Knieprothesenwechsel
Jede Endoprothese hat eine begrenzte Haltbarkeit und das ganz unabhängig davon, wie erfolgreich sie implantiert wurde. Denn sowohl der Knochen um die Gelenke herum unterliegt mit der Zeit gewissen Veränderungen, als auch die verschiedenen Teile der Prothese, die von Abrieb und Verschleiß betroffen sind. Aus diesem Grunde wird bei zunehmender Zahl an Erstimplantationen von Knieprothesen auch die Zahl der Wechseloperationen (Revisionen) in Zukunft steigen.

Einsatzgebiete
Die Wechselendoprothetik ist die logische Konsequenz der Primärendoprothetik im Bereich des Kniegelenkes. Ein künstlicher Gelenkersatz ist in seiner Haltbarkeit begrenzt, was, wie bereits oben ausgeführt, zum einen der Veränderung des Körpers und des Knochens um die Prothese herum geschuldet ist, zum anderen aber auch der Tatsache, dass die täglich aufeinander reibenden Gleitpartner der Prothese, hier Metall auf Kunststoff, einem Abrieb unterliegen, der langfristig zu entzündlichen Veränderungen und Lockerungen führt.
Die weiteren Ursachen für Beschwerden nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenkes sind aufgrund der Komplexität des Gelenkes zahlreich. Unterschieden werden müssen neben der Lockerung der Prothese auch andere Ursachen. Es gibt bei zahlreichen Patienten operationsbedingte Faktoren, die zu Restbeschwerden und damit in bestimmten Fällen zu einer erneuten Operation führen können. Dazu zählt zum Beispiel eine überschießende Vernarbung des Weichteilgewebes um das Kniegelenk, die zu einer deutlichen Bewegungseinschränkung führt, aber auch das Versagen oder Nachlockern von Bändern und eine überschießende Produktion von Gelenkschleimhaut. Ebenso kann der nicht optimale Einbau der Knieprothese zu Restbeschwerden führen.
In diesen Fällen ist in jedem Einzelfall abzuwägen, ob konservative Maßnahmen ausreichen oder ob eine erneute Operation notwendig ist. Der Hauptgrund, der zu einer Re-Operation führt, ist jedoch die Lockerung des künstlichen Gelenkes (siehe Abb. 1).

Durchführung
Das Ausmaß der Wechseloperation hängt eindeutig von den wechselauslösenden Ursachen ab. Sind Komponenten gelockert, so müssen diese gewechselt werden. Häufig finden sich Lockerungen nur am Ober- oder nur am Unterschenkel, teilweise ist auch nur die Kunststoffauflage am Unterschenkel verschlissen und muss ausgewechselt werden. Meist bedarf es beim Wechsel des künstlichen Kniegelenkes eines höheren Kopplungsgrades, das heißt häufig muss nach einem normalen Oberflächenersatz ohne zusätzliche Kopplung der Prothesenteile dann eine teilgekoppelte Prothese gewählt werden. In vielen Fällen ist bei der Revision auch eine andere Verankerung im Knochen über Stiele notwendig (siehe Abb. 2) um langfristig eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten.
Das Ziel des Wechsels ist wie bei der Erstversorgung ein stabiles, gut bandgeführtes oder eben prothesengeführtes Knie mit adäquater Ausrichtung der Beinachse, um langfristig wenig Abrieb und keine Lockerung zu provozieren bei hoher Zufriedenheit des Patienten. Aus diesem Grunde sollte man gerade bei jüngeren Patienten bereits beim ersten Kunstgelenk an den späteren Wechsel denken. Die steigende Lebenserwartung macht eine Revision des Kunstgelenkes wahrscheinlicher. Deswegen sollte so knochenschonend wie möglich operiert werden.

Für den komplexen Revisionsfall gibt es spezielle Endoprothesen. Sie müssen häufig länger und voluminöser sein, um die Verankerung im Knochen zu sichern. Es gibt sie meist in Form von modularen Baukastensystemen, die speziell für den Wechsel entwickelt wurden. Oft erkennt der Operateur erst während des Eingriffes, welche Dimension an Defekten die gelockerte Endoprothese verursacht hat. Mit Hilfe von verschiedenen Schaftvarianten und Knochenersatzmaterialien können diese Schäden überbrückt und wieder versorgt werden. Es ist somit unverzichtbar, dass die operierende Klinik eine große Auswahl an Wechselendoprothesen bereithält.
Erfolgsaussichten
Die Erfolgsaussichten sind bei korrekter Indikation, ausreichender Erfahrung des Operateurs und adäquater Prothesenwahl groß. Auch wenn ein Wechsel tendenziell nicht so lange hält wie eine Erstimplantation, so kann man auch nach einem Wechsel von einer langen Standzeit und hohen Zufriedenheit ausgehen. Der Träger kann die Haltbarkeit seines Implantates selber positiv beeinflussen, indem er sich an die Vorgaben seines Arztes hält, für ein moderates Körpergewicht sorgt und gelenkschonende Aktivitäten pflegt. Das Ziel ist die sportliche Aktivität mit prothesengeeigneten Sportarten wiederzuerlangen. Auch nicht beeinflussbare Faktoren wie die Knochenqualität und weitere Begleiterkrankungen wirken sich auf die Haltbarkeit aus. Fakt ist, dass bei plötzlich auftretenden Beschwerden nach langer Zufriedenheit dringend ärztlicher Rat in Anspruch genommen werden sollte.
FAQ – Häufig gestellt Fragen zum Thema Knieprothesenwechsel
Was ist ein Knieprothesenwechsel?
Ein Knieprothesenwechsel, auch als Knierevision bekannt, ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem eine bestehende Knieprothese ganz oder teilweise ausgetauscht wird. Dies wird notwendig, wenn die ursprüngliche Prothese Probleme verursacht oder nicht mehr richtig funktioniert.
Wann ist ein Knieprothesenwechsel erforderlich?
- Verschleiß der Prothese: Über die Zeit können sich Prothesenteile abnutzen oder lockern.
- Infektionen: Eine Infektion im Bereich der Prothese erfordert oft einen Wechsel.
- Instabilität: Wenn das Kniegelenk instabil wird und Schmerzen oder Bewegungsprobleme verursacht.
- Frakturen: Ein Knochenbruch um die Prothese herum kann einen Wechsel notwendig machen.
- Patientenbezogene Faktoren: Veränderungen im Gesundheitszustand oder der körperlichen Aktivität des Patienten können einen Wechsel erforderlich machen.
Wie läuft ein Knieprothesenwechsel ab?
Der Eingriff ist komplexer als die ursprüngliche Knieprothesenoperation und umfasst folgende Schritte:
- Vorbereitung: Umfassende Diagnostik und Planung des Eingriffs.
- Entfernung der alten Prothese: Die bestehenden Prothesenteile werden sorgfältig entfernt.
- Knochenvorbereitung: Eventuelle Knochendefekte werden behandelt, möglicherweise durch Knochentransplantation.
- Einsetzen der neuen Prothese: Die neuen Prothesenkomponenten werden implantiert und auf Stabilität und Funktion getestet.
- Wundverschluss und Nachsorge: Die Wunde wird verschlossen und mit Kompressionsverbänden versorgt.
Wie lange dauert der Krankenhausaufenthalt?
In der Regel beträgt der Krankenhausaufenthalt nach einem Knieprothesenwechsel etwa zwei Wochen. Danach folgt oft eine bis zu vierwöchige stationäre oder ambulante Rehabilitationsmaßnahme.
Wie sieht die Rehabilitation nach einem Knieprothesenwechsel aus?
Die Rehabilitation beginnt unmittelbar nach der Operation und umfasst mehrere Phasen:
- Frühphase: Erste Mobilisation und Beginn der Physiotherapie bereits am Tag nach der OP.
- Stationäre/ambulante Reha: Intensive Therapie über etwa drei Wochen, entweder stationär oder ambulant.
- Langfristige Rehabilitation: Fortsetzung der Physiotherapie und schrittweise Rückkehr zu normalen Aktivitäten.
Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?
- Infektionen
- Wundheilungsstörungen
- Blutergüsse und Nachblutungen
- Thrombosen und Embolien
- Verklebungen im Knie, die zu Bewegungseinschränkungen führen können
- Instabilität des Gelenks
- Restschmerzen
Wie hoch sind die Erfolgsraten eines Knieprothesenwechsels?
Etwa 70% der Patienten sind mit dem Ergebnis einer Knierevision zufrieden. Allerdings haben bis zu 30% der Patienten weiterhin Restbeschwerden. Die Überlebensdauer von Revisionsprothesen ist in der Regel kürzer als die von primären Prothesen, kann aber bei moderater Belastung mehr als 10 bis 15 Jahre betragen.
Kann ich nach einem Knieprothesenwechsel Sport treiben?
Ja, nach vollständiger Genesung können viele Patienten wieder Sport treiben. Empfohlen werden gelenkschonende Aktivitäten wie:
- Schwimmen
- Radfahren
- Golf
Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko oder starker Belastung sollten vermieden werden.
Wie lange dauert die vollständige Genesung?
Die vollständige Genesung kann individuell variieren, aber im Allgemeinen gilt:
- Schmerzfreiheit stellt sich in der Regel nach 7 bis 12 Wochen ein.
- Die Teilnahme am Straßenverkehr ist nach etwa 8 bis 10 Wochen wieder möglich.
- Sportliche Aktivitäten können nach etwa 12 Wochen wieder aufgenommen werden.
- Die volle Belastung durch Sport sollte erst nach 3 bis 6 Monaten erfolgen.
Was kann ich tun, um das Ergebnis langfristig zu verbessern?
- Das Rehabilitationsprogramm konsequent befolgen.
- Regelmäßige Nachsorgetermine wahrnehmen.
- Einen gesunden Lebensstil pflegen, einschließlich ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität.
- Überbelastungen vermeiden und auf Ihr Körpergewicht achten.