Knochenbrüche bei Osteoporose
Knochenbrüche bei bestehender Osteoporose sind häufig und erfordern spezielle Therapiestrategien. Betroffen sind dabei vor allem die Wirbelsäule, die Hüfte, der Oberarm und das Handgelenk. Die Therapie gestaltet sich hierbei vielfältig und muss immer individuell auf den Patienten abgestimmt werden.
Häufigkeit
Aufgrund der hohen Verbreitung der oft zunächst unerkannten Osteoporoseerkrankung sind dadurch bedingte Knochenbrüche (Frakturen) entsprechend häufig. In einem Zeitraum von 2006 bis 2009 erlitten 172.000 Versicherte einer Krankenkasse osteoporosebedingte Frakturen.
Jede zweite Frau und jeder vierte Mann wird statistisch gesehen in seinem Leben eine osteoporotische Fraktur erleiden.
Ursachen
Die Ursache für die entstehenden Knochenbrüche liegt in einem gestörten Knochenstoffwechsel, welcher zu einem vermehrten Abbau der festen Knochenbestandteile führt
Die Knochenbrüche selbst treten häufig im Rahmen von niedrig energetischen Traumata auf, das heißt meist einfache Stolperstürze über Teppichkanten oder in der Nacht aufgrund fehlender Orientierung. Weitere Sturzursachen können plötzliche Schwindelattacken oder Herzrhythmusstörungen bei älteren Patienten sein.
Symptome
Als sogenannte unsichere Frakturzeichen gelten grundsätzlich Schmerz, Schwellung, Blutergüsse und eine Bewegungseinschränkung oder fehlende Belastbarkeit. Sichere Zeichen eines Knochenbruchs sind die abnormale Stellung einer Gliedmaße, eine krankhafte Beweglichkeit, schmerzhaftes und hörbares Knochenreiben und, bei offenen Frakturen, hervortretende Knochenanteile.
Bei älteren Patienten sind starke bis stärkste Schmerzen nach einfachen Stürzen oder Anprallereignissen immer ein Alarmsignal und bedürfen einer ärztlichen Abklärung.
Hauptlokalisationen von osteoporosebedingten Knochenbrüchen sind:
- Der körpernahe Oberschenkel (Oberschenkelhalsbruch)
- Der körpernahe Oberarm (Oberarmkopfbruch)
- Der untere Anteil der Wirbelsäule (Wirbelkörperbruch, häufig im Lendenbereich)
- Der körperferne Unterarm (Speichenbruch)
- Beckenbrüche
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Verletzung und dem Gesamtzustand des Patienten. Da vornehmlich ältere Patienten betroffen sind, muss eine Therapieentscheidung immer abhängig von bestehenden Vorerkrankungen und der vor der Verletzung bestehenden Mobilität getroffen werden.
Ziel der Behandlung ist, wenn immer möglich, das gleiche Aktivitäts- und Mobilitätsniveau wie vor der Verletzung zu erreichen. Bei bisher nicht diagnostizierter Osteoporose sollte bei typischen Frakturen immer auch eine entsprechende Osteoporosediagnostik eingeleitet werden.
Je nach Frakturlokalisation unterscheidet sich meist auch die Therapie.
Bei Brüchen der unteren Gliedmaße, insbesondere des körpernahen Oberschenkels, ist oft eine operative Therapie erforderlich. Liegt eine Oberschenkelhalsfraktur vor, ist meist das Einsetzen einer Hüftgelenkprothese notwendig. Bei anderen Knochenbrucharten am Oberschenkel erfolgt häufig die Versorgung mit einem Knochennagel, nicht selten begleitet durch die Einbringung von Knochenzement, um eine sichere Verankerung zu ermöglichen.
Liegen Knochenbrüche an den oberen Gliedmaßen vor, so ist nicht immer eine operative Therapie erforderlich. Die Therapieentscheidung ist immer individuell und kann bei Brüchen des Oberarms von der konservativen Therapie (Gips/Schienen) über die Verschraubung der Frakturteile mittels Platten und Schrauben bis hin zur Notwendigkeit einer Schulterprothese reichen.
Auch Wirbelkörperbrüche erfordern eine individuelle Therapie je nach Schweregrad. Auch hier werden neben der konservativen Therapie operative Versorgungen mittels Einbringen von Knochenzement bis hin zu Teilversteifungen der Wirbelsäule durchgeführt.
Nachsorge
Erfolgt eine konservative Therapie, so ist eine engmaschige Kontrolle, meist mit mehrfachen Röntgenkontrollaufnahmen, erforderlich.
Wird eine operative Therapie durchgeführt, so erfolgt bei Oberschenkelbrüchen häufig eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme. Auch auf alte Menschen spezialisierte Rehabilitationsmaßnahmen, sogenannte geriatrische Rehabilitationen, werden vermehrt durchgeführt.
In dem Fall, auch bei ambulanten und konservativ therapierten Patienten, sollte eine physiotherapeutische Behandlung erfolgen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Zuletzt sollte bei bisher nicht bekannter Osteoporose eine entsprechende weiterführende Abklärung und unter Umständen Osteoporose-spezifische Therapie erfolgen.
Was kann der Patient tun?
Im Rahmen einer konservativen Therapie sollten die vereinbarten Kontrolltermine unbedingt wahrgenommen werden. Eine bestehende oder eingeleitete Osteoporose-Therapie sollte durch eine optimale Therapietreue umgesetzt werden.
Etwa 80 Prozent aller Knochenbrüche im Alter sind auf Stürze zurückzuführen, sodass der Sturzvermeidung eine besondere Bedeutung zukommt. Sturzursachen wie zum Beispiel hohe Teppichkanten sollten bei gangunsicheren Patienten beseitigt werden, um einfache Stürze so weit wie möglich zu vermeiden.
Literatur und weiterführende Links
Hadji, Peyman / Klein, Silvia / Gothe, Holger: Epidemiologie der Osteoporose – Bone Evaluation Study. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(4): 52-7.
Leitlinie des Dachverbandes Osteologie (DVO) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose
Patientenleitlinie des DOP (Dachverband deutschsprachiger Osteoporose-Selbsthilfeverbände und patientenorientierter Osteoporose-Organisationen)