Verletzungen der Knieseitenbänder
Als Seitenbandverletzungen bezeichnet man Verletzungen der Knieseitenbänder, die in der Regel durch Unfälle aller Art ausgelöst werden können. Dabei kann die Seitenbandverletzung isoliert oder aber in Kombination mit einer Verletzung anderer Strukturen des Kniegelenkes auftreten.
Häufigkeit
Unabhängig von der Unfallursache gehören Seitenbandverletzungen, besonders die des Innenbandes, zu den häufigsten Verletzungen des Kniegelenkes.
Ursachen
Die Ursachen für eine Seitenbandverletzung sind vielfältig. Durch Beanspruchung der Knie, zum Beispiel im X- (nach innen knicken) oder O-Sinn (nach außen knicken) oder eine Rotation werden die Seitenbänder so stark belastet, dass eine übermäßige Längenausdehnung mit Einriss der Strukturen auftritt. Dabei kann die Verletzung unterschiedliche Schweregrade von der Dehnung über den Teilriss bis zum Komplettriss aufweisen.
Symptome und Verlauf
Die betroffenen Patientinnen und Patienten klagen über Beschwerden an den Seitenbändern der Kniegelenke bei Belastung und auf Druck sowie in Abhängigkeit der Schwere auch über eine Instabilität, unter Umständen mit Belastungsunfähigkeit (Abb. 1 und 2). Das Kniegelenk kann geschwollen sein, die Beweglichkeit ist häufig eingeschränkt. Das Ausmaß der Schmerzen steht oft nicht im Verhältnis zur Schwere der Verletzung, da auch leichtere Schädigungen oft deutliche Schmerzen auslösen können.
Diagnose
Eine Diagnose kann der Arzt oder die Ärztin anhand der geschilderten typischen Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung stellen. Dabei werden auch Vorverletzungen des Kniegelenkes erfasst. Außerdem wird die Kniestabilität beurteilt, soweit dies schmerzbedingt möglich ist. Das festgestellte Ausmaß der Instabilität bestimmt die Art der weiteren Behandlung und die Notwendigkeit einer stabilisierenden Bandage oder Orthese. Ein Röntgenbild des Kniegelenkes kann zum Ausschluss einer knöchernen Beteiligung nützlich sein. Die Ultraschalluntersuchung kann verletzungsbedingte Schwellungen der Seitenbänder aufdecken und Auskunft über einen Kniegelenkerguss geben. Bei Verdacht auf eine schwere Kniebinnenläsion mit Beteiligung des Meniskus, des Kreuzbandes oder des Kniegelenkknorpels ist ein MRT zur weiteren Abklärung sinnvoll.
Therapie und Nachsorge
Die Therapie der isolierten Seitenbandverletzung am Kniegelenk umfasst in erster Linie konservative Behandlungsmaßnahmen. Dies gilt besonders für das deutlich häufiger betroffene Innenband. Bis zum Ende der 1980er Jahre wurde auch am Innenband noch eine operative Vorgehensweise empfohlen, Studien zeigten jedoch keine Vorteile gegenüber einer konservativen Therapie. In Abhängigkeit der Verletzungsschwere und der Instabilität erfolgt eine Entlastung des Innenbandes mit Bandagen bzw. Orthesen unterschiedlicher Stabilisierung mit anfänglich eingeschränktem Bewegungsumfang. Zur Vermeidung von Verklebungen im Kniegelenk sollte dabei zügig der erlaubte Bewegungsumfang von 90 Grad Beugung erreicht werden. Auch die Streckung sollte baldmöglichst ein Streckdefizit von nicht mehr als 10 Grad aufweisen. Das betroffene Bein sollte in der Orthese in Abhängigkeit der Beschwerden möglichst schnell belastet werden, um den auftretenden Verlust an Muskulatur möglichst gering zu halten. Die Dauer der Bewegungseinschränkung und der Tragedauer der Bandage/Orthese richtet sich nach der anfänglichen Verletzungsschwere und Instabilität. Nach sechs Wochen dürfen Patientinnen und Patienten das Kniegelenk wieder frei, das heißt ohne Bewegungseinschränkung, bewegen. Mithilfe von Krankengymnastik kann der normale Bewegungsumfang wieder erreicht werden, es erfolgen Kräftigungs- und Koordinationsübungen. Je nach Verletzungsschwere ist mit einer Heilungsdauer von acht bis zwölf Wochen zu rechnen.
Operative Maßnahmen sind bei Verletzungen der Seitenbänder im Falle komplexer Instabilitäten des Kniegelenkes bisweilen erforderlich, in einzelnen Fällen auch bei komplexen Rissen besonders des Außenbandes oder bei chronischen Fällen nach unzureichender Akutbehandlung.
Autor:
Orthopädische Praxis Dr. Dickob und Dr. Rieckel
Bahnhofstraße 30 b
33602 Bielefeld
Literatur auf Nachfrage beim Autor