Berufstätig trotz Rheuma?

Wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam dem Rheuma trotzen: Dem Arbeitnehmer, dem die rheumatische Erkrankung oft einiges abverlangt, sind auch die Arbeitgeber gefordert, für ein rheumagerechtes Arbeitsumfeld und ein offenes, kollegiales und tolerantes Betriebsklima zu sorgen.
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Einer sinnvollen Arbeit nachzugehen und beruflich Anerkennung zu finden, ist für die meisten Menschen ein wesentlicher Aspekt ihrer Lebensqualität. Umgekehrt kann das Selbstwertgefühl stark darunter leiden, wenn über längere Zeit eine Arbeitslosigkeit besteht. „Umso dramatischer ist es, dass es mit der Diagnose einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung häufig zu einem Bruch in der Erwerbsbiografie kommt“, sagt Professor Dr. med. Matthias Schneider, Rheumatologe am Universitätsklinikum Düsseldorf. Körperlich belastende Tätigkeiten seien oft nicht mehr im gleichen Umfang möglich und machten einen Wechsel innerhalb des Betriebs oder gar eine Umschulung notwendig: eine Herausforderung, der sich nicht jeder Betroffene – gerade auch zu Beginn der Erkrankung – gewachsen fühle. Jeder fünfte neu an Rheuma Erkrankte gebe deshalb innerhalb von drei Jahren nach der Diagnose seine Berufstätigkeit ganz auf.

Dass es so weit nicht kommen muss, zeigen die viele Beispiele, denn mit den heutigen Möglichkeiten der medikamentösen Therapie sei es für die meisten Betroffenen aber durchaus möglich, weiter berufstätig zu sein. Einen wesentlichen Beitrag hierzu kann auch der Arbeitgeber leisten: „In manchen Berufen helfen schon leicht umsetzbare Maßnahmen wie ein ergonomisch angepasster Büroplatz, ein fester Autostellplatz oder variable Arbeitszeiten“, sagt Schneider – und die Bereitschaft, flexibel und verständnisvoll auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters zu reagieren. Vielen Betroffenen und ihren Arbeitgebern sei dabei nicht bewusst, dass sie Anspruch auf ein umfangreiches Hilfspaket haben, das unter anderem Leistungen für technische Hilfsmittel oder Umschulungen beinhaltet.

Trotz der hohen Zahl von 17 Millionen Rheumakranken in Deutschland ist das Wissen um Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis noch immer lückenhaft; gerade jüngeren Betroffenen wird oft mit Unverständnis begegnet.

„Zusammen ist man weniger allein“, bringt Carolina Iazzetta Alves dieses Bedürfnis nach Austausch und gegenseitiger Unterstützung auf den Punkt. Als selbstständige Übersetzerin war die gebürtige Brasilianerin beim Ausbruch ihrer Erkrankung – eines systemischen Lupus erythematodes – völlig auf sich allein gestellt. Dennoch schaffte sie es, ihre freiberufliche Tätigkeit fortzuführen und sogar weiter auszubauen. Dabei erkannte sie, dass die Arbeit ihr Kraft gab und dabei half, wieder Kontrolle über ihr Leben zu bekommen. Auch ihre Leidenschaft für Yoga, das sie vor dem Ausbruch der Erkrankung sogar als zweites berufliches Standbein eingeplant hatte, kam ihr sehr zugute und half ihr dabei, ihre Beweglichkeit zu erhalten. „Ich hätte mir gewünscht, von Anfang an Patienten mit einer erfolgreichen Behandlung zu sehen“, sagt sie heute. Mit ihrem Beispiel möchte sie daher anderen Betroffenen Mut machen – „das hilft, stark zu bleiben!“.

Als Botschafterin ihrer Krankheit sieht sich auch Mona Heyen, die neben ihrer Vollzeittätigkeit im Finanzbereich einer großen Klinik ehrenamtlich als Trainerin bei der Rheuma-Liga Hessen tätig ist. Mit ihrer Erkrankung – einer rheumatoiden Arthritis und Psoriasis-Arthritis – gingen ihr Arbeitgeber und alle Kollegen von Anfang an flexibel und verständnisvoll um. Das Wissen darum, dass sie immer mit der Unterstützung rechnen kann, die sie gerade braucht, nimmt Mona Heyen den psychischen Druck. „Menschen mit Rheuma können privat und beruflich alles schaffen, wenn auch mit Einschränkungen“, ist Heyen überzeugt – und lebt diese Einstellung auch in ihrer Freizeit, in der sie nach wie vor aktiv an Veranstaltungen der Mittelalterszene teilnimmt.

Freude am Beruf und Entspannung in der Freizeit - diese Kombination gehört auch für Julia Jacobi zu dem, was sie als Pflege der eigenen Psyche bezeichnet. Bereits bei ihrem Vorstellungsgespräch als Kodierkraft in einer Klinik sprach Jacobi offen über ihre rheumatoide Arthritis und Fibromyalgie und die damit verbundenen Einschränkungen. Damit stieß sie auf großes Verständnis und Unterstützung. „Die Wertschätzung der Vorgesetzten und Kollegen geben mir jeden Tag das Gefühl, ein wichtiger Teil des Teams zu sein“, sagt die 34-Jährige. Entspannung findet sie etwa bei ausgedehnten Spaziergängen durch den Wald, die sie mit ihrem Pferd unternimmt. Und mit ihrem Rheuma hat sie eine Art Arrangement getroffen, das sie auch durch Rückschläge und Krisen trägt: „Die Krankheit ist jetzt zwar mit im Boot. Der Kapitän bin aber ich!“

Quelle: Pressestelle RheumaPreis

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