Osteochondrosis dissecans

Die Osteochondrosis dissecans (OD) ist eine Sonderform der Osteochondrose, bei welcher eine knöcherne Läsion unterhalb des Gelenkknorpels entsteht. In der maximalen Ausprägung kann sich das Knorpelstück mit dem darunterliegenden Knochenanteil herauslösen und als freier Gelenkkörper (Gelenkmaus oder Dissektat) zu Bewegungseinschränkungen und Einklemmungen im betroffenen Gelenk führen. Die OD kann unter anderem am Knie-, Sprung- oder Ellenbogengelenk auftreten. Dabei sind oft junge sportlich aktive Patienten betroffen, die häufig über belastungsabhängige Schmerzen klagen.

Epidemiologie und Ätiologie

Männer sind 2- bis 3-mal häufiger als Frauen von der Osteochondrosis dissecans betroffen. Dabei sind es vor allem junge sportliche Patienten im Alter von 15 bis 30 Jahren. Man unterscheidet zwischen einer juvenilen Form, am wachsenden Skelett mit offenen Wachstumsfugen und einer adulten Form, mit geschlossenen Wachstumsfugen. Das Kniegelenk ist am häufigsten mit 75% betroffen. Es kann aber auch an anderen Gelenken, wie dem Sprunggelenk oder Ellenbogengelenk auftreten. In 30 bis 40% der Fälle manifestiert sich die Erkrankung symmetrisch an beiden Gelenken (bilateral).

Ursachen

Die Ursache der Osteochondrosis dissecans ist nicht abschließend geklärt. Diskutiert werden mechanische Faktoren mit wiederholten Mikrotraumata, wie sie z.B. bei Dauerbelastungen oder im Leistungssport auftreten. Andere Ursachen können hormonelle Veränderungen, Durchblutungsstörungen oder eine genetische Ursache (familiäre Häufung) sein.

Symptome

Die Symptome der OD können vielfältig und nicht immer direkt zuordnungsbar sein. Häufig klagen Patienten in Anfangsstadien nur über geringe Schmerzen und belastungsabhängige Beschwerden. Mit zunehmenden Stadien können die Schmerzen zur Schonhaltung oder Entlastung zwingen. Wenn sich eine Gelenkmaus herauslöst, kann es auch zur Einklemmung mit Bewegungseinschränkung oder Gelenksperre kommen.

Diagnostik

Wie bei allen Gelenkbeschwerden ist die patientenindividuelle Vorgeschichte mit Anamnese, Alter und Symptomen sowie die klinische Untersuchung des betroffenen Gelenkes wichtiger Bestandteil der Diagnosefindung. Die Diagnose oder Osteochondrosis dissecans wird dann mit Hilfe von Röntgenbildern und der Magnetresonanztomographie (MRT) gestellt. Dabei kann anhand der Bildgebung eine entsprechende Einteilung in Stadien erfolgen. Beurteilt wird dabei ob eine stabile Läsion (Stadium I und Stadium II) oder eine instabile Läsion, mit ggf. herausgelöstem Dissektat (Stadium III und Stadium IV) vorliegt. Manchmal wird die Diagnose als Zufallsbefund in Röntgenbildern z.B. nach Sportunfällen gestellt.

Therapie

Unter Berücksichtigung der klinischen und radiologischen Befunde erfolgt eine individuelle Therapieempfehlung. Dabei ist vor allem das Patientenalter (juvenile vs. adulte OD), die Größe, Lokalisation und Stabilität des Dissektats wichtig. Bei jungen Patienten kann im Anfangsstadium der OD eine konservative Therapie mit Verlaufskontrollen und symptomatischer Behandlung (Reduktion der Belastung, Sportkarenz, initiale Entlastungsphase, symptomatische Schmerztherapie, Vitamin D-Substitution) erfolgen. Bei der juvenilen OD am Kniegelenk werden Spontanheilungsraten von 50-94% berichtet. Zeigt sich allerdings ein fortgeschrittenes Stadium, mit instabiler Läsion, wird oft eine Operation notwendig.

Dabei werden je nach Größe des Defektes sowohl arthroskopische („Schlüssellochchirurgie“), minimal-invasive Verfahren als auch offene Verfahren durchgeführt. Das Ausmaß der Operation ist abhängig vom Stadium. Mit einer Anbohrung kann eine Verbesserung der Durchblutung und Heilung angeregt werden. Dies erfolgt in manchen Fällen kombiniert mit einer Refixation des Dissektats. Zeigt sich ein avitales (abgestorbenes) Dissektat muss dieses entfernt werden und der Defektbereich (Mausbett) mittels Knorpel- und Knochenersatz aufgefüllt werden. Hierbei kann auf verschiedene Therapieverfahren zurückgegriffen werden (matrixaugmentierte Knochenmarkstimulation, „minced Cartilage“-Verfahren, autologe Chondrozytentransplantation (ACT), osteochondrale autologe Knorpel-Knochen-Transplantation (OATS)).

Nachbehandlung

Je nach Umfang des operativen Eingriffs wird eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen für bis zu 6 Wochen empfohlen. Bei größeren Eingriffen mit Knorpelzelltherapie (ACT) ist die Vollbelastung häufig erst nach 3 Monaten möglich. Abhängig von der Lokalisation der Defekte muss zusätzlich häufig die Beweglichkeit des Gelenks limitiert werden. Durch die Verwendung geeigneter Orthesen kann hierbei die entsprechende Nachbehandlung gewährleistet werden. Um einen optimalen Therapieerfolg zu erreichen, sollte die individuell festgelegte und initial begonnene Physiotherapie regelmäßig ambulant weiter durchgeführt werden. Nachkontrollen werden sowohl bei der konservativen als auch operativen Therapie mittels MRT-Bildgebung durchgeführt um den Heilungsprozess zu beurteilen.

Literatur und weiterführende Links

Achar S, Yamanaka J Apophysitis and Osteochondrosis: Common Causes of Pain in Growing Bones. Am Physician. 2019 May 15;99(10): 610-618. PMID: 31083875.

Renkawitz,T., Beckmann, J, & Linhardt, O. (2011). Osteochondrosen und Osteonekrosen. In Orthopädie und Unfallchirurgie (pp. 185-197). Springer, Berlin, Heidelberg.

Gelse K. (2019) Osteochondrosis dissecans. In: Engelhardt M, Raschke M. (eds) Orthopädie und Unfallchirurgie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg.

Kutscha-Lissberg, F., Singer,P., Vécsei, V. et al. Osteochondritis dissecans des Kniegelenkes. Radiologe 44, 783-788 (2004).

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/erkrankungen/knorpelschaden-des-sprunggelenks-211100

 

Hinweise für Patienten

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