anwendungsbereiche und -beispiele
Ein digitaler Volumentomograph ermöglicht zahlreiche neue und höchst interessante Anwendungsbereiche in der praxiseigenen Bildgebung. So können Knochenheilungsvorgänge dargestellt werden, ohne den Gips abnehmen zu müssen. Zudem können Aufnahmen unter natürlicher Gelenkbelastung und, mithilfe von Kontrastmitteln, auch Arthrographien durchgeführt werden. Mit dem in Abbildung 1 gezeigten DVT können 3-D-Schnittbildaufnahmen, bspw. für alle Extremitäten (wahlweise ent- oder belastet) sowie für die HWS und im maxillofazialen Bereich angefertigt werden.
Beispielhafte Indikationen sind
Allgemein
- Arthrose
- Freie Gelenkkörper
- Stellung der Gelenkpartner (belastet und entlastet)
- Knochenstruktur (intra ossär)
- Frakturen
- Bandverletzungen (mit Kontrastmittel)
Im Bereich Handgelenk, Hand, Finger
Im Bereich Ellenbogen
- Gelenkstatus bei Arthrose, M. Panner, Osteophyten, Fraktur
- Freie Gelenkkörper
- Post- OP Reposition und Ergebniskontrolle
- Implantatlage
- Osteophyten
Im Bereich Kniegelenk
- Arthrose
- Freie Gelenkkörper
- Stabilitätskontrolle
- Post-OP-Situation: Prothesenposition, LCA-OP
Im Bereich Sprungelenk und Fuss
- Stellung der Gelenke
- Frühartritis
- Arthrose
- Luxationen
- Frakturen
- Osteochondrale Läsionen
- Hallux valgus
Quellen
Quelle 1: J. Petermann: Die digitale Volumentomographie - Fünf Jahre Erfahrung in einer unfall- und gelenkchirurgischen Praxis, CHAZ, 9. Heft, Dr. R. Kaden Verlag, 2018
Quelle 2: https://www.bvou.net/aus-der-diagnostischen-kette-nicht-mehr-wegzudenken
Quelle 3: Prof. Dr. M. Fiebich: 360-Grad-Betrachtung der DVT in der O&U - Höchste Strahlenhygiene in der 3-D-Hochkontrast-Extremitäten-Diagnostik, Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten, Ausgabe 3/19, 2019