Rheumatologen und ihre Patienten schätzen Videosprechstunden zur Verlaufskontrolle
Menschen mit rheumatischen Erkrankungen müssen ihren Gesundheitsstatus, ihre Medikation sowie deren Wirkung regelmäßig überprüfen und dazu meist einen Rheumatologen konsultieren. Aus Sorge vor einer Ansteckung mit COVID-19 haben viele Patienten während der Pandemie verstärkt digitale Gesundheitsanwendungen genutzt, beispielsweise Videosprechstunden zur Verlaufskontrolle.
In welchem Ausmaß dies stattfand und wie Patienten und Ärzte die neuen digitalen Möglichkeiten beurteilen, haben die Arbeitsgemeinschaft Junge Rheumatologen (AGJR) und der Bundesverband der Patientenorganisation Deutsche Rheuma-Liga e.V. analysiert. Ihre Publikation „Digital rheumatology in the era of COVID-19: Results of a national patient and physician survey“ ist nun in RMDopen erschienen.
Die Wissenschaftler entwickelten einen Fragebogen und verteilten ihn über soziale Medien und per Email an Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis sowie an Rheumatologen. 299 Patienten und 129 Rheumatologen haben an der Befragung teilgenommen. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 49 Jahre, fast 80 Prozent waren Frauen. Bei den Ärzten nahmen fast gleichviel Männer wie Frauen teil, drei Viertel arbeiten an einem Krankenhaus, ein Viertel sind niedergelassen.
„Wir wollten wissen, ob und welche DiGAs und digitale Technologien verwendet werden und welche Vor- und Nachteile Patienten und Ärzte wahrnehmen“, berichtet Dr. Martin Krusche, korrespondierender Autor und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Junge Rheumatologie (AGJR rheumadocs) von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité in Berlin. Viele Patienten und Ärzte waren positiv eingestellt und nutzten DiGAs während der Pandemie verstärkt: 74 Prozent der Patienten und 76 Prozent der Rheumatologen empfanden DiGAs beim Management ihrer rheumatischen Erkrankung als hilfreich. Dr. Krusche ergänzt: „Vor allem virtuelle Monitoringmöglichkeiten wie die Videosprechstunden wurden als sinnvoll erachtet, weil sie zeit- und ortsunabhängig stattfinden können und damit mehr Flexibilität bieten.“
Als Haupthindernis für den Nutzen von DiGAs gelten bei 58,5 Prozent der Patienten und bei 41,9 Prozent der Ärzte mangelnde Informationen über nützliche und verfügbare DiGAs. 42,1 Prozent der Patienten beklagen mangelnde Benutzerfreundlichkeit und 23,2 Prozent der Ärzte vermissen einen Beweis für die Nützlichkeit von DiGAs. Weniger als zehn Prozent der Befragten in beiden Gruppen – 0,7 Prozent der Patienten und 8,5 Prozent der Ärzte – betrachten DiGAs als negativ für das Verhältnis zwischen Arzt und Patient.
Die COVID-19-Pandemie förderte die Akzeptanz und den Gebrauch von DiGAs und verändert möglicherweise langfristig das Management von rheumatologischen Erkrankungen, denn sowohl Patienten als auch Ärzte sind zunehmend an DiGAs als Ergänzung zu konventionellen Versorgungsangeboten interessiert“, betont Prof. Andreas Krause, Präsident der DGRh, vom Immanuel Krankenhaus in Berlin. In der Zeitschrift für Rheumatologie hatte die DGRh bereits im Oktober 2020 ihr Positionspapier „Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh) zur Anwendung der Videosprechstunde in der Rheumatologie“ veröffentlicht: Man sehe eine massive Entwicklung im Bereich der digitalen Kommunikation durch die Pandemie - knapp ein Fünftel aller Ärzte bieten inzwischen ihren Patienten neue Kommunikationsformen an.
Ermöglicht und rechtlich geschützt wird das durch diverse Gesetze aus den vergangenen Jahren und Sonderregelungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in der akuten Corona-Situation. Die Gesetze und Regelungen sollen einerseits die Chancen der Digitalisierung bei der Gesundheitsversorgung fördern, andererseits für Sicherheit bei der medizinischen Behandlung und im Datenschutz sorgen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh)